Herne. Seit 1992 wird die Emscher umgebaut. Ende des Jahres soll sie endlich abwasserfrei sein. Was bereits passiert ist und was jetzt noch folgt.

Ende dieses Jahres soll es endlich soweit sein: Die Emscher wird abwasserfrei. Das ist zumindest das Ziel der Emschergenossenschaft. Vor genau drei Jahrzehnten begann das Unternehmen mit dem Projekt „Emscherumbau“. Nun steht es vor einem weiteren wichtigen Schritt. Doch was ist in den Jahren in Herne passiert? Die WAZ hat Zahlen und Fakten zusammengestellt:

Herne ist eine klassische Emscher-Stadt“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Insgesamt werden in Herne 36 Kilometer Abwasserkanäle verlegt. 30 davon seien bis Ende 2020 bereits fertiggestellt gewesen, sagt Abawi. All diese Projekte würden jedoch nicht nur alleine von der Emschergenossenschaft durchgeführt, betont er. „In Herne arbeiten wir eng mit der Stadtentwässerung zusammen.“

400 Millionen Euro sind in den Emscherumbau in Herne geflossen

Sie hat ein Comeback erlebt: die Emschergroppe.
Sie hat ein Comeback erlebt: die Emschergroppe. © Unbekannt | OH

Bis Anfang März 2021 seien insgesamt 400 Millionen Euro in den Emscherumbau auf Herner Gebiet geflossen. Neben neuen Kanälen und Pumpwerken sind Gewässer umgestaltet und renaturiert worden. So sind bereits der Ostbach in Sodingen und der Dorneburger Mühlenbach in einen naturnahen Zustand zurückgeführt worden. Der Ostbach wurde in den „00er Jahren“ renaturiert und habe sich seitdem gut entwickelt. Es gebe auch schon neues Leben in den Gewässern, sagt der Sprecher. So sei beispielsweise die Emschergroppe, die eigentlich schon fast ausgestorben gewesen sei, in das Gewässer gesetzt worden und habe sich seitdem sehr gut entwickelt.

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Bis 2027 sollen die Emscher und ihre Nebenläufer vollständig renaturiert sein. Allerdings hätten sich seit Beginn des Emscherumbaus einige Anforderungen, beispielsweise für den Klimaschutz, geändert, „so dass wir auch an schon bestehende Gewässer noch mal ran müssen, um diese zu optimieren“. Im Zuge der Renaturierung habe sich die Artenvielfalt in und an den Gewässern seit Anfang der 1990er Jahre fast verdreifacht – heute seien es rund 500 Arten, die in das Emscher-Gebiet zurückgekehrt seien.

Und am Ostbach ist noch ein weiteres Projekt geplant: Noch in diesem Jahr soll ein Blaues Klassenzimmer an den Ufern des Baches entstehen, in dem Schüler die Gelegenheit bekommen, die Natur zu erforschen und draußen unterrichtet zu werden.

Wie viele Projekte es insgesamt in Herne bisher gegeben hat, sei nur schwer zu sagen. „Es gab Dutzende Einzelprojekte.“ Eines, an das sich aber wohl die meisten Herner und Wanne-Eickeler erinnern dürften, sei die Verlegung der Kanäle für den Dorneburger Mühlenbach. Diese wurden komplett unterirdisch angelegt – zum Teil auch unter dem Hauptbahnhof in Wanne-Eickel. Dieses Projekt habe akribisch vorbereitet werden müssen, „denn es gab von der Deutschen Bahn nur ein bestimmtes Zeitfenster, in dem wir mit unserer Maschine unter den Gleisen arbeiten durften“.

Projekte haben großen Mehrwert für Herner Anwohner

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Die Projekte der Emschergenossenschaft seien auch in Herne zu Beginn häufig auf Unverständnis bei den Anwohnern und Bürgern gestoßen, berichtet Abawi. Schließlich hätten für die meisten Vorhaben zunächst Bäume gerodet werden müssen. „Das tut natürlich weh.“ Allerdings werde wieder angepflanzt, so dass es am Ende mehr Pflanzen gebe als zuvor.

Generell werde aber in Herne das gesamte Projekt Emscherumbau von den Bürgern gut mitgetragen. Es habe schließlich auch einen großen Mehrwert, sagt Abawi. Vor allem für die Grundstücke entlang der „Köttelbecke“. Die Lebensqualität steige deutlich, wenn das Gewässer von Abwasser befreit sei. „Es gibt heutzutage – ohne den Bergbau – auch einfach keine Begründung mehr dafür, die Abwasser oberirdisch fließen zu lassen.“

>>>Neues Pumpwerk in Oberhausen ist entscheidend für die Region

Die künftige abwassertechnische Hauptschlagader der Region ist laut Emschergenossenschaft der unterirdische Abwasserkanal Emscher (AKE), der 51 Kilometer weit von Dortmund bis Dinslaken reicht. Er sei bereits auf ganzer Länge verlegt.

Im 35 Kilometer langen Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop sei er seit September 2018 bereits in Betrieb. Stück für Stück seien seitdem bereits große Nebenläufe wie zum Beispiel der Nettebach in Dortmund, der Hellbach in Recklinghausen oder der Ostbach in Herne an den unterirdischen Sammler angeschlossen worden, teilt die Emschergenossenschaft mit.

Damit die „abwassertechnische Hauptschlagader“ auf der Gesamtstrecke bis Dinslaken geflutet werden könne, sei ein sprichwörtliches Herzstück notwendig: das Pumpwerk Oberhausen. „Ab dem Frühjahr werden wir das Pumpwerk auf Herz und Nieren testen, bevor es dann im Sommer in den Vollbetrieb gehen kann: Insgesamt sind zehn Pumpen nötig, um künftig das Abwasser aus einer Tiefe von rund 40 Metern zu heben – mit einer Maximalleistung von 16.500 Litern pro Sekunde“, sagt Emanuel Grün, Technischer Vorstand bei der Emschergenossenschaft.

Sobald das Pumpwerk laufe, könnten sukzessive bis Ende 2021 alle noch verbliebenen Abwassereinleitungen in die Emscher an den unterirdischen AKE angebunden werden. Die Aktivitäten in Oberhausen seien somit bedeutend für alle anderen Emscher-Kommunen. Einmal in Betrieb genommen, werde das Kanalsystem trennen, was nicht zusammengehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch durch Kanäle in Richtung der Kläranlagen transportiert.