Herne. . Einen Tag vor dem Einzug von Flüchtlingen hat das Land die neue Großunterkunft an der Dorstener Straße für Bürger geöffnet.

„Willkommen in der Unterkunft Herne“ steht auf Bannern im neuen Zeltdorf für Flüchtlinge an der Dorstener Tag geschrieben. Am Mittwoch galt diese Begrüßung zunächst Bürgern und Politikern die sich auf Einladung der Bezirksregierung Arnsberg an einem „Tag der offenen Tür“ über die Großunterkunft für 1000 Flüchtlinge informiert haben. Ob heute wie geplant auch Asylbewerber in dieser Landeseinrichtung willkommen geheißen werden, steht nicht fest.

„Wir können derzeit nicht sagen, ob die Unterkunft am Donnerstag bezogen wird“, erklärte Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. Was fest steht: Im ersten Schritt werden maximal 300 Flüchtlinge die Zelte beziehen.

„Wir haben erst vor drei Wochen den Auftrag erhalten und haben noch nicht die komplette Infrastruktur herstellen können“, sagte Benjamin Schreiber, Sprecher der für die Versorgung und Betreuung zuständigen Malteser. Bis Jahresende sollen bis zu 500 Flüchtlinge hier leben, im ersten Quartel 2016 soll die Einrichtung mit 1000 Flüchtlingen voll belegt sein. Auch wenn am Mittwoch u.a. Schränke, Tische und Teile der Küche fehlten, so zollten Besucher den Verantwortlichen doch Respekt: „Unglaublich, was hier in wenigen Wochen entstanden ist“, sagte eine Bürgerin. SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski sprach von einer „Top-Leistung“.

Menschen an die Hand nehmen

Die Malteser gehen davon aus, dass die Flüchtlinge im Schnitt drei Wochen in dem Zeltdorf wohnen, bevor sie dann weiter- und umverteilt werden. „Wir versuchen, die Menschen an die Hand zu nehmen und sie für eine kurze Zeit zu führen“, umschrieb Malteser-Mitarbeiter Florian Klein das Ziel. Viele seien ein Jahr auf der Flucht gewesen und kämen ohne Hab und Gut an: „Wir müssen zunächst einmal Ängste nehmen“, so Klein.

Einige Bürger brachten am Mittwoch bereits Kleiderspenden zur Unterkunft. Benötigt würden vor allem Winterkleidung (insbesondere in kleinen Herrengrößen), Kinderwagen, Koffer und Taschen sowie Spiele für Kinder, so die Malteser.

Auch Anwohner der Unterkunft wie Joachim Wenn besichtigten das Zeltdorf und erneuerten ihre Kritik und Sorgen (wir berichteten). Seit Wochen im Raum stehende Fragen u.a. nach Emissionen der Ölheizungen konnte die Bezirksregierung nicht beantworten: Die Behörde war nur mit Sprecher Hahn vertreten. Dieser versprach, Antworten zu liefern. Er deutete zudem an, dass sich in Sachen Lärmschutz – entgegen früherer Aussagen in Arnsberg – noch etwas tun werde.

100 Duschen, 100 Toiletten

Insgesamt 24 Zelte sowie mehrere Container sind auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände an der Dorstener Straße 360 errichtet worden. Die Flüchtlinge werden in 15 identischen Schlafzelten untergebracht. Die durch Trennwände abgeteilten Räume haben jeweils vier Stockwerkbetten. Zum Schutz von Frauen und Kindern sollen männliche Einzelpersonen und Familien getrennt werden.

In zwei Sanitärzelten gibt es insgesamt 100 Toiletten und 100 Duschen, getrennt nach Geschlechtern. In einem weiteren Zelt „mit gutem Arztpraxenstandard“ (Malteser) findet die medizinische Versorgung statt. Die Flüchtlinge werden dort nach Ankunft untersucht und geimpft. Darüber hinaus gibt es ein Verpflegungszelt mit 500 Sitzplätzen für die drei täglichen Mahlzeiten, ein Kinderbetreuungszelt sowie Aufenthalts- und Betreuungszelte unter anderem mit Kickerkasten, Tischtennisplatten, einem Fernseher, einem internen Kioskbetrieb sowie einem Schulungsbereich.

In einem weiteren Zelt erhalten die Flüchtlinge nach Ankunft einen für diese Unterkunft gültigen Ausweis mit Bild und Barcode, damit das Verlassen bzw. die Rückkehr registriert werden kann. Die Flüchtlinge können sich aber in und außerhalb der Unterkünfte frei bewegen.

80 Malteser-Mitarbeiter vor Ort

Die von der Bezirksregierung mit der Betreuung und Versorgung beauftragten Malteser beschäftigen in der Unterkunft 80 Mitarbeiter, die allesamt neu eingestellt wurden - darunter Krankenschwestern, Sozialpädagogen und Erzieher sowie Menschen mit einem ähnlichen kulturellen Hintergrund wie die erwarteten Flüchtlinge.

Gearbeitet wird im Drei-Schicht-Betrieb. Mindestens zehn Mitarbeiter der Malteser sollen stets vor Ort sein. Auch der (private) Wachdienst ist rund um die Uhr präsent.