Herne. Der Fortbestand des Herner Arbeitslosenzentrums ist gefährdet. Der Grund: Das NRW-Arbeitsministerium streicht die Fördermittel ab 2021.
Das ist alles andere als eine frohe Botschaft zum Fest: NRW-Arbeitsminister Josef Laumann hat vor wenigen Tagen, dass er ab 2021 die Landesförderung für die rund 80 Arbeitslosenzentren in Nordrhein-Westfalen streichen wird. Das könnte das Aus für das Herner Arbeitslosenzentrum (ALZ) an den Hermann-Löns-Straße bedeuten.
Für Franz-Josef Strzalka ist die Streichung der Landesförderung eine Hiobsbotschaft - die allerdings nicht ganz unerwartet gekommen sei. So habe es in den vergangenen Monaten Gespräche und Anhörungen zu diesem Thema gegeben, außerdem sei Laumann wohl kein Freund der Arbeitslosenzentren.
Auch Einnahmen aus Altkleidersammlung fallen weg
Das Herner Arbeitslosenzentrum erhält pro Jahr 15.600 Euro. Der Wegfall reiße ein großes Loch in die Finanzierung. Erschwerend komme hinzu, dass sich noch ein zweites aufgetan habe: In der Vergangenheit profitierte das Arbeitslosenzentrum von der Altkleidersammlung in Kooperation mit Entsorgung Herne. Doch eine Fortsetzung sei aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich, so Ulrich Schürmann, Vorsitzender des Vereins Arbeitslosenzentrum. Allerdings lohne sich das Geschäft angesichts verfallener Preise für Altkleider nicht mehr. Beide Wegfälle seien nicht zu kompensieren.
Grüne wollen im Sozialausschuss Situation diskutieren
Die Grünen wollen in der nächsten Sitzung des Herner Sozialausschusses am 25. Februar über die beabsichtigte Streichung der Fördermittel diskutieren.
Das ALZ stelle ein niederschwelliges Angebot dar, welches konkret auch anerkenne, dass nicht jede erwerbslose Person durch Coaching und Beratung wieder in den 1. Arbeitsmarkt integriert werden kann. Hier spielten eher Stabilisierung der Lebenssituation und Entwicklung neuer Perspektiven eine Rolle.
Mit der Planung des Ministers sei davon auszugehen, dass ein Teil der Erwerbslosen aus dem Blickfeld und der Ansprache von Beratungs- und Vermittlungsleistungen geraten werde. Angesichts der ohnehin schwierigen Sozialstruktur werde damit ein wichtiges Element der sozialen Stabilisierung geschwächt.
Der Sozialausschuss sollte sich frühzeitig mit der angekündigten - wenn auch noch etwas unkonkreten – Situation beschäftigen und beim Land auf Aufklärung dringen.
Müsse er zum Ende des kommenden Jahres die Tür abschließen, fiele ein wichtiges Angebot für arbeitslose Menschen weg, so Strzalka. Das ALZ biete ein ganzes Paket von Maßnahmen, um Menschen mit der Möglichkeit zu Gesprächen und Begegnungen ein soziales Netzwerk zu knüpfen, dass sie in ihrer Situation stütze. Die Liste der Angebote ist umfangreich und reicht von Frühstücks- und Mittagsangeboten über Erwachsenenbildung in den Bereichen Politik, Psychologie und Kultur über Psychotherapie bis zu Behördenbegleitung und Rechtsberatung. Ein zentrales Element sei die Gesundheitsförderung. Hinzu komme, dass die Kooperation mit dem Jobcenter funktioniere, man das Arbeitslosenzentrum durchaus als Ergänzung betrachten könne.
Erhöhung der Mitgliedsbeiträge des Trägervereins fängt Wegfall der Mittel nicht auf
Bereits 2008 stand das ALZ vor der gleichen Situation, auch damals hatte die schwarz-gelbe Landesregierung die Mittel gestrichen. Damals habe man irgendwie eine Lösung gestemmt. Er sei froh, dass die katholischen Kirchengemeinden das ALZ finanzieren, so Strzalka, doch diese Lücke sei schwer zu füllen. Auch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge des Vereins führe nicht zum Ziel, so Schürmann. So wird Strzalkas Arbeit in den kommenden Monaten zu einem guten Teil darin bestehen, nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Auch die Stadt werde ein Ansprechpartner sein. Was Strzalka bitter stimmt: dass die Landesregierung nicht erkenne, dass mit überschaubaren Mitteln viel bewegt werde.
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Das Zeppelin-Zentrum ist als sogenannte Erwerblosenberatungsstelle (EBS) nicht von der Streichung betroffen. Vielmehr sehen die Pläne des Arbeitsministeriums vor, das Angebot des Arbeitslosenzentrums in das des Zeppelinzentrums zu integrieren. Die EBS bieten Langzeitarbeitslosen konkrete Hilfen bei der Jobsuche, Weiterbildung und rechtlichen Fragen. Dagmar Spangenberg-Mades, Leiterin des Zeppelin-Zentrums, sieht die Entscheidung des Ministeriums sehr kritisch und unterstützt ihren „Kollegen“. Sie will keine Verengung auf die reine Beratung, langzeitarbeitslose Menschen bräuchten auch einen Anlaufpunkt für die Begegnung. Mit der Streichung der Förderung würden Menschen mit großen Vermittlungshemmnissen „vergessen“.