Herne. Der Herner Michael Abendroth ist sauer: Schon seit Wochen läuft im Keller seiner Mietwohnung das Abwasserrohr. Die LEG tue nichts dagegen.

„Kann ich eh alles nicht mehr gebrauchen“, kommentiert Michael Abendroth, während er sich mit Brettern und Teilen von Möbelstücken einen behelfsmäßigen Pfad über den nassen Kellerboden baut. Das Wasser in den Pfützen zu seinen Füßen ist verdächtig trüb, Reste von Fäkalien schwimmen darin.

„Ich hab’ diesen Geruch die ganze Zeit in der Nase“, sagt Abendroth. „Ekelhaft - das zieht durchs ganze Haus!“ Und das nun schon fünf Wochen lang, denn seitdem leckt im Kellerraum der Abendroths in ihrem Mietshaus in der Emscherstraße in Wanne das Abwasserrohr.

Herner Mieter haben Angst um ihre Gesundheit

Das Fünf-Parteien-Haus, in dem die Familie seit zehn Jahren in einer Wohnung im ersten Stock lebt, gehört der LEG Wohnen. Als Abendroth das Leck am Abwasserrohr meldete, schickte diese direkt eine Firma vorbei, um das Rohr zu spülen. Man habe angenommen, es sei verstopft, erzählt der 46-Jährige. Er selbst kommt aus dem Straßenbau und ist sich beim Anblick des offenliegenden Rohres, das in seinem Keller austritt, sicher: Das Rohr ist beschädigt, wurde schon einmal notdürftig geflickt und müsste komplett neu verlegt werden. Ein Vertreter der LEG habe ihm gesagt, das sei zu teuer und lohne sich bei so alten Häusern nicht mehr. Alles was die LEG tue, sei immer wieder Firmen zum Spülen vorbeizuschicken.

Von dem Gestank ganz abgesehen, ist Michael Abendroth besorgt, das Abwasser könne Ratten anziehen. Das Wasser ist von seinem Keller aus in den Vorraum gelaufen und hat diesen unter Wasser gesetzt. Eine Leiter dient als Steg.
Von dem Gestank ganz abgesehen, ist Michael Abendroth besorgt, das Abwasser könne Ratten anziehen. Das Wasser ist von seinem Keller aus in den Vorraum gelaufen und hat diesen unter Wasser gesetzt. Eine Leiter dient als Steg. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das Wasser hat sich vom Keller der Abendroths aus einen Weg bis in den Vorraum gebahnt. Der steht nun seit Wochen komplett unter Wasser, eine auf dem Boden liegende Leiter dient den Mietern als Steg. Und der entstandene Schaden? „Da kümmert sich keiner drum“, so Abendroth. Vor seinem Keller stapeln sich Kartons mit Dingen, die er noch versucht hat zu retten. „Da sind noch Klamotten drin, die kann ich alle wegschmeißen“, ärgert sich der Wanner. Auch eine komplette Schlafzimmereinrichtung seines Sohnes hat es erwischt. „Mein Sohn ist elf Jahre alt“, erzählt der Vater, „der hat die letzten Tage krank im Bett gelegen“. Magen-Darm. Kein Wunder, bei dem Gestank und der Fäulnis im Haus, so Abendroth.

Auch Nachbar Dursun Colakvermis (l.) hat sich mehrfach bei der LEG über den Zustand beschwert. Die einzige Aussage: „Das wird gemacht.“
Auch Nachbar Dursun Colakvermis (l.) hat sich mehrfach bei der LEG über den Zustand beschwert. Die einzige Aussage: „Das wird gemacht.“ © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Mit ihm und seiner Familie leiden auch die anderen Hausbewohner unter der Situation. Ein Nachbar aus dem Erdgeschoss erzählt, er traue sich kaum mehr in seine Wohnung. „Ich fühle mich hier unwohl“, so Dursun Colakvermis. Der 51-Jährige ist lungenkrank. Er habe sich bei der Wohnungsbesichtigung im September noch versichern lassen, dass die Räume trocken und schimmelfrei seien. Der schwarze Streifen an der Kellerwand direkt unter seiner Wohnung lässt anderes vermuten. Wegen des Lecks im Keller habe auch er sich beschwert. „Es hieß immer nur, das wird gemacht“, sagt er. „Aber ich möchte mal wissen, wann.“

Das sagt die LEG zu den Vorwürfen

Auf Anfrage der WAZ von Mittwoch, 23. März, teilte die LEG einen Tag später schriftlich mit, man wolle sich bei Herrn Abendroth „ausdrücklich für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen“. Außerdem wolle man sich „erkenntlich zeigen“ und eine „einvernehmliche Lösung finden“. Die LEG gibt weiterhin zu, dass leider ein „ursächlicher Schaden im Erdreich“ vorliege, dessen Behebung längere Zeit in Anspruch nehmen werde. Man wolle sich dem aber „so schnell wie möglich“ widmen. Auch kündigte die LEG an, am Freitagvormittag Kollegen vorbeizuschicken, die den Keller trockenlegen sollen. Bei dieser Gelegenheit werde man auch das Gespräch mit dem Mieter suchen.

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„Das hätten die ruhig mal vorher sagen können“, so Michael Abendroth am Freitagmorgen zur WAZ. Er habe von dem Besuch nichts gewusst, bestätigte aber, dass die LEG jemanden vorbeigeschickt habe um das Wasser im Keller abzupumpen. „Was ich auch einen Witz finde, weil das Wasser ja bis Montag weiter läuft“, so der Mieter. Am Montag solle sein Kellerraum leer geräumt und der Inhalt auf Kosten der LEG entsorgt werden. Dann werde man sich auch dem Rohr widmen.

Wegen des Schadens solle Abendroth sich an seine Versicherung wenden. Vieles im Keller sei ja ohnehin Müll, habe der anwesende LEG-Mitarbeiter noch zu ihm gesagt. „Das war kein Müll, sondern alles noch zu gebrauchen“, empört sich der Herner. Er wolle jetzt erstmal abwarten, was passiert: „Ich hoffe, das klappt jetzt am Montag“, sagt er.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Das Unternehmen LEG

Die LEG Wohnen NRW GmbH ist eine Tochtergesellschaft der LEG-Immobilien-Gruppe, eines der größten Wohnungsunternehmen in Deutschland mit rund 170.000 Objekten.

Herne zählt laut Website zu den Top-Vermietungsstandorten des Unternehmens.