Herne. Die Stadt Herne will Zuwanderer aus Südosteuropa besser integrieren und so auch die Problemhäuser in den Griff kriegen. Was die Stadt vorhat.

Seit 2014 kommen immer mehr Menschen aus Rumänien und Bulgarien nach Herne. Damit wachsen auch die Probleme: Viele Zuwanderinnen und Zuwanderer sind nicht integriert, haben keine Beschäftigung, keine Krankenversicherung und keine Ausbildung, außerdem wohnen sie in schlechten Verhältnissen, die zudem das Wohnumfeld belasten. Nun will die Stadt Herne intensiv gegensteuern: Sie verdoppelt die Zahl der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die sich um die Menschen kümmern sollen.

Zunächst zu den Zahlen: Aktuell sind 3.839 Menschen aus Rumänien und Bulgarien in Herne gemeldet, sagte Sozialdezernent Johannes Chudziak am Donnerstag bei einem virtuellen Pressegespräch. Vor rund fünf Jahren waren es noch 2450 Menschen. Er geht aber von einer „erheblichen Dunkelziffer“ aus. Die Stadt rechnet mit zusätzlich rund 500 bis 700 Männern und Frauen, die (noch) nicht gemeldet sind, die aber in den mittlerweile rund 70 sogenannten Problemimmobilien leben. Der Sozialdezernent geht zudem davon aus, dass die Zahl der Menschen weiter steigt, insbesondere aus Großbritannien, das die EU verlassen hat. Besonderheit: Immer mehr Personen wollten dauerhaft in Herne bleiben und nicht mehr zwischen Städten pendeln. Inzwischen leben laut Stadt 30 Prozent der Bulgaren und 23 Prozent der Rumänen länger als fünf Jahre in Herne.

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Herne: Case-Manager sollen in die Häuser gehen

Angesichts dieser Zahlen will die Stadt die Integrationsarbeit nun neu aufstellen und verbessern. Dazu würden Strukturen im Rathaus umorganisiert und alle Fachbereiche einbezogen. Im Mittelpunkt steht dabei das Kommunale Integrationszentrum, so die Verantwortlichen beim Pressegespräch. Die Koordinierungsstelle Zuwanderung Südosteuropa werde aus dem Rathaus herausgelöst und als Geschäftsstelle des Lenkungskreises Südosteuropa dem Integrationszentrum angegliedert. Die wichtigste Botschaft aber ist: Dort können sich künftig statt zehn Mitarbeitende 20 um die Rumänen und Bulgaren kümmern.

In ihrem Haus wird künftig die Integrationsarbeit für Menschen aus Südosteuropa gesteuert: Claudia Heinrich, Leiterin des Kommunalen Integrationsbüros.
In ihrem Haus wird künftig die Integrationsarbeit für Menschen aus Südosteuropa gesteuert: Claudia Heinrich, Leiterin des Kommunalen Integrationsbüros. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Möglich macht das ein Landesförderprogramm „Kommunales Integrationsmanagement“ (KIM). Dadurch, sagt Claudia Heinrich, Leiterin des Integrationszentrums, würden die zehn besagten neuen Stellen finanziert – und zwar dauerhaft. Diese zehn „Case-Managerinnen“ und „Case-Manager“ sollen nach Möglichkeit rumänisch, bulgarisch oder türkisch sprechen und in die Viertel, ja in die Häuser der Zuwanderinnen und Zuwanderer gehen. Bislang gebe es vor allem Beratungsgespräche in Anlaufstellen. Da seien die Hürden hoch.

Stadt: Bessere Integration ist ein langer, steiniger Weg

Mit Hilfe des deutlich verstärkten und deutlich niedrigschwelligeren Angebots sollen die Mitarbeitenden die individuellen Probleme der Menschen direkt vor Ort ansprechen, anpacken und im besten Fall auch lösen, sagt Heinrich. Typische Beispiele: Ein Kind ist nicht gegen Masern geimpft? Es gibt keinen Strom? Ärger mit dem Jugendamt? Hierbei könnten künftig die Case-Manager helfen. Sieben der zehn Neuen sollen von freien Trägern kommen.

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Bis die Südosteuropäerinnen und -europäer durch die verstärkte Arbeit besser integriert sind, werde viel Zeit vergehen, sagte Bildungsdezernent Andreas Merkendorf. Er bekennt: „Das ist ein langer, langer Weg.“ Um anzufügen: „Der wird auch steinig sein.“ Sozialdezernent Johannes Chudziak sagt, dass das Problem mit den so genannten Schrott- und Problemhäusern dann gelöst werde, wenn auch die Integration funktioniere. Dennoch wolle die Verwaltung zweigleisig fahren und neben der Integration auch verstärkt gegen die Vermieterinnen und Vermieter vorgehen, die die Rumänen und Bulgaren zum Teil ausnutzten, auch auf kriminelle Weise. Mit Hilfe des Wohnraumstärkungsgesetzes etwa habe die Stadt nun mehr Möglichkeiten, gegen dieser Hausbesitzerinnen und -besitzer vorzugehen. Das wolle sie nutzen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Politik spricht über das Thema

Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Thema. Der „Bericht: Strategie Südosteuropa – Stand der Integrationsarbeit hinsichtlich der Gruppe der Südosteuropäer*innen in Herne“ steht auf Punkt eins der Tagesordnungspunkt.

Das Gremium tagt in öffentlicher Sitzung am Donnerstag, 17. Februar, 16 Uhr, im großen Saals des Herner Rathauses.