Herne. Die Omikron-Welle könnte in Kürze auch in Herne die kritische Infrastruktur treffen. Wie sich Stadt und andere wichtige Stellen vorbereiten.

Wegen der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante sieht der Corona-Expertenrat der Bundesregierung „hohe Risiken für die kritische Infrastruktur“. Dazu gehören Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst sowie Strom- und Wasserversorgung, aber auch Stadtverwaltung und Müllentsorgung. Die Befürchtung: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Bereichen könnten sich mit Omikron anstecken und ausfallen. Deshalb bedürfe es einer „umfassenden und sofortigen Vorbereitung des Schutzes der kritischen Infrastruktur“, so der Expertenrat. Wie gut ist Herne für den Fall der Fälle vorbereitet? Wir haben nachgefragt.

Stadtverwaltung

Die Stadt Herne bereitet sich auf den Ernstfall vor, indem sie Notdienste und Rufbereitschaften eingerichtet hat, sagt Stadtsprecherin Nina Haupt. Die Fachbereiche seien noch einmal darauf hingewiesen worden, dass sie organisatorische Maßnahmen treffen und eine Ausfallreserve bereithalten. Das könne zum Beispiel durch Homeoffice, mobiles Arbeiten oder Schichtsysteme gewährleistet werden. Auch die Tochtergesellschaften sollen ihre Notfallpläne aktuell halten. Außerdem lege die Stadt bei allen Mitarbeitenden großen Wert auf Prävention. Unter den Mitarbeitenden gebe es eine hohe Impfquote und ein großes Bewusstsein für Hygienemaßnahmen, so Haupt.

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Notdienste und Rufbereitschaften wurden eingerichtet: das Rathaus in Herne.
Notdienste und Rufbereitschaften wurden eingerichtet: das Rathaus in Herne. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Polizei

Die Polizei sieht sich „sehr gut gewappnet“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager zur WAZ. Er hofft auf wenige Ausfälle durch Omikron: „Weit über 90 Prozent der Kollegen sind geimpft, ein Großteil ist auch geboostert.“ Sollten wider Erwarten dennoch viele Beamte krank werden, dann würden Notfallpläne greifen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Behörden würden einspringen, sogar ganze Dienstgruppen könnten überstellt werden.

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Feuerwehr

Die Feuerwehr hat laut Stadtsprecherin Nina Haupt zusätzliche Maßnahmen ergriffen: Bei der Freiwilligen Feuerwehr würden regelmäßig Krankenstände abgefragt, um ein aktuelles Bild von der Zahl der einsatzbereiten Kräfte zu haben. Die Berufsfeuerwehr habe Vertretungsregelungen aufgestellt, so dass im Notfall weitere Personen einspringen könnten. Schon im Herbst habe die Feuerwehr zudem die Lagerbestände von medizinischen Verbrauchsgütern mit längeren Lieferzeiten aufgestockt.

Krankenhäuser

Der interne Krisenstab trifft sich sich kurzfristig, wenn nötig: das St. Anna-Hospital in Wanne.
Der interne Krisenstab trifft sich sich kurzfristig, wenn nötig: das St. Anna-Hospital in Wanne. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Auch die Kliniken sehen sich gewappnet. Koordiniert vom Gesundheitsamt der Stadt Herne stimmten sich alle Krankenhäuser der Stadt, niedergelassene Ärzte und der Rettungsdienst regelmäßig ab und entschieden über die nötigen Vorgehensweisen, sagt Sabine Edlinger, Mitglied der Geschäftsleitung der St. Elisabeth-Gruppe. Diese betreibt unter anderem das St. Anna-Hospital, das Marien Hospital und die Rheumaklinik Ruhrgebiet. Darüber hinaus gebe es Pandemiepläne für die Krankenhäuser. Der interne Krisenstab treffe sich im Bedarfsfall kurzfristig, um notwendige Maßnahmen abzustimmen und umzusetzen. Nicht zuletzt: Nicht geimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten sich täglich vor Dienstantritt testen lassen. Geimpfte und genesene Mitarbeitende, die in sensiblen Bereichen tätig sind, würden ebenfalls zweimal in der Woche getestet. Darüber hinaus werde allen geimpften und genesenen Mitarbeiter empfohlen, sich zwei Mal wöchentlich testen zu lassen.

