Düsseldorf. Aufgrund der hohen Zahl an PCR-Tests, dauert die Auswertung aktuell länger. Die Labore kommen nicht nach. NRW hält am Präsenzunterricht fest.
- Trotz steigender Corona-Infektionszahlen hält das NRW-Schulministerium am Präsenzunterricht fest.
- Aufgrund der hohen Zahl an PCR-Tests dauert die Auswertung durch die Labore deutlich länger.
- Ein Aussetzen der Präsenzpflicht komme "nicht in Betracht". Auch Wechselunterricht sei "keine Alternative".
- Die eingesetzten Tests in Schulen haben laut NRW-Schulministerium eine "Sensitivität von 100 Prozent". Die Verfügbarkeit sei gesichert.
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat im Schulausschuss des NRW-Landtags Probleme mit dem "optimierten Lolli-Test-Verfahren" an Grund- und Förderschulen eingeräumt, führt diese aber vor allem darauf zurück, dass nach den Weihnachtsferien alle Schüler der Primarstufe an einem Tag getestet wurden. Es sei zum Teil zu Verzögerungen bei der Befundübermittlung gekommen. Jeder einzelne dieser Fälle sei „mehr als bedauerlich“ und der Ärger bei den Betroffenen verständlich, so Gebauer. In einem Labor, dass gleich mehrere Landesteile bediene, habe es sogar ein „größeres technisches IT-Problem“ gegeben.
In Essen und vielen anderen NRW-Städten führen Corona-Infektionen und überlastete Test-Labore derzeit zu Unterrichtsausfällen. Schulen und Familien müssten mit weiteren Problemen beim Testen rechnen, sagte die Ministerin: „Bei einem derart komplexen Testverfahren können Störungen leider nie ganz ausgeschlossen werden. Das werden wir auch in dieser und in den kommenden Wochen leider immer wieder erleben, insbesondere, wenn die die Zahl der positiven Pool-Testungen weiter steigt und die Labore an ihre Belastungsgrenze stoßen.“
Corona NRW: Auswertung der PCR-Tests dauert deutlich länger
Es komme „aktuell zu Verzögerungen in der Befundübermittlung“, hieß es am Samstag vom Laborbetreiber Synlab, der unter anderem fünf Standorte in NRW hat. Nach positiven Pool-Tests lägen Einzelbefunde von Kindern „eventuell nicht bis zum nächsten Morgen“ vor.
Der Düsseldorfer Laborbetreiber Zotz Klimas schrieb auf seiner Webseite, es könne „zu signifikant längeren Befundübermittlungszeiten kommen“. Aufgrund der aktuell rasant steigenden Infektionszahlen müssten die Proben aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst priorisiert analysiert werden, begründete dies die Firma.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich mit Blick auf die nächste Ministerpräsidenten-Konferenz ebenfalls in der „Rheinischen Post“ dafür aus, dass „künftig nur noch Beschäftigte der kritischen Infrastruktur einen positiven Schnelltest mit einem PCR-Test bestätigen lassen können“.
58.504 Kinder in NRW infiziert oder in Quarantäne
Laut der aktuellen „Corona“-Abfrage des Landes NRW an den Schulen stieg die Zahl der infizierten Schülerinnen und Schüler zuletzt deutlich, aber nicht explosionsartig. 58.504 Kinder sind laut NRW-Schulministerium infiziert oder in Quarantäne.
Unter den Lehrkräften seien bis zum 12. Januar 1709 bestätigte Corona-Fälle gemeldet worden - fast dreimal so viele wie vor den Ferien. Insbesondere unter den Schülerinnen und Schülern der Primarstufe sei die Zahl der Infizierten hoch, sagte Gebauer im Ausschuss. Das liege vor allem an den zum Einsatz kommenden Pool-Tests. So müssten bei einem positiven Befund zunächst alle Schülerinnen und Schüler nach Hause.
Trotz der steigenden Infektionszahlen hält Schulministerin Yvonne Gebauer am Unterricht im Klassenzimmer fest. Alle Schutzmaßnahmen dienten dem Ziel, den für die Bildungsgerechtigkeit so wichtigen Präsenzunterricht zu erhalten.
Positive Corona-Tests an Schulen: "Primär Auskunft über Infektionen außerhalb des Schulbetriebs"
Die hohen Infektionszahlen, betonte Ministerin Yvonne Gebauer, gäben jedoch "vermutlich primär Auskunft über Infektionen, die außerhalb des Schulbetriebs stattgefunden haben". So seien vermutlich zahlreiche Infektionen auf die Weihnachtsfeiertage zurückzuführen. Richtig sei aber: "Das derzeitige Infektionsgeschehen nimmt Fahrt auf", sagte Gebauer im NRW-Landtag am Mittwoch. Die Omikron-Variante stelle sich als deutlich infektiöser dar. Die Landesregierung habe die Testverfahren an den Schulen daher bereits zum Schulstart optimiert.
So müssen seit dem 10. Januar auch geimpfte und genesene Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme am Präsenzunterricht an den schulischen Testungen teilnehmen - oder ein negatives Testergebnis einer anerkannten Teststelle vorlegen.
