Herne. Es kommen immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine: An der A 42 in Herne ist deshalb eine Zeltstadt für 1000 Geflüchtete geplant.

In Herne soll eine Großunterkunft für 1000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine entstehen: auf der Freifläche Dorstener Straße/Corneliusstraße/Wasserstraße an der A 42-Anschlussstelle Crange. Das teilte die Stadt am Mittwochnachmittag mit. Auf dem Gelände soll in den kommenden Jahren die neue Feuer- und Rettungswache Wanne-Eickel gebaut werden, aktuell liegt sie brach. Schon vor sechs Jahren stand dort eine Zeltstadt für Geflüchtete.

Der Zustrom der Kriegsflüchtlinge reißt nicht ab, sagte Sozialdezernent Johannes Chudziak bei einem Pressegespräch. Aktuell seien in Herne 460 Geflüchtete aus der Ukraine registriert, vor einer Woche seien es noch 322 gewesen. Hinzu kämen die Menschen, die bei Freunden und Bekannten untergekommen seien. Außerdem gebe es eine gewisse Dunkelziffer. Gegenüber den Oberbürgermeistern im Ruhrgebiet habe Kanzler Olaf Scholz vergangene Woche gesagt, dass sich die Städte und Kommunen nun auf mindestens so viele Geflüchtete einstellen sollen wie bei der letzten Flüchtlingskrise ab 2015. Damals, so Chudziak, seien 1800 Menschen nach Herne gekommen. Diese Zahl an Menschen müsse auch jetzt vor Ort untergebracht werden – mindestens.

Herne: Menschen in der Landesunterkunft werden der Stadt angerechnet

„Die Unterbringungsmöglichkeiten sind nahezu ausgeschöpft“: Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak.
„Die Unterbringungsmöglichkeiten sind nahezu ausgeschöpft“: Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Das sei alles andere als einfach: „Die Unterbringungsmöglichkeiten sind nahezu ausgeschöpft.“ Die ehemalige Janoschschule öffne voraussichtlich in der kommenden Woche als Flüchtlingsunterkunft, aber auch diese werde nicht ausreichen. Deshalb habe die Stadt weitere Gebäude für Kriegsflüchtlinge ins Auge gefasst. Eine große Entlastung soll aber besagte Großunterkunft des Landes an der Dorstener Straße bringen.

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Die Stadt habe der Bezirksregierung einen entsprechenden Vorschlag zur Einrichtung einer Landesunterkunft in Herne gemacht, der in Arnsberg gerne angenommen worden sei. Vorteil für die Stadt: Die Geflüchteten, die gegenüber dem Wananas unterkommen, würden der Stadt bei der Quotierung durch das Land angerechnet, so der Sozialdezernent. Dadurch müsse die Stadt weniger kommunale Plätze zur Verfügung stellen, und sie könne voraussichtlich auf die Belegung von Turnhallen verzichten. „Ausschließen können wir das aber nicht“; die Lage könne sich dramatisieren. 2015/2016 hatte die Verwaltung noch Hunderte Geflüchtete in Turnhallen unterbringen müssen unter anderem an der Gesamtschule Wanne.

Erste Baumaßnahmen und Aktivitäten in Kürze

Die Großunterkunft für 1000 Menschen soll „zeitnah“ eingerichtet werden, sagte Chudziak. „Relativ kurzfristig“ sollen auf dem Gelände „Baumaßnahmen und Aktivitäten“ stattfinden. Wann die Zeltstadt steht und wann die ersten Menschen dort einziehen sollen, sei aber noch nicht klar.

Ein Blick in die Zeltstadt, die vor sechs Jahren an der Dorstener Straße gebaut wurde.
Ein Blick in die Zeltstadt, die vor sechs Jahren an der Dorstener Straße gebaut wurde. © FUNKE Foto Services | Dominik Loth

Vor sechs Jahren wurde auf dem Gelände an der Dorstener Straße die letzte Großunterkunft mit einer Kapazität von damals 1000 Menschen kurz vor Weihnachten 2015 eröffnet. Sie war ein Jahr lang geöffnet und wurde ebenfalls vom Land betrieben. Die Betreuung übernahmen die Malteser. Geflüchtete wohnten für einige Tage beziehungsweise wenige Wochen in der Zeltstadt, bevor sie auf Kommunen weiterverteilt wurden. Insgesamt wurden 24 Zelte sowie mehrere Container auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände aufgestellt. Die Flüchtlinge waren in 15 Schlafzelten untergebracht, hinzu kamen unter anderem Sanitär-, Betreuungs-, Aufenthalts- und Verpflegungszelte. Anwohnerinnen und Anwohner hatten vor der Eröffnung Kritik geübt: Sie forderten einen Lärmschutz.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Bislang 200 Privatwohnungen angeboten

Bislang sind der Stadt Herne von Bürgerinnen und Bürgern rund 200 Wohnungen für die Unterbringung von Geflüchteten angeboten worden, sagt Sozialdezernent Johannes Chudziak. Diese würden nun nach und nach von der Stadtverwaltung besichtigt und und anschließend den Ukrainern angeboten.

Wer noch Wohnungen anbieten möchte, soll sich bei der Stadt melden. Ziel sei es, viele Menschen in private Wohnungen zu vermitteln.