Herne. Die Posse um die neue Jugendverkehrsschule in Herne soll bald beendet sein: Jetzt gibt es einen Eröffnungstermin – nach Pleiten, Pech und Pannen.
Die neue Jugendverkehrsschule in Herne ist seit langem fertig, das Abc des Straßenverkehrs lernen Kinder dort aber noch immer nicht. Das liegt weniger an der Corona-Pandemie: Die Planungen dauerten viel zu lange, dann wurden Fehler gemacht. Die Verkehrswacht, die den Verkehrsübungsplatz auf dem Gelände des Heimatmuseums betreiben will, ist bedient. Nun gibt es endlich einen Eröffnungstermin: Am 6. April 2022, wenn nichts dazwischen kommt, soll der Oberbürgermeister die Anlage einweihen.
„Ende gut, alles gut“, sagt ein erleichterter Reinhard Dembowy, Geschäftsführer der Verkehrswacht Wanne-Eickel, zur WAZ. Wenn endlich Kinder mit ihren Rädern über die kleinen Straßen fahren, dann könne man die vergangenen drei Jahre unter der „Rubrik Schmunzeln“ abheften. Noch aber, schränkt er ein, sei es nicht so weit. Abwarten also.
Herne: Skulptur und falsche Schilder sorgten für neue Verzögerung
Die Hängepartie gibt es spätestens seit 2019, als die alte Jugendverkehrsschule neben der Grundschule an der Karlstraße in Wanne-Eickel dicht machte. Dort lernten Mädchen und Jungen mehrerer Generationen unter Anleitung der Verkehrswacht auf einem Platz mit Ampeln, Fahrbahnmarkierungen und Verkehrsschildern das Fahrrad fahren im Straßenverkehr. Als der Beschluss getroffen wurde, die Schule zu schließen und das gesamte Gelände zu verkaufen, gab es noch keinen Ersatz für die Jugendverkehrsschule. Erst als sie längst dicht war, wurde ein neuer Standort gesucht. Und erst nach Monaten entschied sich die Politik nach viel Hin und Her für das Areal hinter dem Heimatmuseum an der Unser-Fritz-Straße.
Doch bis die kleinen Straßen geplant und gebaut waren, verging ein weiteres Jahr. Eine Öffnung im Frühjahr 2021 war dennoch nicht in Sicht: Auf dem Gelände lag, einfach auf dem Boden, eine politisch nicht korrekte Skulptur namens „Einigkeit - Recht - Freiheit“ des Herner Künstler Jupp Gesing. Das Mosaik zeigte unter anderem die gesamtdeutsche Situation in den Grenzen von 1937, also die alte Bundesrepublik, die ehemalige DDR sowie die polnisch und russisch besetzten Ostgebiete. Die musste weggeschafft werden. So was kann dauern – in diesem Fall Monate.
Also dann eine Eröffnung nach den Sommerferien 2021? Nein: Im Sommer meldete die WAZ, dass die falschen Verkehrsschilder und die falsche Ampel geliefert wurden. Sie waren zu groß und zu schwer, kritisierte die Verkehrswacht, handele es sich doch um „normale“ Baustellenschilder beziehungsweise eine Baustellenampel – und eben nicht um kleine Schilder und Ampel für Verkehrsschulen. Wer war Schuld an diesem Desaster? „Das Ganze hat die Stadt verbockt“, sagte Reinhard Dembowy von der Verkehrswacht im August 2021. Die Stadt widersprach: Beschilderung und Ampel seien in Absprache mit der Verkehrswacht beschafft worden.
Stadt: Für eine Eröffnung gibt es keine weiteren Hindernisse
Und heute? Das Denkmal sei abtransportiert, und die richtigen Schilder sowie die richtige Ampel seien mittlerweile verfügbar, heißt es bei der Stadt. Damit nicht genug: Auch der Vertrag zwischen Stadt und Verkehrswacht sei mittlerweile unterschrieben, und eine überdachte Fahrradbox für das Unterstellen der 20 Kinderfahrräder sei bestellt worden. Auch wenn diese bis April noch nicht stehen sollte, sei das kein Hindernis für die Eröffnung, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken; die Fahrräder könnten beim Heimatmuseum untergestellt werden. Kurzum: „Es sind keine weiteren Hindernisse aufgetaucht, die zu einer Verzögerung der Eröffnung führen könnten“, teilte Josef Becker von der Stadt Herne zuletzt in der Bezirksvertretung Wanne nun mit.
Darauf vertraut der Chef der Verkehrswacht: „Wir sind froh, dass es endlich losgeht.“ Der Bedarf nach der Fahrradausbildung sei groß in Herne. Zu lange hätten Schulen darauf verzichten müssen. Nun, da es einen Eröffnungstermin gebe, will die Verkehrswacht in ihre Planungen für den Unterricht einsteigen. Die gute Nachricht für die Schulen: Sie sollen sich in Kürze anmelden können für voraussichtlich zwei bis drei Termine pro Woche für die Verkehrserziehung.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Auch ein Holzhaus kommt
Die Verkehrswacht hat sich auch ein kleines Holzhaus am Rande der Jugendverkehrsschule gewünscht – eine Art Gartenhaus, in dem sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufhalten können, aber auch Schreibkram erledigen und lagern können.
„Kommt“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Ein Holzhaus werde von der Stadt bestellt und auf dem Gelände aufgebaut.