Herne. Die Herner Grünen haben einen „Masterplan Schulentwicklung“ erarbeitet. Darin fordern sie eine weitere Gesamtschule und das Ende der Hauptschule.

Die Herner Grünen haben einen „Masterplan Schulentwicklung“ erarbeitet. In dem 16-seitigen Papier, das der WAZ vorliegt, benennen sie Ideen und Ziele, wie die Herner Schullandschaft sich ihrer Ansicht nach in den kommenden Jahren entwickeln soll.

„Die Stadt Herne muss aktiv werden beim Thema Schulentwicklung“, betont Fabian May, schulpolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion. „Wir schlummern gerade im Dornröschenschlaf, was die weiterführenden Schulen angeht und machen nur das absolute Minimum dessen, was möglich ist.“ Das solle sich ändern.

Herner Grünen fordern zusätzliche Gesamtschule

Großen Handlungsbedarf sehen die Grünen dabei vor allem bei der Struktur der weiterführenden Schulen. „Keine Schule in Herne hat ab 2030 mehr als vier Züge, es sei denn die Schulkonferenz wünscht dies ausdrücklich“, heißt es als ein Ziel im Masterplan der Grünen. Vor allem in Bezug auf die Gesamtschulen ergibt sich daraus gleich ein weiteres Ziel, das für Fabian May feststeht: „Es muss einen Schulneubau, eine zusätzliche Gesamtschule geben.“

Diese Forderung ist nicht neu: Die Schulkonferenz der Erich-Fried-Gesamtschule hatte bereits vor einem halben Jahr die Gründung einer vierten Gesamtschule gefordert, um die bestehenden drei Gesamtschulsysteme zu verkleinern und zu entlasten. Denn Erich-Fried soll zum Schuljahr 2025/2026 um einen Zug erweitert werden, damit die Gesamtschule Mont-Cenis um einen Zug reduziert werden kann (allerdings schon zum kommenden Schuljahr). Beide Schulen sollen dann perspektivisch mit fünf Parallelklassen starten. Zu viel, geht es nach den Grünen.

Hauptschule Hans-Tilkowski soll umgewandelt werden

Beim Bau einer neuen Gesamtschule sollte das Prinzip des Public-Private-Partnership (PPP) geprüft werden, so May, bei dem ein privater Investor den Bau übernimmt und das Gebäude dann der Stadt für die nächsten 20, 30 Jahre vermietet. „Das können wir bei unserem Haushalt verkraften“, so Mays Einschätzung.

Der schulpolitische Sprecher der Herner Grünen, Fabian May, möchte die Schulen und Klassen in Herne verkleinern.
Der schulpolitische Sprecher der Herner Grünen, Fabian May, möchte die Schulen und Klassen in Herne verkleinern. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eine neue Gesamt- oder Sekundarschule solle es zudem geben, indem die Hans-Tilkowski-Schule dahingehend durch den Bau einer zwei- bis dreizügigen Dependance in direkter Nähe umgewandelt würde. So solle die Hauptschule laut den Grünen „aufgewertet werden“. Faktisch würde es aber das Aus der letzten verbliebenen Hauptschule bedeuten. Dieser Schritt würde allerdings den Weg frei machen, sodass auch Realschulen in der Stadt (nach §132c des Schulgesetzes NRW) einen Hauptschulbildungsgang anbieten könnten. Das verkürze die Fahrtwege für die Schüler, so das Pro-Argument der Grünen. Die betroffenen Realschulen sollen „eine angemessene Förderung für die erhöhten pädagogischen und didaktischen Anforderungen“ erhalten.

Insgesamt sollten Schulen, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, die Verantwortung übernehmen und etwa im Bereich des Gemeinsamen Lernens, priorisiert und finanziell stärker unterstützt werden, so May. „Wenn wir alle Schulen gleich behandeln, dann sind wir unfair.“

Klassenstärke in Grundschulen reduzieren

Bei den Grundschulen solle, so der Masterplan, in jedem Bezirk eine reaktiviert werden. Zudem müsse das Ziel sein, die Klassengröße deutlich zu reduzieren. Für die Grundschulen geben die Grünen eine Klassenstärke von maximal 25 Schülerinnen und Schülern pro Klasse an. Eine Reduzierung der Klassenstärke wünscht sich auch Hernes Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini seit Jahren. Die Realität zeigt aber auch, dass es allein schon aus Personalmangel nicht umsetzbar sei, sagt sie.

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Wie realistisch und vor allem finanzierbar sind also die von den Grünen formulierten Ziele überhaupt? „Es sind ambitionierte Ziele“, räumt auch May ein. Wichtig sei es aber erstmal, Ziele zu benennen, um dann in die Diskussion einzusteigen. „Das Thema Geld ist das Schwierigste, das wir in Herne haben“, gesteht May ein. Dennoch dürfe die angespannte finanzielle Situation der Stadt kein Totschlagargument sein. Er sagt, es müssten kreative Lösungen her, was die Finanzen angeht. Welche genau das sind, sagt er nicht, möchte aber über den Schritt an die Öffentlichkeit in den Dialog mit anderen Parteien treten. „Vielleicht planen wir General Blumenthal eine Nummer kleiner und nehmen das Geld für starke Schulen in Herne.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Kooperationen stärken

• Der Masterplan der Grünen sieht auch vor, die außerschulischen Kooperationen zu stärken. So sollten dem Talentkolleg Ruhr Räumlichkeiten für den Ausbau seiner Zweigstelle an der Viktor-Reuter-Straße angeboten werden.

• Dem Talentkolleg Ruhr solle zudem eine geeignete Stelle für die Einrichtung des „Talentkolleg KIDS“, welches mit den Grundschulen zusammenarbeite, angeboten werden, vorzugsweise in Wanne-Eickel.