Herne. Die Schulpflegschaft der Herner Grundschule Kunterbunt nennt die Teststrategie des Landes wegen der verspäteten Testergebnisse eine Katastrophe.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat in der Sitzung des NRW-Schulausschusses Probleme beim „optimierten Lolli-Test-Verfahren“ eingeräumt. Und angekündigt, dass es auf Grund von Kapazitätsproblemen in den Laboren zu weiteren Problemen beim Testen kommen werde. Bei vielen Eltern löst so eine Ankündigung Unverständnis und Wut aus. Die Schulpflegschaft der Herner Grundschule Kunterbunt nennt die Teststrategie der Landesregierung eine Katastrophe.

Zur Erinnerung: Nach den Weihnachtsferien waren in Herne an allen Grundschulen die Testergebnisse vom Montag erst mit tagelanger Verzögerung eingetrudelt. Das Ergebnis: Ein Gutteil der Mädchen und Jungen war von fünf Tagen nur zwei im Präsenzunterricht.

Vorwurf: Die „optimierten“ Tests dauern viel länger

Sarah Liesegang, Vorsitzende der Schulpflegschaft der Grundschule Kunterbunt in der Herner Innenstadt, zeigt sich fassungslos angesichts der völlig unplanbaren Lage. „Von acht Tagen bisherigem Unterricht, hatten die Kinder gerade mal drei Tage. Es gibt Einzelauswertungen positiver Pools von Montag, da waren die Ergebnisse am Mittwoch um 8.30 Uhr noch nicht da“, erzählt sie. Was Eltern auf die Palme bringt: Eigentlich sollten die neuen „optimierten“ Tests, schneller Ergebnisse liefern, doch jetzt dauere alles viel länger.

Dieses Hin und Her sei für alle Seiten eine ungeheure Belastung. Da nicht abzusehen sei, wann die Ergebnisse eintrudeln, sei das für die Eltern wie Lotto: „Kommt mein Kind jetzt in die Schule oder nicht“, so Maren Dahlbruch, ebenfalls Mutter an der Grundschule Kunterbunt. Das Problem: Wenn die Ergebnisse noch nicht da sind, gehen die Kinder trotzdem in die Schule und machen einen Schnelltest. Ist der positiv, müssen die Kinder abgeholt werden. Doch das sei kaum zu leisten, wenn Eltern in anderen Städten arbeiten, so Liesegang. Und welcher Chef mache es auf Dauer mit, wenn man morgens anrufe und mitteile, dass man wieder nicht komme, weil der Pooltest wieder positiv sei?

„Einen Präsenzunterricht wie von Frau Gebauer behauptet, gibt es gar nicht mehr“

„Uns tun auch die Lehrer leid“, so Liesegang. Sie müssten nach den Pools schauen, welche Kinder sie im Unterricht haben und müssten sich dann überlegen, was sie mit denen machen könnten. Sie könnten nur noch reagieren, hätten keine Planungssicherheit. Aber die eigentlich Leidtragenden seien die Kinder, weil sie morgens nicht wüssten, ob sie zur Schule dürfen. Diese Unsicherheit verursache viele Ängste, so Liesegang.

Wütend sind die Eltern auch, weil die Kinder bei der Auswertung der PCR-Tests in den Laboren hinter den Mitarbeitern der sogenannten kritischen Infrastruktur eingeordnet seien. Gebauer sage doch, dass alle Schutzmaßnahmen dem Ziel dienten, den für die Bildungsgerechtigkeit so wichtigen Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten. Doch ein Präsenzunterricht, wie von Gebauer behauptet, finde überhaupt gar nicht mehr statt, so Jessica Skaliks. „Frau Gebauer hält sich an etwas fest, was gar nicht mehr existiert.“

Forderung: Kinder müssen bei Testauswertung an erster Stelle stehen

Den ersten Schultag nach den Weihnachtsferien bezeichnen die Mütter als vom Land verursachte „Voll-Katastrophe“. Was sie damit meinen: Dass die Kinder an jenem Montag zwar morgens getestet worden seien, dann aber den ganzen Tag zusammen verbracht hätten, ohne dass man gewusst habe, ob und welche Tests positiv sind. Es hätte für den Sonntag zuvor eine Testpflicht für die Kinder geben müssen.

Wenn die Mütter der NRW-Schulministerin eine Note für ihr Agieren geben müssten, könnten sie das gar nicht. „So eine Note gibt es gar nicht mehr“, sagen sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Sie fordern, dass Prioritäten klar benennt werden. Wenn man wolle, dass der Präsenzunterricht aufrecht erhalten werde, dann müssten die Kinder bei de Auswertung der Tests an erster Stelle stehen. Und Gebauer solle aufhören zu behaupten, dass es glatt laufe. Die Inzidenz bei den 5- bis 14-Jährigen zeige ganz klar, dass Schulen keine sicheren Orte seien.

>>> KEIN ERGEBNIS AN GRUNDSCHULEN NACH DEN WEIHNACHTSFERIEN

■ Der Schulstart nach den Weihnachtsferien war an allen Herner Grundschulen von einer Test-Panne überschattet. Die Testergebnisse der am Montag durchgeführten Pool-Tests lagen am Dienstagmorgen nicht vor.

■ Im Nachhinein stellte sich heraus, dass 138 Kinder positiv getestet worden waren - und der größte Teil am Montag den kompletten Tag in der Schule verbracht hatten.