Herne. Eine Herner Schule wird zur Flüchtlingseinrichtung: Wie Stadt, DRK und Caritas sich in der Janoschschule auf den Einzug Geflüchteter vorbereiten.

Plötzlich Flüchtlingsunterkunft: Innerhalb weniger Tagen hat die Stadt die Janoschschule in Baukau als Erstaufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen hergerichtet. 2015 und 2016 erfüllte die Schule während des Bürgerkriegs in Syrien schon einmal diesen gleichen Zweck. Kurz vor dem Einzug der ersten Geflüchteten informierten Verwaltung, Deutsches Rotes Kreuz und Caritas am Freitag vor Ort – und gaben dabei neben Einblicken in die Einrichtung auch ein Update zur allgemeinen Lage.

Herner Sporthallen sollen zunächst außen vor bleiben bei der Unterbringung

Rund 500 Menschen aus der Ukraine seien nach Kenntnis der Stadt bisher offiziell in Herne, berichtet Sozialdezernent Johannes Chudziak Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Vertretern aus Politik und Presse. Dazu kämen weitere Geflüchtete, die bisher privat untergekommen seien. Prognosen wagt der Dezernent nicht: „Wir wissen alle nicht, was kommt.“ Weitere Erstaufnahmeeinrichtungen seien aber bereits ins Auge gefasst worden. Nach den Erfahrungen vor sechs Jahren würden Sporthallen erst einmal nicht darunter sein. „Komplett ausschließen können wir das nicht“, sagt Chudziak.

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Bis zu 150 Menschen sollen irgendwann in der nächsten Woche in der Erstaufnahmeeinrichtung an der Bismarckstraße 82 vorübergehend Obdach finden, um dann möglichst schnell in Wohnungen vermittelt zu werden. Kapazitäten gibt es offenbar (noch): Rund 200 Angebote lägen der Stadt derzeit vor – „von einem Zimmer bis zur größeren Wohnung“, sagt der Dezernent. Die Verwaltung bemühe sich zudem, „versteckte Leerstände“ in Herne zu erschließen.

Herner Wohlfahrtsverbände setzen auf Arbeitsteilung

Vor sieben Jahren habe es im Umfeld der Schule Ängste und Unsicherheiten vor dem Einzug der neuen Nachbarn auf Zeit gegeben, weiß der parteilose Bezirksverordnete Wilfried Kohs zu berichten. Das ist – zumindest bei diesem Termin – ganz anders. Alle Nachfragen von Anwohnerinnen beziehen sich auf Hilfen für die geflüchteten Menschen: Betreuung, Möbel, Kleidung … . DRK-Chef Martin Krause mahnt zur Geduld. Sie wollten beispielsweise verhindern, dass sich nicht benötigte Kleiderhaufen in der Schule stapelten.

Stadt, DRK und Caritas informierten Anwohnerinnen und Anwohner und führten anschließend durch die Janoschschule.
Stadt, DRK und Caritas informierten Anwohnerinnen und Anwohner und führten anschließend durch die Janoschschule. © Stadt Herne | Frank Dieper

Die beiden Herner Wohlfahrtsverbände setzen auf Arbeitsteilung. Die Caritas ist vor allem für die Betreuung zuständig (und suche dafür auch noch Personal, so Geschäftsführer Ansgar Montag). Das DRK übernimmt derweil die Organisation innerhalb der Einrichtung. Es sei natürlich von Vorteil, dass sie Erfahrungen mit dem Gebäude hätten, sagt Martin Krause beim Rundgang durch die Schule. Vor sechs Jahren sei es zu Beginn „etwas strubbelig“ gewesen.

Küche des DRK-Heims am Flottmannpark übernimmt die Verpflegung

Klassenzimmer werden zu Schlafräumen, die Turnhalle zum Speise- und Aufenthaltsraum – Betten und Bierzeltgarnituren stehen schon bereit. Drei Mahlzeiten pro Tag soll es für die Geflüchteten geben. Die Verpflegung übernehme die Küche in der DRK-Senioreneinrichtung am Flottmannpark, berichtet Krause.

Man werde rund um die Uhr vor Ort sein, damit es für die Menschen immer einen Ansprechpartner gebe. Wie schon vor sechs Jahren will das Deutsche Rote Kreuz wieder eine ärztliche Betreuung anbieten. Bei Bedarf sollen zudem für traumatisierte Geflüchtete psychologische Angebote organisiert werden. Krause: „Wir versprechen keine Wunderdinge, aber wir tun alles, was im Bereich des Möglichen liegt.“

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Schulbetrieb wurde 2014 eingestellt

Die Janoschschule – eine Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung – ist 2014 geschlossen worden. Zuletzt war in dem Gebäude ein Corona-Testzentrum; die Turnhalle wurde von fünf Sportvereinen genutzt.

Die SPD-Ratsfraktion hat im Januar den Vorschlag gemacht, die Baukauer Schule aufgrund der zunehmenden Raumnot wieder in Betrieb zu nehmen.