Herne. Mitte Juli stellte die Stadt Herne Fördermöglichkeiten für Dachbegrünungen vor. Die WAZ hat eine der ersten Umsetzungen besucht.
Das war ja mal richtig fix: Am 22. Juli stellte die Stadt Herne gemeinsam mit der Emschergenossenschaft Fördermöglichkeiten für Dachbegrünungen vor - nur wenige Tage lag der erste Antrag bei der Verwaltung auf dem Schreibtisch, und inzwischen sind 270 Quadratmeter Garagendächer in Wanne begrünt. Christiane und Ludger Hammer haben für ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit keine Zeit verstreichen lassen.
Und sie wären noch schneller gewesen. Der Grund: Schon vor ziemlich genau einem Jahr entdeckte Christiane Hammer in der WAZ einen Beitrag über Dachbegrünung. Darin beschreibt Experte Holger Zwirner alle Voraussetzungen und Vorteile einer Dachbegrünung. Nicht nur, dass ein begrüntes Dach das Kleinklima verbessert, sondern auch einen Schutz für Dachabdichtung bietet und die Regenwassergebühren senken kann.
Hammers wurden aufmerksam. Sie betreiben an der Rathausstraße in Wanne eine Fahrschule und sind Eigentümer von mehreren Garagen im Hof. Für die böte sich die Dachbegrünung an. „Unsere Mieter haben uns Pläne unterstützt“, erzählt Christiane Hammer im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Und Nachbarn, die bereits ein Garagendach begrünt hätten, hätten gesagt, dass man einen Effekt spüre.
Also nahmen Hammers Kontakt zu Holger Zwirner auf und wollten gleich loslegen, doch der habe gebremst - aus gutem Grund. Zwirner wusste als Eingeweihter, dass in Kürze Förderprogramme aufgelegt werden sollen. So bereiteten die Wanne-Eickeler alle nötigen Unterlagen vor und warteten auf ein Startsignal - mit der Präsentation Mitte Juli kam. Christiane Hammer musste quasi nur noch den Antrag losschicken. Die Stadt Herne und Klimaschutzmanagerin Jana Ermlich hätten sie super beim Projekt unterstützt.
500 Pflanzen und Bieneninseln
So konnte wenig später Holger Zwirner in die Umsetzung starten: Zur Bepflanzung verwendete er ein Substrat, das unter anderem Lava aus der Eifel besteht. Auf der gesamten Fläche setzte er 500 Pflanzen und streute Samen aus. Darüber hinaus befinden sich auf dem Dach nun Bieneninseln, die aus Totholz, Kieselsteinen und Sand bestehen, zwei kleine Wasserstellen werden später noch platziert, die volle Pracht und Wirkung wird das Dach erst im nächsten Frühjahr und Sommer entfalten.
Rund 20.000 Euro hätten sie in die Dachbegrünung investiert, erzählt Christiane Hammer. Der Förderbetrag habe 8000 Euro betragen. „Aber wir hätten es auch ohne die Förderung gemacht“, sagt sie. Man dürfe nicht immer warten, bis andere etwas machen. Wobei man wissen muss, dass Hammers längst etwas machen in Sachen Nachhaltigkeit. Im Hof verteilt gibt es mehrere Unterstände, deren Dächer auch bepflanzt sind, „das haben wir ,frei Schnauze’ gemacht“, erzählt Hammer.
Die Gründach-Initiative soll das Klimafolgenanpassungskonzept, das die Stadt bereits vor einiger Zeit entwickelt habe, weiter mit Leben füllen. Bei der Begrünung von Dächern läge noch einiges Potenzial brach. Das gelte in erster Linie für Bestandsgebäude. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, hatte bei der Vorstellung der Initiative deutlich gemacht, welche Bedeutung Dachbegrünungen haben: Das Mikroklima in Innenstädten habe etwa zehn Grad höhere Temperaturen als im Umland. Mit begrünten Dächern werde es möglich, sauberes Regenwasser versickern und verdunsten zu lassen und so die Umgebung zu kühlen. Ein weiterer Effekt: Begrünte Dächer verwandelten sich in kleine Biotope und tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei.
>>> SO GEHT ES ZU DEN FÖRDERPROGRAMMEN
Interessierte Immobilienbesitzer können bei der Umsetzung verschiedene Förderungen in Anspruch nehmen. Das Landesprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“ fördert unter dem Motto „Herne behält einen kühlen Kopf“ Dachbegrünungen von privat oder gewerblich genutzten Gebäuden im gesamten Stadtgebiet ab einer Größe der zu begrünenden Dachfläche von 40 Quadratmetern.
Auf der Internetseite www.gruendachinitiative-herne.de hat die Stadt alle Informationen zusammengestellt, etwa zu statischen Voraussetzungen, Antragstellung, aber auch zu der Frage, welche Dächer überhaupt geeignet sind. Dort findet sich auch ein Link zum Gründachkataster, das der Regionalverband Ruhr und die Emschergenossenschaft erstellt haben. Dort kann man prüfen, ob das eigene Gebäude für ein Gründach geeignet ist. Nicht erfasst sind dort Garagen.