Herne. Die Stadt möchte die Zügigkeit der Gesamtschulen ändern. Eine Schule soll verkleinert, eine vergrößert werden. Das könnte zu Problemen führen.
Die Stadt möchte die Zügigkeit der Gesamtschulen in Herne in den kommenden Jahren neu verteilen. Dabei soll die Erich-Fried-Gesamtschule von vier auf fünf Züge aufgestockt, die Mont-Cenis-Gesamtschule um einen Zug reduziert werden – ebenfalls auf fünf Züge. Diese Pläne stellt die Stadtverwaltung in der Beschlussvorlage für den Schulausschuss vor, der am Donnerstag tagt.
„Wir müssen der Realität ins Auge schauen und dem Elternwunsch nachkommen“, sagt Schuldezernent Andreas Merkendorf zu den Plänen. Seit Jahren gibt es an der Erich-Fried-Gesamtschule mehr Anmeldungen als Plätze, wohingegen die Mont-Cenis-Gesamtschule die Sechszügigkeit zumindest bei den Fünftklässlern nicht ausschöpft. „Es wurde jahrelang versäumt, darauf zu reagieren“, betont Merkendorf. Doch das soll sich nun ändern.
Herne: Mont-Cenis soll ab 2022 fünfzügig sein
Bereits zum Schuljahr 2022/23, also mit Beginn des kommenden Schuljahres, soll die sanierungsbedürftige Mont-Cenis-Gesamtschule laut Beschlussvorlage auf fünf Parallelklassen pro Jahrgang reduziert werden. Die Verwaltung begründet diese Kurzfristigkeit so: „Die Reduzierung der Zügigkeit muss zeitnah erfolgen, damit mit Fertigstellung des Teilneubaus (voraussichtlich 2025) alle dann im System befindlichen Klassenverbände untergebracht werden können.“ Der Neubau soll also direkt nur für fünf Parallelklassen ausgestattet werden.
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Die Erich-Fried-Gesamtschule soll aber erst drei Jahre später, ab dem Schuljahr 2025/2026, von vier auf fünf Züge ausgebaut werden. Vorher soll auch diese „räumlich erweitert“ werden. Der Schuldezernent spricht von einer „eher unbequemen Situation“, die aber aufgrund der baulichen Planung nicht anders zu lösen sei. Es sei zudem rechtlich nicht zumutbar, den Neubau an der Mont-Cenis-Schule unter den Umständen sechszügig zu bauen.
Private Quinoa-Schule soll ab 2022 Lücke schließen
Die Lücke bei den Plätzen an den Gesamtschulen, die ab dem kommenden Jahr entstehen würde, soll die private Quinoa-Schule abfangen. „Rein rechnerisch“ sei das auf jeden Fall möglich, sagt Merkendorf. Denn bereits ab dem kommenden Sommer könnte sie, so sie denn kommt, einzügig starten und etwa 30 Schülerinnen und Schüler aufnehmen. „Wir sehen in Berlin, was für gute Arbeit dort gemacht wird, da wird die Nachfrage in Herne auch gegeben sein“, so der Schuldezernent optimistisch.
Für Stephan Helfen, Schulleiter der Erich-Fried-Gesamtschule, ist es „eine spannende Frage“, ob die Quinoa-Schule überhaupt an den Start geht und wie sie dann von Eltern angenommen werden wird. „Passiert das nicht, haben wir ein rechnerisches Problem.“ Den Entschluss eines Ausbaus an seiner Schule würde er „mittragen“. „Für uns ist das eine Frage von Solidarität unter den Gesamtschulen“, so Helfen. Zwar sehe er auch die Vorteile, in diesem Umfeld in einem kleineren System arbeiten zu können, er fürchte aber nicht, dass die Beliebtheit darunter leiden könnte. „Die Schule hat einen guten Ruf, das hat nicht nur mit der Zügigkeit zu tun, sondern auch mit der Arbeit, die hier geleistet wird.“
Ausbau der Gesamtschule Erich-Fried nötig
Neben einer nötigen Anpassung des Raumangebotes ist Helfen noch ein weiterer Punkt wichtig: „Man darf bei der gesamten Diskussion nicht nur auf die Zügigkeit der Gesamtschulen achten, sondern auch auf die anderer Schulformen“, fordert Helfen. Vor allem bei den Gymnasien sieht er Sparpotenzial beim ungenutzten Schulraum. Würde der reduziert, könne vielleicht auch die hohe Zahl an Schulformwechslern nach Klasse 6 in Herne reduziert werden, wenn die Gymnasien nur die Schülerinnen und Schüler annähmen, die wirklich eine Gymnasialempfehlung hätten, so der Gesamtschulleiter.
An der Mont-Cenis-Gesamtschule könnten die Pläne ab 2025 für etwa drei Jahre wohl zu Raumnot führen. So soll der Teilneubau zwar 2025 fertiggestellt werden, aber eben nur für fünf Züge ausgelegt sein. Bis 2027/28 werden aber noch die sechszügig gestarteten Jahrgänge die Schule besuchen. Viel Stoff für Diskussionen im Schulausschuss, dessen ist sich auch Andreas Merkendorf bewusst: „Wir wissen, dass es mutig ist, diese Diskussion zu führen.“ Dennoch sei es wichtig, denn: „Ein ,Weiter so’ können wir uns nicht leisten.“ Der Schuldezernten ist überzeugt: „Es wäre ein Schritt zu einer attraktiven Neugestaltung der Gesamtschullage in Herne.“
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Entwicklung der Schülerzahlen
• Laut Prognosen soll die Schülerzahl an den weiterführenden Schulen in den kommenden Jahren weiter steigen und voraussichtlich 2026 bzw. 2027 mit rund 1500 Schülerinnen und Schülern ihren Höchststand erreichen, heißt es in der Beschlussvorlage.
• Die Gesamtschule Wanne-Eickel soll sechszügig bleiben, eine Ausweitung der Aufnahmekapazität sei laut Schulentwicklungsbericht nicht angestrebt. Das Raumprogramm wird, so heißt es in der Vorlage, insgesamt als defizitär beschrieben. „Eine Verbesserung der räumlichen Situation ist perspektivisch im Blick zu behalten.“