Das regelmäßige Testen (dreimal wöchentlich) sei "unzweifelhaft eine der wichtigsten Säulen in Zeiten der Pandemie", betonte Gebauer. Insbesondere in der jetzigen Welle der Omikron-Variante mit erstmals über 100.000 Infizierten an einem Tag sei das Testen "eine wichtige Säule", um "Vertauen und Sicherheit" zu schaffen.
Corona-Tests an Schulen: "Sensitivität von 100 Prozent"
Die Verfügbarkeit der Tests, so Staatssekretär Mathias Richter, sei in NRW gesichert. "Das Ziel von Schnelltests ist, dass wir infektiöse Schülerinnen und Schüler identifizieren", sagte er im Schulausschuss. Die eingesetzten Tests hätten eine "Sensitivität von 100 Prozent". "Alle können sicher sein, dass die Tests, die wir zur Anwendung bringen, ihren Zweck erfüllen." Fragen der preislichen Gestaltungen hätten "nicht im Vordergrund gestanden", so Richter. Wöchentlich würden über drei Millionen Schnelltests durchgeführt.
Das NRW-Schulministerium hatte bereits im Vorfeld versichert, alle verwendeten Tests reagierten auf alle bekannten Virusvarianten einschließlich Omikron. Die Ministerin forderte Oppositionsführer Thomas Kutschtay (SPD) im Schulausschuss auf, die Testverfahren an den Schulen und die dahinter stehenden wissenschaftlichen Expertisen nicht ohne Grund infrage zu stellen. Das verunsichere die Eltern. "Beenden Sie ihr schädliches Wahlkampf-Getöse", appellierte sie an den SPD-Fraktions- und Landesparteichef.
SPD und Grüne kritisierten erneut, die Gesamtsensitivität der neu angeschafften Corona-Tests für Schulen bei der Feststellung von Virenlasten sei geringer als bei den alten Tests. "Fakt ist: Die neuen Tests sind schlechter als die alten", sagte SPD-Vizefraktionschef Jochen Ott. Die harsche Reaktion der Schulministerin zeige lediglich, dass die Nerven in der Landesregierung blank lägen. "Kritik wird immer als Majestätsbeleidigung gewertet."
Gebauer: Wechselunterricht "keine Alternative"
Ein Aussetzen der Präsenzpflicht kommt laut Schulministerin Yvonne Gebauer in NRW weiterhin "nicht in Betracht". Würde die Präsenzpflicht wegen Corona ausgesetzt, blieben gerade diejenigen Schülerinnen und Schüler zu Hause, die den Unterricht im Klassenverbund am dringendsten bräuchten. "Kinder brauchen auch Kinder. Und Kinder brauchen auch Halt und Strukturen", sagte Gebauer. Eine Aussetzung der Präsenzpflicht sei ausdrücklich nicht erwünscht - sowohl von den Eltern- als auch von den Lehrerverbänden.
Auch Wechselunterricht, also die Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in Lerngruppen, die im Wechsel in den Schulen und zu Hause unterrichtet werden, sei für Nordrhein-Westfalen "keine Alternative". Im Gegenteil: Wechselunterricht sei "die schlechteste aller Alternativen", weil die Aufteilung den höchsten Aufwand erfordere, den Kindern aber am wenigsten gerecht werde.
SPD und Grüne warfen Gebauer vor, die Schulen mit zahlreichen Entscheidungen im Schulalltag alleinzulassen und keinen "Plan B" für eine weitere Verschärfung der Lage zu haben. Aus Sicht der AfD wäre ein solcher Plan auch nicht erforderlich, da "das Coronavirus an den Schulen völlig bedeutungslos" sei.
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Keine Schule ist laut dem Ministerium aufgrund der Pandemie derzeit vollständig geschlossen. An einer Schule in NRW werde derzeit ausschließlich in Distanz unterrichtet (vor den Ferien an elf Schulen). An 95 Schulen werde aktuell in Präsenz und Distanz unterrichtet (vor Weihnachten an 133 Schulen).
Schulministerin: Keine Pflicht zur Skifreizeit in der Pandemie
Yvonne Gebauer sieht allerdings keine Verpflichtung für Schulkinder, in der derzeitigen Corona-Lage an Skifreizeiten teilzunehmen. "Ich bin nicht der Meinung, dass man Kinder und Eltern zwingen kann", sagte die Schulministerin am Mittwoch.
Sie äußerte sich grundsätzlich kritisch zu schulischen Skifreizeiten in Zeiten steigender Infektionszahlen. Sie halte es für "nicht förderlich, über zehn Stunden gemeinsam im Bus zu sitzen", um möglicherweise "in ein Hochinzidenzgebiet zu fahren". Wer das plane, müsse das aber zuvor mit der Schulkonferenz abgestimmt und entsprechende Storno-Regeln vereinbart haben, damit Eltern am Ende nicht auf den Kosten sitzen blieben, betonte Gebauer. "Das erwarte ich." (mit dpa)