Herne. Die Herner Vereine „Lernen in Herne“ und „Ruhrwerk“ ermöglichen mit 50.000 Euro die Förderung von rund 300 benachteiligten Zweitklässlern.
Die Corona-Pandemie hat tiefe Einschnitte in der Bildungslandschaft verursacht. Gerade die Jüngsten haben unter dem monatelangen Distanzunterricht gelitten. Bereits im vergangenen Jahr haben die Vereine „Ruhrwerk“ und „Lernen in Herne“ das Programm „Extra-Zeit zum Lernen“ für Zweitklässler an der Josefschule und an der Schule Kunterbunt initiiert. Nun wird dieses Programm erheblich erweitert.
Durch Spenden in Höhe von 50.000 Euro werden die Vereine und ihre Partner in die Lage versetzt, dass von den rund 5000 Grundschülern in Herne etwa 300 besonders benachteiligte rund sechs Stunden zusätzliche Lernzeit pro Woche erhalten.
Schulen und Lehrer stoßen mit ihrer Förderung an Grenzen
Der Befund hat sich seitdem nicht verändert: Die jetzigen Zweitklässler konnten in der Pandemiezeit einerseits nicht richtig Abschied von der Kita nehmen, sind andererseits nicht richtig in der Schule angekommen. Das erste Schuljahr stand im Zeichen des Distanzlernens. „Wir haben unglaublich viel versucht, stoßen aber an Grenzen bei der Förderung von Kindern aus ärmeren Familien“, machte Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini bei der Vorstellung des Programms deutlich.
Ein Beispiel: Manche Familien seien einmal in der Woche angerufen worden, um herauszufinden, ob es den Schülerinnen und Schülern gut geht. Nun, im zweiten Schuljahr, würden die Defizite, die im ersten Jahr entstanden seien, sichtbar werden.
Mit dem Programm soll 300 Kindern ein Übergang in die dritte Klasse ermöglicht werden und auch ein wenig die Chancenungleichheit ausgleichen. Denn auch das wissen alle Beteiligten: Die Basis für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn wird in der Grundschule gelegt.
Vom Lesen und Rechnen über Basteln bis zu Zoobesuchen
Wie das Extra-Zeit aussehen kann, haben die beiden „Pilotschulen“ bereits gezeigt: Zweimal wöchentlich werden die Kinder drei Stunden von Ehrenamtlichen, meist Lehramtsstudierenden, betreut. Die üben mit ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen, essen aber auch gemeinsam mit ihnen Mittag, bewegen sich mit ihnen auf dem Schulhof oder schulen ihre motorischen Fähigkeiten beim Basteln und Zeichnen. Aber auch soziale Kompetenzen könnten gestärkt werden. Auch Besuche im Zoo oder im Theater seien möglich.
„Manche Kinder waren noch nie in ihrem Leben in einem Zoo“, sagt Gudrun Thierhoff vom Verein „Lernen in Herne“. Jede Schule kann ihre eigenen Maßnahmen – mit erfahrenen Trägern – umsetzen. Doch an dieser Stelle gibt es ein Problem: Es fehlt an Personal. Deshalb sind die Beteiligten auf der Suche nach Studierenden oder anderen Personen, die eine entsprechende Ausbildung haben.
50.000 Euro Eigenanteil können bis zu 250.000 Euro Landesförderung auslösen
Dass mit der Summe von 50.000 Euro ein so großes Programm auf die Beine gestellt werden kann, hat mit der Fördersystematik zu tun. Bei der Stadt hofft man, dass mit diesem Eigenanteil Fördermittel des Landes in Höhe von 250.000 Euro akquiriert werden können.
Oberbürgermeister Frank Dudda freut sich, dass mit den Vereinen „Lernen in Herne“ und „Ruhrwerk“ zwei ehrenamtliche Organisationen mit dem Sammeln von Spenden etwas Großartiges auf die Beine gestellt haben. Das zeige, welche Kraft im Ehrenamt stecke. Und in diesem Fall setzte das Ehrenamt auf die richtigen und wichtigen Themen. Kinder seien am stärksten von der Pandemie betroffen. Dudda: „Wir sehen die Probleme, geben aber nicht auf.“
Diese Devise dürfte für die kommenden Jahr Gültigkeit haben: Nach den Worten von Gudrun Thierhoff muss die Förderung mindestens zwei bis drei Jahre weitergeführt werden, damit durch die Coronapandemie keine Versagergeneration produziert werde.
>>> DIE VEREINE
■ Der Verein „Lernen in Herne“ unterstützt die Umsetzung des Leitbilds Bildung in Herne. Mit dem Leitbild Bildung hat sich die Stadt Herne auf den Weg gemacht, die lokale Bildungssituation nachhaltig zu verbessern. Weitere Informationen: www.lernen-in-herne.de
■ Der Ruhrwerk organisiert und begleitet Langzeitprojekte für Kinder und Jugendliche mit Handicap und / oder Förderbedarf in Herne. Ruhrwerk arbeitet dazu mit lokalen Jugendorganisationen, Vereinen und Bildungsanbietern zusammen. Weitere Informationen: www.dasruhrwerk.de