Herne. In Herne haben nun viele Schüler ihre Fahrradprüfungen gemacht. Was sie dabei gelernt haben – und was sie künftig nicht machen sollen.

An den Herner Schulen haben vor den Herbstferien viele Radfahrprüfungen stattgefunden. Im Vorfeld lernten die Kinder im Unterricht das richtige Verhalten im Straßenverkehr – so auch an der Hiberniaschule.

„Es geht mir vor allem um die Sicherheit meiner Schüler, der Straßenverkehr ist rücksichtslos, und Fahrradfahrer werden oft übersehen“: So begründet Andreas Buchweitz das große Augenmerk, das die Hiberniaschule auf die Fahrradausbildung der Schüler legt. Er ist seit acht Jahren Lehrer an der Schule an der Holsterhauser Straße und hat die Fahrradausbildung übernommen.

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In den vergangen drei Wochen bereitete er täglich für eine Schulstunde verschiedene Parcours und Verkehrssimulationen für die Fünftklässler vor. So arbeitete er zunächst zum Beispiel mit Slaloms an der Fahrfähigkeit und Balance der Kinder auf dem Rad, später stellte der 64-Jährige die Realität des Straßenverkehr mit echten Straßenschildern und einer Ampel auf dem Schulhof nach. Am Ende stand eine Fahrradprüfung mit einer Fahrt durch die Gartenstadt.

Herne: Ein verkehrssicheres Fahrrad braucht Bremsen, Lichter und Reflektoren

Die Fahrradausbildung habe „viel Spaß gemacht, besser als Mathe und Deutsch“, sagt Nele (10) während des Wartens auf ihre Abschlussprüfung. Und so schien es auch Lehrer Buchweitz selbst zu gehen; mit einem Funkeln in den Augen erzählt er von der voll funktionsfähigen Ampelanlage für die Simulationen, die sich die Hiberniaschule angeschafft hat und die Techniker der Schule programmiert haben. Wie zu erwarten, habe es am Anfang der Fahrradausbildung unterschiedliche Startbedingungen für die Schüler gegeben, aber am Ende seien alle gut für die Prüfung vorbereitet, erzählt Kirstin Kleinkes, Klassenlehrerin der 5b.

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Mika (10) etwa ist schon vor der Ausbildung fit – und muss sich beim Lernen oft gedulden. Während er in seiner Freizeit mit Mountainbike und BMX über Rampen springt, muss er jetzt auf „Rechts vor Links“ und den richtigen Rhythmus von Schulterblicken und Handzeichen achten. Mit seinem BMX kann er die Prüfung aber nicht absolvieren, denn ein verkehrssicheres Fahrrad benötigt funktionstüchtige Bremsen, Lichter und Reflektoren. Gerade die seitlichen Reflektoren seien unvermeidlich, um in der Dunkelheit nicht übersehen zu werden, erzählt Tobias Krampen, zuständiger Hauptkommissar der Polizei Bochum, der die Fahrradprüfung beaufsichtigt. Deshalb fährt Mika im Straßenverkehr mit seinem anderen Fahrrad.

Nach bestandener Prüfung gibt’s einen Aufkleber fürs Fahrrad

Polizeihauptkommissar Tobis Krampen (l.) gibt den Kindern letzte Tipps vor der Fahrradprüfung.
Polizeihauptkommissar Tobis Krampen (l.) gibt den Kindern letzte Tipps vor der Fahrradprüfung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Neun bis zehn Jahre, das hält der Polizist genau für das richtige Alter, um an den Straßenverkehr und seine Gefahren und Regeln herangeführt zu werden. Vorher seien aber auch die Eltern in der Pflicht, betont er. So beobachtete er, dass einige Kinder extrem unsicher seien oder zum Teil gar kein Fahrrad fahren könnten, wenn sie zu den ersten Trainings kämen. „Es ist schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr, sicher Fahrrad fahren zu können“, sagt er. Dass es trotzdem statistisch nicht mehr Unfälle gibt, sieht er als direktes Ergebnis der Fahrradausbildungen, die durchgeführt werden.

Hauptkommissar Krampen führt die Kinder am Ende der dreiwöchigen Ausbildung durch die Fahrradprüfung. „Rechts vor Links, Links abbiegen, parkende Autos, Gegenverkehr – eigentlich ist alles dabei“, sagt Mika. Aufgereiht warten die Schüler in der Gartenstadt darauf, einer nach dem anderen die Strecke zu absolvieren. Till (10) erzählt, dass er Lampenfieber und Bauchkribbeln habe, er hoffe, keinen Schulterblick zu vergessen. Clara (11) hat Angst vor Lkw, bekennt sie, aber die Strecke finde sie einfach. Am Ende bestehen alle die Prüfung und können sich stolz ihre Aufkleber aufs Fahrrad kleben, die ihnen der Polizist überreicht. Zum Abschluss gibt er den Kindern noch Folgendes auf den Weg: „Ihr könnt das alles, nichts Neues erfinden – und immer im sichtbaren Bereich bleiben.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Hälfte der Schüler fährt regelmäßig Fahrrad

An der Hiberniaschule berichten vier der 23 Schüler der Klasse 5a, dass sie mit dem Fahrrad zur Schule fahren, knapp die Hälfte sagt, dass sie regelmäßig mit dem Rad zu Freunden oder dem Sport fahren, der Rest fährt eher seltener oder gar nicht Fahrrad.

Mathilda (10) fährt bis jetzt lieber auf Gehwegen, Straßen sind ihr zu gefährlich, erzählt sie. Nils (11) hat Respekt vor dem Straßenverkehr, aber fühlt sich durch die Ausbildung sicherer.