Herne. Herne will Immobilieneigentümern die Möglichkeit geben, Gebäudedächer zu begrünen. Dafür stehen verschiedene Förderprogramme zur Verfügung.
Diese Präsentation war schon seit geraumer Zeit terminiert, doch vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe hat sie eine besondere Bedeutung erhalten: Am Donnerstag stellte die Stadt Herne gemeinsam mit der Emschergenossenschaft eine Gründach-Initiative vor. Das Ziel: Eigentümern von Bestandsimmobilien in Herne sollen die Möglichkeit bekommen, aktiv etwas gegen Hitzeinseln, aber auch für die Regenversickerung in der Stadt zu tun.
Oberbürgermeister Frank Dudda sagte, dass die Initiative das Klimafolgenanpassungskonzept, das die Stadt bereits vor einiger Zeit entwickelt habe, weiter mit Leben füllen soll. Bei der Begrünung von Dächern läge noch einiges Potenzial brach. Bei Neubauprojekten - zum Beispiel beim Bau des Quartiers Kaiserstraße in Baukau und beim Bau des Berta-Schulz-Quartiers in Wanne - spreche man mit den Investoren intensiv über eine Dachbegrünung, doch ein Großteil der geeigneten Dachflächen finde sich im Bestand. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, machte deutlich, welche Bedeutung diese Maßnahmen haben: Das Mikroklima in Innenstädten habe etwa zehn Grad höhere Temperaturen als im Umland. Mit begrünten Dächern werde es möglich, sauberes Regenwasser versickern und verdunsten zu lassen und so die Umgebung zu kühlen. Ein weitere Effekt: Begrünte Dächer verwandeln sich in kleine Biotope und tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei.
Interessierte Immobilienbesitzer können bei der Umsetzung verschiedene Förderungen in Anspruch nehmen. Das Landesprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“ fördert unter dem Motto „Herne behält einen kühlen Kopf“ Dachbegrünungen von privat oder gewerblich genutzten Gebäuden im gesamten Stadtgebiet ab einer Größe der zu begrünenden Dachfläche von 40 Quadratmetern. Da jedoch Garagen und Carports in der Regel unter der Grenze von 40 Quadratmetern liegen, hat sich die Stadt dazu entschieden, 100 dieser Dächer mit jeweils 100 Euro zu fördern.
Auf der Internetseite www.gruendachinitiative-herne.de hat die Stadt alle Informationen zusammengestellt, etwa zu statischen Voraussetzungen, Antragstellung, aber auch zu der Frage, welche Dächer überhaupt geeignet sind. Dort findet sich auch ein Link zum Gründachkataster, das der Regionalverband Ruhr und die Emschergenossenschaft erstellt haben. Dort kann man prüfen, ob das eigene Gebäude für ein Gründach geeignet ist. Nicht erfasst sind dort Garagen.
Hernes Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs sieht übrigens keine „Konkurrenz“ zwischen Dachbegrünung und Solarenergie (Herne ist Pilotstadt der Ausbau-Initiative Solarmetropole Ruhr). Man können sogar beides kombinieren, etwa mit Pflanzen, die Schatten mögen. Er lenkte auch den Blick weg vom Dach hin auf den Boden. Im Rahmen der Initiative „Klimaresiliente Region“ habe Herne das Schwerpunktthema der klimagerechten Parkplätze gewählt. Auch diese böten das Potenzial, Wasser aufzunehmen. Am Sportpark in Eickel werde so ein Parkplatz noch in diesem Jahr entstehen, auch beim Parkplatz am We-House in Sodingen und für die Stellplätze für den Ausbildungscampus in Börnig käme dies in Frage.
Inwieweit es in Zukunft eine Pflicht zur Dachbegrünung geben werde, stehe noch nicht fest, so Friedrichs. Feste stehe allerdings, dass die Taktung der Maßnahmen zum Klimaanpassung immer dichter werde.
Die WAZ wird in Kürze ausführlich auf die Frage eingehen, wie Herne für Starkregen-Ereignisse vorbereitet ist.