Herne. In Herne kommen immer mehr Kinder aus der Ukraine an, die schulpflichtig sind. Einige nehmen weiter am Unterricht ihrer Heimat teil – per iPad.

Die Zahl der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine, die nach Herne kommen, steigt weiter an. Aktuell sind 140 bei der Stadt registriert, vor einer Woche waren es noch 94. Die Schülerinnen und Schüler sollen nun in die Herner Schulen integriert werden. Die Stadt ist optimistisch, dass das klappt: Der Bildungsstand sei hoch. Viele nähmen sogar weiterhin am Unterricht ihrer alten Klasse teil. Aus Herne schalteten sie sich dazu mit mobilen Endgeräten zusammen.

„Wenn man das miterlebt, dann kriegt man Gänsehaut“, bekannte Schuldezernent Andreas Merkendorf in einem Pressegespräch der Stadt, als er vom Distanzunterricht der ukrainischen Kinder berichtete. Nach Herne kämen weiterhin überwiegend Mütter mit ihren Kindern, und die hätten oft Schulmaterialien, ja sogar Tornister und digitale Geräte dabei. Mit iPad, Computer oder Smartphone nähmen einige dann am Unterricht in ihrer alten Klasse teil. Die Schülerinnen und Schülern, oft auch die Lehrerinnen und Lehrer, schalteten sich dann aus ganz Europa zusammen.

Lobt das Bildungsniveau in der Ukraine: Hernes Schuldezernent Andreas Merkendorf.
Lobt das Bildungsniveau in der Ukraine: Hernes Schuldezernent Andreas Merkendorf. © WAZ | Sabrina Didschuneit

„Bildung“, fasst Merkendorf zusammen, habe in der Ukraine einen „sehr, sehr hohen Stellenwert“. Das erleichtere die Integration vor Ort. Deutsch sei in dem Kriegsland die zweite Fremdsprache, und auch Englisch werde „auf einem sehr guten Niveau gesprochen“.

Herne: Schulische Erstberatung in der Koordinierungsstelle Ukrainehilfe

Von der ukrainischen Kindern, sagte Claudia Heinrich, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums (KI), bei dem Pressegespräch, gehöre jeweils eine Hälfte in die Grundschule und auf eine weiterführende Schule. Was Letztere angeht: Viele müssten in die Klassen 5 bis 7. Klar sei für alle: Er seinen Wohnsitz in Herne habe, sei schulpflichtig.

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Die Stadt will Eltern (in diesem Fall in der Regel Müttern) sowie Kinder und Jugendliche aus der Ukraine zunächst umfassend beraten. Dabei will sie die bestehenden Strukturen, also die Angebote der Stadt für Geflüchtete aus anderen Ländern, nutzen: „Das ist Alltagsgeschäft für das KI“, sagt Heinrich. So gebe es in der neuen Koordinierungsstelle Ukrainehilfe in Herne-Mitte unter anderem eine schulische Erstberatung durch Lehrerinnen und Lehrer, bei der Informationen zum deutschen Schulsystem weitergegeben werden. Auch ein Termin beim Schularzt werde dabei ausgemacht. Anschließend sollen dann die Zuweisungen auf eine Schule erfolgen. Dabei sollen die Kinder und Jugendlichen dorthin, wo es Kapazitäten gebe, etwa in eine neu eingerichtete Willkommensklasse. Zumindest zuletzt gab es aber noch wenig Platz in Herne.

Geflüchtete können sich meist gut verständigen

Will die Geflüchteten schnell einbinden: Claudia Heinrich, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums.
Will die Geflüchteten schnell einbinden: Claudia Heinrich, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Bei den Beratungen stünden bei Bedarf Dolmetscherinnen und Dolmetscher zur Verfügung. „Die befürchtete Sprachbarriere ist in den meisten Fällen aber nicht ganz so hoch“, sagte Heinrich. Auch hier zeige sich: Die Geflüchteten könnten sich meist gut verständigen, und sei es „nur“ auf Englisch. Andere brächten auch Verwandte und Familienmitglieder mit, die Deutsch sprächen.

In einem Rutsch würden im Kommunalen Integrationszentrum auch die Erwachsenen beraten – „über Angebote im Sozialraum“, wie sich Heinrich ausdrückte. Gemeint ist: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informierten über Sprachkurse, Treffs und Cafés. Ziel sei es, alle „schnell einzubinden“.

Dennoch sei klar: Viele Geflüchtete, Heranwachsende wie Erwachsene, kämen hochtraumatisiert nach Deutschland, sagt Bildungsdezernent Merkendorf. Sie hätten Schlimmes erlebt und sollten auch die Möglichkeit haben, erst mal in Ruhe anzukommen. Das meint auch die Chefin des Integrationszentrums: „Schule ist wichtig, gar keine Frage.“ Erst wenn die Schülerinnen und Schüler aber gut angekommen seien, dann könnten und sollten sie in der Schule starten und lernen.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Noch keine unbegleiteten Kinder und Jugendlichen

Bislang, sagt Sozialdezernent Johannes Chudziak, seien noch keine unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen.

Die Stadt habe befürchtet, dass eine nennenswerte Zahl an Kindern und Jugendlichen alleine nach Herne kommen könnte. Das habe sich zum Glück nicht bestätigt.

Sollten dennoch in Zukunft unbegleitete Schülerinnen und Schüler ankommen, sei die Stadt aber darauf vorbereitet.