Herne. Der 10. November ist bundesweiter Aktionstag, um auf die Arbeit der Suchtberatungen aufmerksam zu machen. Ein Problem in Herne: die Finanzierung.

Mindestens einen Informationsstand für Herne hätte sich Kristin Pfotenhauer, Geschäftsführerin der Herner Jugend-, Konflikt- und Drogenberatung e.V. (JKD), gewünscht: Am 10. November ist der bundesweite Aktionstag „Suchtberatung. Kommunal wertvoll“, der von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen organisiert wird. Doch die steigenden Corona-Infektionszahlen lassen es auch in diesem Jahr nicht zu. Genügend Anlass, um auf die Bedeutung und die Nöte der Suchtberatung aufmerksam zu machen, gibt es.

Kristin Pfotenhauer sieht die Suchtberatung in Herne vor einigen Problemen.
Kristin Pfotenhauer sieht die Suchtberatung in Herne vor einigen Problemen. © JKD

So weist Pfotenhauer auf die steigenden Zahlen der Drogentoten in Herne 2020 hin. 2017 und 2018 seien keine zu beklagen gewesen, 2019 waren es vier, im vergangenen Jahr schnellte die Zahl auf elf hoch. Hinzu komme eine nicht unerhebliche Dunkelziffer. Noch nicht absehbar ist die Entwicklung, die durch die Corona-Krise ausgelöst worden ist.

Die JKD sei da in vielerlei Hinsicht eine der ersten Anlaufstellen - beispielsweise, wenn es um niederschwellige Beratung oder die Vermittlung in eine Therapie gehe. Die Berater begleiten, unterstützen und stabilisieren die Menschen, die abhängig sind und retten auch Leben damit. Aber auch den Angehörigen und Bezugspersonen werde in Krisensituationen unbürokratisch geholfen.

Wesentlicher Teil der Arbeit ist Prävention

Ein wesentlicher Teil der Arbeit liege aber gleichzeitig in der Präventionsarbeit. Die JKD ist mit der Kadesch gGmbH Bestandteil der „Fachstelle Suchtprävention und Gesundheitsförderung Herne“. Sie seien an fast allen Schulen in Herne vertreten. Wenn man sich die Zahl der Schulen und vor allem der Klassen vor Augen führt, offenbart sich schnell, wie groß diese Aufgabe ist. „Der Kalender für das kommende Jahr ist schon voll, wir können eventuell gar nicht alle Anfragen abdecken“, so Pfotenhauer. Zumal Dinge wie die Schulung von Multiplikatoren hinzu kommen. „Dennoch sind wir froh, dass unsere Angebote so viel Wertschätzung erfahren“, sagt Pfotenhauer.

Patrick Steinbach, Vorsitzender des Herner Sozialausschusses, sieht die mangelnde finanzielle Ausstattung des JKD als Problem.
Patrick Steinbach, Vorsitzender des Herner Sozialausschusses, sieht die mangelnde finanzielle Ausstattung des JKD als Problem. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Es ist gut und wichtig, dass es diese niederschwelligen Angebote gibt“, sagt Patrick Steinbach, Vorsitzender des Herner Sozialausschusses, im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. So sei bei späteren eventuellen Problemen die Hürde niedriger, eine Beratung aufzusuchen. Deshalb seien diese Stellen auch enorm wichtig. Umso bedauerlicher sei es, dass die JKD in den vergangenen Jahren unterfinanziert gewesen sei. Als er den Vorsitz des Sozialausschusses übernommen habe, habe er ein Bild vorgefunden, das für die JKD nicht zufriedenstellend gewesen sei.

Politik gewährte zusätzliche 30.000 Euro für 2021 und 2022

Dazu muss man wissen, dass die finanzielle Ausstattung seit dem Jahr 2010 nicht aufgestockt, sondern gekürzt worden ist. Dies habe der Sozialausschuss nun zumindest vorübergehend behoben und für das laufende sowie das kommende Jahr jeweils 30.000 Euro zusätzlich bewilligt. Wie es in Zukunft weitergehe, werde sich zeigen.

Allerdings will Steinbach bei der Finanzierung der JKD nicht den Bund und das Land aus der Verantwortung entlassen. Auch sie müssten Mittel zur Verfügung stellen, Herne als haushaltsschwache Kommune könne dies nicht alleine stemmen.

>>> NEUE STRUKTUR FÜR DIE SUCHTHILFE IN ARBEIT

■ Die Stadt hat einen Prozess eingeleitet, um die Struktur in der Herner Suchthilfe zu untersuchen und eventuell neu zu ordnen, weil es unterschiedliche Angebote und Finanzierungen gebe.

■ Der Prozess wurde durch Corona verzögert.