Oberhausen. Ein historischer Tag für Oberhausen: Neues Pumpwerk krönt das Jahrhundertprojekt Emscherbau unter den Augen von Ministerpräsident Armin Laschet.

In der über 700-jährigen Geschichte von Biefang hat es so etwas noch nicht gegeben: Ein Regierungschef ist zu Gast, ein Ereignis von nationalem Rang steht an: Am Freitag ist das neue Emscherpumpwerk an der Kurfürstenstraße als Deutschlands größtes Schmutzwasserpumpwerk offiziell in Betrieb gegangen. Mit dem 20. August 2021 hat der jahrzehntelange Emscherumbau seine Zielmarke erreicht.

Das Oberhausener Emscher-Pumpwerk.
Das Oberhausener Emscher-Pumpwerk. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

„Mit der Inbetriebnahme des Oberhausener Pumpwerks wird die Emscher nach 150 Jahren abwasserfrei. Sie alle können auf dieses Meisterwerk stolz sein“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vor zahlreichen Gästen auf dem einstigen Baugelände in Biefang, das nun eine gewisse futuristisch anmutende Wirkung entfaltet: Die oberirdischen Betriebsgebäude erstrahlen in einem recht grellen, hellgrünen Farbton – eine neue, wirklich unübersehbare Landmarke am Rande des Holtener Bruchs, die dafür steht, dass die Emscher keine Köttelbecke mehr ist. Bis Ende 2021 soll der Fluss, einst das übel riechende Wahrzeichen des Ruhrgebiets, von allen Abwässer befreit sein.

Emscher kein Schmutzwasser-Lauf mehr

„Die Emscher als offener Schmutzwasser-Lauf ist schon bald Geschichte. Das Generationenprojekt Emscherumbau endet, nicht jedoch die Transformation unserer Region“, formulierte Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, dem der Stolz über das Geleistete am Freitag in jeder Sekunde anzumerken war. Biefang krönt den Emscherumbau. Hier wird das Abwasser aus dem Abwasserkanal Emscher (AKE), der von Ost nach West durch die gesamte Region verläuft, ein letztes Mal angehoben, bevor es das Klärwerk Emschermündung an der Grenze von Oberhausen und Dinslaken erreicht. Ein Abwasser-Lift der Superlative ist entstanden: Zehn über sieben Tonnen schwere Hochleistungsmotoren treiben die Pumpen an, die sich in einer Tiefe von 40 Metern befinden, weil dort der AKE ankommt und hier ein letztes Mal auf ein höheres Niveau angehoben wird. Die Pumpen heben das Abwasser mit einer Leistung von 800 bis 1200 Litern pro Sekunde aus der Tiefe an. Die gesamte Förderleistung beträgt rund 16.000 Liter – pro Sekunde!

Milliardenprojekt Emscherumbau

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Jahrhundertprojekt Emscher-Umbau um.Über rund 30 Jahre werden 5,3 Milliarden Euro investiert – zu 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen (Bergbau, Industrie und Städte, darunter Oberhausen). Ca. 20 Prozent finanzieren NRW und die EU.Für den Abwasserkanal Emscher, teils eine Doppelröhre, ist eine Mindest-Nutzungsdauer von 100 Jahren vorgesehen.

Beeindruckt vom Oberhausener Beitrag zum Jahrhundertprojekt des Emscherumbaus zeigte sich vor Ort auch Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU): „Wir danken der Emschergenossenschaft an diesem Meilenstein des Emscherumbaus für die hervorragende Zusammenarbeit und freuen uns auf die Aufwertung des Holtener Bruchs.“ Neben Schranz waren viele weitere Offizielle mit entsprechenden Corona-Vorsichtsmaßnahmen an der Kurfürstenstraße präsent.

Hoher Besuch bei der Eröffnung des Oberhausener Pumpwerks am Freitag, 20. August 2021.
Hoher Besuch bei der Eröffnung des Oberhausener Pumpwerks am Freitag, 20. August 2021. © WAZ Oberhausen | Bresgott

Der Oberhausener Beitrag zum Emscherumbau weist weit über den Pumpwerk-Standort hinaus: Das Holtener Bruch hat einen neuen Emscherdamm erhalten, unter dem der AKE verläuft und auf dem künftig Radfahrer und Spaziergänger unterwegs sein können. Die Emscher erhält hier einen kurvenreichen Verlauf mit großzügigen Überflutungsflächen. Nirgendwo sonst in der Region hat der Fluss die Chance, sich im Falle des Falles so großzügig auszubreiten – eine Million Kubikmeter Erde werden ausgehoben, um das Holtener Bruch neu zu gestalten. In Hochwasser-Situationen lassen sich hier künftig bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser vorübergehend zurückhalten. Die Auenlandschaft dient also als naturnah gestaltetes Hochwasser-Reservoir – gerade vor dem Hintergrund jüngster Flutkatastrophen ein beachtliches Projekt mit Vorbildfunktion.