Ähnlich äußert sich Danh Vu, Verwaltungsdirektor am Evangelischen Krankenhaus (EvK). 94 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien geimpft beziehungsweise geboostert, deshalb rechnet er im Falle einer Infektion mit glimpflicheren Verläufen. Überhaupt: Nach zwei Jahren Corona-Pandemie sei das EvK darin erprobt, schnell auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. „In der zurückliegenden Zeit haben wir umfassende Konzepte entwickelt, nach denen wir erfolgreich arbeiten“, erklärt er. Und betont: „Wir sind in der Lage, Stationen und Abläufe kurzfristig so umzustrukturieren, dass wir die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten bestmöglich sicherstellen können.“

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Stadtwerke/Wasserversorgung

Sowohl die Stadtwerke Herne als auch die Wasserversorgung Herne sehen sich gerüstet. Sie verfügten als Betreiber kritischer Infrastruktur seit jeher über Notfallkonzepte für unterschiedlichste Krisenszenarien – darunter auch eine Pandemie, sagt Sprecher Hendrik Peuser. Seit Anfang 2020 würden Betriebsabläufe an die aktuelle Situation angepasst. Außerdem seien früh Maßnahmen ergriffen worden – darunter flexible Homeoffice-Regelungen sowie die Bildung möglichst kleiner, fester Teams im Betriebsbereich –, um den Schutz der Belegschaft, aber vor allem die Aufrechterhaltung der Energie- und Wasserversorgung, zu gewährleisten. Ein besonderes Augenmerk liege auf dem Schlüsselpersonal wie etwa dem Entstörungs- und Bereitschaftsdienst. Nicht zuletzt seien in beiden Unternehmen rund 95 Prozent der Mitarbeitenden geimpft, was die Wahrscheinlichkeit eines breiten Personalausfalls ebenfalls deutlich reduziere. Seit Dezember besteht auch das stark nachgefragte Angebot zur Auffrischungsimpfung. „Den weiteren Pandemieverlauf beobachten wir aufmerksam, sehen aber mit Blick auf unsere flexiblen und vielseitigen Notfallkonzepte keine Gefahr für die Versorgungssicherheit“, so Peuser.

Alles fließt: Die Wasserversorgung ist nicht gefährdet, heißt es bei der Wasserversorgung Herne.
Alles fließt: Die Wasserversorgung ist nicht gefährdet, heißt es bei der Wasserversorgung Herne. © ZB | Patrick Pleul

Müllabfuhr

Seit Beginn der Pandemie sei das Ziel für Entsorgung Herne, alle Abfuhrtermine einzuhalten und die Leerung der Müllbehälter zu gewährleisten, so Sprecherin Sylvia Schreiber. „Wir versuchen, alle Schutzmaßnahmen auch bezogen auf die neue Virusvariante einzuhalten“, sagt sie zur WAZ. 90 Prozent der Belegschaft sei geimpft, Termine für Boosterimpfungen würden angeboten.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Mit Omikron ins Krankenhaus

Und was ist, wenn viele Menschen wegen Omikron ins Krankenhaus müssen? Patienten, die positiv auf Covid-19 getestet sind, würden in den Häusern der St. Elisabeth-Gruppe isoliert versorgt, sagt Sabine Edlinger, Mitglied der Geschäftsleitung. Das gelte aber unabhängig von der Virusvariante.

Zudem sei es bei Bedarf möglich, die Zahl der Betten für Covid-Patienten auf der Normal- und der Intensivstation anzupassen.