Herne. Weil dem Herner Arbeitslosenzentrum zwei Finanzierungssäulen wegfallen, ist es in seiner Existenz bedroht. Die Herner Politik will es erhalten.
Die Politik setzt sich für den Erhalt des Herner Arbeitslosenzentrums (ALZ) ein. Der Sozialausschuss hat am Dienstag die Verwaltung einstimmig beauftragt, Möglichkeiten zu suchen, wie die Finanzierung in Zukunft gewährleistet werden kann. Denn die Finanzierung - und damit die Zukunft - steht auf der Kippe. Dafür gibt es zwei Gründe.
Ende vergangenen Jahres teilte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann mit, dass das Land ab 2021 die Landesförderung für die rund 80 Arbeitslosenzentren in Nordrhein-Westfalen streichen wird. Damit würden 15.600 Euro für das Herner ALZ wegfallen, die bislang aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geflossen sind. Darüber hinaus fallen Einnahmen aus den Altkleidersammlungen weg. In der Vergangenheit hatte das Arbeitslosenzentrum in Kooperation mit Entsorgung Herne gesammelt, doch nach nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen ist dies rechtlich nicht mehr möglich. Allerdings ist dieses Geschäft wegen der verfallenen Preise für Altkleider nicht mehr lohnend. Damit fallen rund 50.000 Euro Einnahmen für das ALZ weg.
Die Mittel der Stadt dürften sehr begrenzt sein
Die Fraktionen waren sich einig, dass die Arbeit an der Hermann-Löns-Straße wertvoll ist, weil es sich um ein niederschwelliges Angebot handele, das die Lebenssituation von den betroffenen Menschen stabilisieren und neue Perspektiven eröffnen könne. Die Liste der Angebote ist umfangreich und reicht von Frühstücks- und Mittagsangeboten über Erwachsenenbildung in den Bereichen Politik, Psychologie und Kultur über Psychotherapie bis zu Behördenbegleitung und Rechtsberatung. Ein zentrales Element ist die Gesundheitsförderung.
Sozialdezernent Johannes Chudziak teilte im Ausschuss mit, dass es bereits ein erstes Gespräch gegeben habe, um die Möglichkeiten einer Förderung auszuloten, in diesem Prozess sei man bei weitem noch nicht am Ende. Allerdings dürften die Mittel der Stadt ausgesprochen begrenzt sein, selbst etwas zur Finanzierung beizutragen. Sie hat jedes Jahr aufs Neue größte Mühe, bei der Bezirksregierung grünes Licht für ihren Haushalt zu bekommen.
Zeppelin-Zentrum ist nicht betroffen
Das Zeppelin-Zentrum in Wanne-Süd ist als sogenannte Erwerblosenberatungsstelle (EBS) nicht von der Streichung betroffen. Vielmehr sehen die Pläne des Arbeitsministeriums vor, das Angebot des Arbeitslosenzentrums in das des Zeppelinzentrums zu integrieren.
Die EBS bieten Langzeitarbeitslosen konkrete Hilfen bei der Jobsuche, Weiterbildung und rechtlichen Fragen.
Caritasverband verfügt über Fördertöpfe, die für das Arbeitslosenzentrum geeignet wären
ALZ-Leiter Franz-Josef Strzalka zeigte sich nach dem eindeutigen Votum zufrieden damit, dass sich die Politik des Themas annimmt und die Tatsache nicht außer Frage stelle, dass das Arbeitslosenzentrum gute Arbeit mache. Strzalka kann die Mittelstreichung durch das Land nach wie vor nicht nachvollziehen. Insgesamt spare es einen Betrag von 1,2 Millionen Euro (NRW-weit sind 80 Arbeitslosenzentren betroffen). Mit überschaubaren Mitteln könne viel erreicht werden. Strzalka: „Das Land könnte eigentlich stolz auf diese Förderung sein.“
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Im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion zeigte er sich entschlossen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Fortbestand sicherzustellen. Da das ALZ auch durch die katholischen Herner Kirchengemeinden sowie den Caritasverband des Erzbistums Paderborns getragen wird, sei auch das Bistum bei der Suche nach einer Lösung eine Adresse. Der Caritasverband verfügt durchaus über Programm und Töpfe, die auf das Profil des ALZ passen würden. So hat der Caritasverband einen Sonderfonds armutsorientierte Dienste, außerdem gibt es einen Fonds zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit.