Herne. Die Ölpreise schießen derzeit in die Höhe, die Vorräte werden immer knapper. Wie Herner Gastronomen damit umgehen, welche Konsequenzen drohen.
„Eigentlich können wir Pommes bald in Goldstäbchen umbenennen“, sagt Gerd Herzog. „Der Scharfmacher“, wie der Betreiber des Wanner Lokals „Die Currywurst“ genannt wird, nimmt die schwierige Situation mit Humor – noch zumindest. „Die Lage ist wirklich dramatisch“, so Herzog. Habe er bislang im Großhandel für einen Zehn-Kilogramm-Block Frittierfett 16 bis 18 Euro zahlen müssen, liege der Preis mittlerweile bei 60 Euro.
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Pro Woche werden in dem Restaurant an der Heidstraße 50 Kilogramm Frittierfett verbraucht, hinzukäme noch Pflanzenöl zum Anbraten, etwa für Frikadellen. „Aktuell hole ich im Supermarkt Margarine und wir braten die Sachen darin an, anders geht es nicht“, sagt Gerd Herzog. „Wenn es so weitergeht, werden wir die Preise für unsere Kunden erhöhen müssen.“ Nicht nur Öl und Fett seien knapp und teuer – auch die Lieferanten hätten ihre Preise erhöht. „Klar, bei den Spritpreisen berechnen sie mir mehr“, sagt „der Scharfmacher“. Viele Vorräte habe das Familienunternehmen nicht, „Die Currywurst“ ist ein vergleichsweise kleineres Lokal, verfüge über keine großen Lagerräume. „Zur Not gibt es demnächst dann nur noch Currywurst, dann aber eine doppelte“, scherzt Herzog.
„Grill Haus“ Herne: Vorräte reichen noch zwei Wochen
„Meine Vorräte reichen aktuell noch zwei Wochen, schätze ich.“ Vor leeren Regalen steht Stefanos Athanatos im Großhandel derzeit regelmäßig. „Pflanzenöl und Blockfett sind aktuell Mangelware, da kommt man kaum dran“, sagt der Inhaber des „Grill Haus“ an der Bochumer Straße. Zwei Mal die Woche sei er zum Einkaufen im Großhandel. „Die Abgabemengen wurden mittlerweile schon eingeschränkt, aber manche gehen einfach mehrmals am Tag hin“, sagt der 44-Jährige. Pro Tag verbrauche er in seinem Lokal 25 Liter Fett und Öl. „Wir sind auch immer auf frischen Nachschub angewiesen, anders geht es nicht.“
Ein wenig fühle er sich an die Zeit vor zwei Jahren erinnert, damals waren Handschuhe und Desinfektionsmittel rar und teuer. „Aber auch das ist irgendwie vorbeigegangen“, sagt Athanatos. Auch er erwäge, die Preise zu erhöhen. „Die Mehrkosten zahle ich nicht nur für Öl und Fett, sondern auch beim Lieferanten.“ Auf lange Sicht sei das nicht zu stemmen.
„Da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran“, sagt Anja Greitzus. Sie betreibt in Wanne den Imbiss „Xtra Wurst“ und hat vor Kurzem die Preise erhöht. „Das erste Mal seit drei Jahren, es ging einfach nicht mehr anders“, sagt sie. Zahlte sie früher etwa für zehn Liter Rapsöl zwölf Euro, sind es nun 30 Euro. Und auch die Lieferanten verlangten mittlerweile deutlich mehr Geld. „Das ist einfach nicht vorstellbar, es wirkt sich auf alle Bereiche aus“, so Greitzus. Strom, Verpackungsmaterial, Sprit – die Fixkosten seien explodiert.
Herner Gastronom: fünffacher Preis für Heizöl
Auch wenn das „Haus Galland“ als klassisches Restaurant nicht auf Frittierfett und Öl in rauen Mengen angewiesen ist, so kann Betreiber Markus Galland doch auch von horrenden Ölpreisen berichten. Der Herner Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands hat mit einem enormen Anstieg der Heizöl-Kosten zu kämpfen. „Vor zwei Jahren habe ich für eine Füllung noch 8750 Euro gezahlt“, sagt er. „Als ich vor einer Woche wegen einer Auffüllung angefragt habe, hieß es, dass mich das 46.250 Euro kosten würde.“
Erstmal werde Galland auf eine neue Ladung Heizöl verzichten, „diese Preise können wir nicht zahlen“. Neben dem Heizöl bereitet dem Gastronom aber auch Sonnenblumenöl Sorge – es sei aktuell eine der gefragtesten Waren und im Großhandel regelmäßig ausverkauft. „Wir haben einen recht hohen Warenbestand, davon können wir noch etwas zehren“, so Markus Galland. Wie es langfristig aussieht, könne er nur vermuten, aber sicher sei, dass „wir auf lange Sicht da prozentual die Preise anheben müssen.“
>>> Ukraine-Krieg nur ein Grund für Engpässe
- Laut Maik Heunsch, Sprecher des Verbands der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID), ist die Ukraine der größte Rohöl-Lieferant Deutschlands für Sonnenblumenöl. Die Lieferwege seien nun blockiert.
- Noch sei in den Lagern Ware für etwa vier bis sechs Wochen vorhanden, so Heunsch. Wie es dann weitergehe, sei aber unklar.
- Für die aktuellen Engpässe und gestiegenen Kosten gibt es aber noch weitere Gründe. So gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr in Kanada Ernteausfälle beim Raps und die Corona-Pandemie hat zu Verzögerungen in der Lieferkette geführt.
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