Herne. Der Verein Arbeitslosenzentrum Herne wird aufgelöst. Am Mittwoch informierte er über die Gründe und die Aussicht auf eine Fortsetzung der Arbeit.
Ende dieses Jahres endet ein Ära in Herne. Der Verein Arbeitslosenzentrum Herne wird seine Arbeit einstellen und aufgelöst. Am Mittwoch informierte der Verein über die Gründe und die Aussicht auf eine Fortsetzung der Arbeit.
Der Beschluss, den die Vereinsmitglieder bereits im Februar gefasst hätten, sei „ein harter Schritt“, so 1. Vorsitzender Ulrich Schürmann, doch dieser sei aus mehreren Gründen unumgänglich gewesen. Eine ganz große Rolle spielten die Finanzen. Der Verein habe viele Jahre sehr gute Einnahmen aus der Altkleidersammlung erzielen können. In guten Jahren seien es bis zu 75.000 Euro gewesen. Doch die seien seit Ende 2019 vollständig weggebrochen, weil sich die Rechtslage geändert habe.
Einnahmen aus Altkleidersammlungen sind weggebrochen
Mit den Einnahmen aus dem Altkleidergeschäft sei der Verein in der Lage gewesen, Rücklagen zu bilden, so Franz-Josef Strzalka, der Leiter des Arbeitslosenzentrums. Doch Rücklagen seien endlich - und der Verein lebe bereits in diesem Jahr von seinen Rücklagen. In den kommenden Jahren werde sich das nicht ändern. Daneben erhält das Arbeitslosenzentrum (ALZ) Landesmittel. Wenn es unglücklich laufe und das ALZ bei der Neubeantragung der Fördermittel nicht zum Zuge käme, wären die Rücklagen Ende 2023 aufgebraucht.
Eine andere Rolle spiele das Personal: Strzalka, der das ALZ seit 34 Jahren leitet, wird Ende des Jahres in den Ruhestand treten. Außerdem wird sich die Geschäftsführerin, die hauptamtlich bei der Caritas beschäftigt ist, in den Ruhestand verabschieden. „Also genau die beiden Personen, die den Betrieb am Laufen halten, sind dann weg.“ Da stelle sich die Frage der Nachfolge. Doch der Verein könne angesichts der Finanzlage keine längerfristige Perspektive bieten.
Hinzu komme, dass der ehrenamtliche Vorstand ein Alter erreicht habe, in dem man kürzer treten will. All diese Probleme hätten die Mitglieder dazu bewogen, den Verein in geordneten Bahnen „abzuwickeln“.
Erste Gespräche über Fortführung der Arbeit in einer anderen Struktur
Bereits im Jahr 2008 und 2019 war das Arbeitslosenzentrum in seiner Existenz bedroht, das Land wollte es nicht mehr fördern - genauso wie rund 80 weitere Arbeitslosenzentren im Land. „Die sind wohl nicht das Lieblingsprojekt des Arbeitsministers“, so Strzalka. 2019 gelang die Rettung dadurch, dass sich das ALZ und das Zeppelin-Zentrum gemeinsam für Mittel der Erwerbslosenberatung bewarben - und sie für die Jahre 2021 und 2022 bekamen. Doch es sei nicht gesagt, dass die Mittel auch in der neuen Förderphase ab 2023 fließen. Und auch sie könnten die finanzielle Lücke des ALZ nicht schließen, um den Betrieb in der gewohnten Form fortzusetzen.
Doch all das müsse nicht unbedingt bedeuten, dass diese Arbeit enden muss, so Strzalka. Ihm und den Mitgliedern sei es nach so langer Zeit keineswegs egal, was nach ihnen komme. Deshalb seien sie an den Dechanten herangetreten, ebenso an die Caritas. Es gebe bereits Gespräche mit Dekanat und Caritas - aber auch mit der evangelischen Kirche, weil es in der Vergangenheit immer eine enge Kooperation mit dem Zeppelin-Zentrum gegeben habe. Das Ziel: die Weiterführung der Arbeit in einer anderen Organisationsform.
Dabei gebe es genug zu tun, so Strzalka. Im Arbeitslosenzentrum hätten pro 600 bis 700 Beratungen stattgefunden. Darüber hinaus sei das ALZ immer ein wichtiger Treffpunkt für Menschen gewesen, um Menschen aus ihrer Isolation zu holen. Das Beratungsangebot sei mit den Jahren kontinuierlich ausgebaut worden. Es reiche von der Erwachsenenbildung über psychologische Beratung, Physiotherapie bis hin zu Nachmittagen mit Gesellschaftsspielen. Damit sei es möglich, Leute in den Austausch zu bringen. Das könnte sich Strzalka auch als Rahmen für die zukünftige Arbeit vorstellen.
>>> ALZ SOLLTE URSPRÜNGLICH EINE VORÜBERGEHENDE EINRICHTUNG SEIN
■ Ursprünglich sollte das Arbeitslosenzentrum eine vorübergehende Einrichtung sein, weil man dachte, dass Arbeitslosigkeit beseitigt werden kann.
■ Zunächst habe es einmal in der Woche einen Treffpunkt gegeben, erinnert sich Strzalka, doch dann sei der Wunsch aufgekommen, mehr zu machen. Erst wurde über eine ABM-Maßnahme eine arbeitslose Lehrerin eingestellt, 1987 sei der der Verein gegründet und ein Vorstand gewählt worden. Strzalka selbst sei in jenem Jahr als ABM-Kraft zum ALZ gekommen.