Herne. Der Ukraine-Krieg hat in den vergangenen Wochen vielerorts für einen Ansturm auf die Tafeln gesorgt. Auch in Herne ist die Nachfrage gestiegen.
Der Krieg in der Ukraine lässt neben den Spritkosten auch die Lebensmittelpreise in die Höhe schießen. Hinzu kommen die vielen Menschen, die in Deutschland vor dem Krieg Zuflucht suchen. Schon seit Tagen und Wochen verzeichnen Tafeln im ganzen Land eine erhöhte Nachfrage. „Auch wir können sehen, dass die Zahlen anziehen“, sagt Martin von Berswordt-Wallrabe, Mitglied im Vorstand der Herner Tafel, auf Anfrage der WAZ.
„Im Moment haben wir zwischen 20 und 25 Neuanmeldungen pro Woche“, sagt Berswordt. Das seien etwa doppelt so viele wie sonst. Es sei nicht auszuschließen, dass der Anstieg mit den hohen Lebensmittelpreisen zusammenhänge, feststellen lasse sich das allerdings nur schwer. „Wir fragen die Menschen nicht, warum sie herkommen“, erklärt er. „Das geht uns im Grunde auch nichts an.“
Herner Tafel hilft Geflüchteten aus der Ukraine
Die Herner Tafel ist in diesen Tagen auch Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine, die privat bei Freunden, Verwandten oder hilfsbereiten Hernerinnen und untergekommen sind. Teils werden die Geflüchteten von der Stadt an die Tafel verwiesen. „Wir arbeiten, was solche Situationen angeht, immer sehr eng mit der Stadt zusammen“, berichtet von Berswordt-Wallrabe. „Bisher haben wir das immer gut hinbekommen.“ Angesichts der sich häufenden Anfragen wachse allerdings die Sorge, wie viele Menschen die Tafel dauerhaft versorgen könne. „Wenn man sich die potenziellen Zahlen der Geflüchteten anschaut, muss man sehen, wie das zu stemmen ist“, fügt er an. Er stellt jedoch klar: „Wir als Tafel möchten unseren Teil dazu beitragen. Solange wir genug Lebensmittel haben, versorgen wir jeden, den wir versorgen können.“
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Bei der Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine werde zurzeit noch „ein bisschen improvisiert“. Der Grund: Vielen Menschen fehlten die offiziellen Papiere, die sie formal zur Inanspruchnahme der Leistungen berechtigen. „Wir versuchen in solchen Fällen, erst zu helfen und dann nach dem Papierkram zu fragen“, betont von Berswordt-Wallrabe. Rein rechtlich dürfe die Tafel als gemeinnützige Organisation nur Menschen versorgen, die nachweisen können, dass sie darauf angewiesen sind. Nachweise sind etwa Hartz-IV- oder Rentenbescheide.
Für Geflüchtete könne das Sozialamt entsprechende Dokumente ausstellen. Wenn aber jemand in einer „akuten Notlage“ zur Tafel komme, könne der- oder diejenige auch ohne eine Registrierung eine Erstausstattung erhalten. So auch die Geflüchteten, die in Herne ankommen. Bisher zählten sie aber laut Vorstand noch nicht zur Stammkundschaft der Tafel.
Am Verteilpunkt der Herner Tafel an der Bielefelder Straße 145 können Kunden an festen Buchungstagen (dienstags, donnerstags und samstags jeweils von 9 bis 12 Uhr) Lebensmittel erhalten.