Herne.. Die neue Großunterkunft für 1000 Flüchtlinge an der Dorstener Straße steht, doch die Kritik von Anwohnern an den Behörden reißt nicht ab.


Die 25 Zelte sind in der Flüchtlingsunterkunft Dorstener Straße bereits aufgebaut, doch am geplanten Einzugstermin von 1000 Flüchtlingen – „Mitte bis Ende Dezember“ – wird sich nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg nichts ändern. Die Kritik von Anwohnern an der Informationspolitik der Behörden nimmt derweil an Schärfe zu. Und: Die Bürger fordern einen Lärmschutzzaun und befürchten erhebliche Emissionen durch die Beheizung der Zelte.

Vor zehn Tagen hatten Anwohner ihrem Herzen Luft gemacht und die Informationspolitik der Behörden sowie mangelnde Transparenz kritisiert. Auch anschließend habe Funkstille geherrscht, so Anwohner Hans-Peter Lehrke. „Wir haben seitdem nichts gehört.“

Es gebe Planungen für eine Bürgerinformationsveranstaltung direkt auf dem Gelände, erklärt Benjamin Hahn, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, auf Anfrage. Näheres könne man zurzeit nicht sagen; die Anwohner würden aber zeitnah informiert. Wie auch die Stadt weist Arnsberg Kritik an der Informationspolitik entschieden zurück. Auf zwei Bürgerveranstaltungen der Stadt (in den Bezirken) sei auch die Großunterkunft Dorstener Straße „immer wieder Thema“ gewesen. Die Stadt verweist zudem auf „regelmäßige“ Pressearbeit und eine neue Infohotline.

Für Unsicherheit sorgt bei Anwohnern zurzeit auch die Beheizung der Zelte durch dieselbetriebene Heizgeräte. Nicht nur Lärmbelästigungen befürchten Bürger durch den Dauerbetrieb: „Die Dieselemissionen werden ungefiltert in die Luft geblasen“, sagt Lehrke, Anwohner der Wasserstraße.

Die Belastungen würden hoch sein - und das rund um die Uhr: „Das ist ein Anschlag auf die Gesundheit der Bürger.“ Er verstehe nicht, dass die Zelte nicht mit (umweltfreundlicherem) Gas beheizt würden. Erfahrungen aus anderen Unterkünften zeigten, dass sich „Belastung durch Geräusche und Abgase in engen Grenzen“ hielte, so die Bezirksregierung zur WAZ. Zudem sei der Einsatz stark witterungsabhängig. Bei einem milden Winter könne es unter Umständen möglich sein, dass die Heizgeräte nur eingeschränkt genutzt werden müssten. Arnsberg weist auch die Forderungen nach einem besonderen Lärmschutz zurück:„Aus der Erfahrung mit anderen Einrichtungen wissen wir, dass seitens der Notunterkünfte auch nicht mehr Lärm entsteht als in einer gewöhnlichen Wohngegend“, so Hahn.

Malteser übernehmen Betreuung

Anwohner der Wasser-, Cornelius- und Dorstener Straße kritisieren derweil neben der Stadt auch „die Politik“. Man fühle sich als Bürger nicht vertreten, heißt es. Vorbild könne hier die „Informationskultur“ in Dorsten sein, sagt Hans-Peter Lehrke. Dort habe der Rat einen Bürgerentscheid über den Standort einer Schule initiiert. Ein solches „politisches Fingerspitzengefühl“ gebe es in Herne nicht.

Inzwischen steht fest, wer die Flüchtlinge an der Dorstener Straße betreuen wird: Die Malteser würden dafür zuständig sein, so Arnsberg. Als Wachdienst sei die Kieler Wach- und Sicherheitsgesellschaft verpflichtet worden.


Sonntagsarbeit ohne Genehmigung

Auch am Volkstrauertag, am Totensonntag und am 1. Advent seien die Arbeiten zum Aufbau der Unterkunft fortgesetzt worden, was zu Lärmbelästigungen geführt habe, klagen Anwohner. „Nach unserem Kenntnisstand wurde lediglich an einem Sonntag tatsächlich für wenige Stunden gearbeitet, weil vor Ort wohl davon ausgegangen wurde, dass dies aufgrund der Dringlichkeit bei der generellen Unterbringung von Flüchtlingen nötig sei“, so die Bezirksregierung zur WAZ. Laut Zeitplanung wäre dies aber nicht nötig gewesen, „weshalb auch keinerlei Genehmigungen für Sonntagsarbeiten vorlagen“. Die Baufirmen seien auf das „Missverständnis“ hingewiesen worden.

Die Antwort der Stadt auf Anfrage der WAZ steht teilweise im Widerspruch zur Aussage aus Arnsberg: „Genehmigungsbehörde wäre in diesem Fall nicht die Stadt Herne. Nach unserem Kenntnisstand waren die Arbeiten jedoch zulässig, da eine dringende Eilbedürftigkeit in öffentlichem Interesse vorliegt.“