Herne. In Herne ist die Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ mit einem Festakt eröffnet worden. Was Schüler durch ihre Arbeit mit dem Projekt gelernt haben.

In Herne ist in der Mont-Cenis-Gesamtschule die Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ eröffnet worden. Sie ist Teil eines schulischen Projektes, das sich in die Feiern zu 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland eingliedert hat.

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„Sie sehen Menschen mit ihren Gesichtern, Träumen und Hoffnungen“, beschrieb Sylke Reimann-Pérez, Schulleiterin der Mont-Cenis Gesamtschule, am Freitag, 8. Oktober, in ihrer Begrüßung die Ausstellung. Sie widmet sich der Vielfalt des jüdischen Lebens in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie zeigt städtisches sowie ländliches Leben. Die Menschen werden ganz bewusst nicht als Opfer, sondern als Nachbarn dargestellt. Eingebettet in einen musikalischen Rahmen der schuleigenen Projektband mit Stücken von Beach Boys bis Klezmer, einer typisch jüdischen Musikrichtung, waren auch zahlreiche Eltern anwesend.

Herner Historiker: Erinnerungskultur ist und bleibt ein fester Bestandteil der Gegenwart

Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch untermalt. Im Bild: Schülerinnen und Schüler der Klasse 8.1.
Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch untermalt. Im Bild: Schülerinnen und Schüler der Klasse 8.1. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

In dem einleitenden Podiumsgespräch wurde aus unterschiedlicher Sichtweise das Thema „Jüdisches Leben und Erinnerungskultur“ besprochen. Manfred Keller erzählte über seinen sehr persönlichen Zugang zum Leben von Erich Mendel. Der spätere Kantor der jüdischen Gemeinde in Bochum wurde in Sodingen geboren und nach seiner Flucht in die USA dort zu einem der wichtigen Historiker und Bewahrer jüdischer Musik. Die Lehrerin Ines Wronowski beschrieb den Weg der Schülerinnen und Schüler vom anfänglichen Nicht-Wissen über das Judentum bis hin zur Identifikation mit den Menschen: „Den Schülerinnen und Schülern wurde nach und nach klar, dass es sich um reale Menschen handelt.“

Unterstützt wurde sie dabei von Schülerinnen und Schülern der Projektklassen, die von ihren Erfahrungen berichteten: vom Besuch der Bochumer Synagoge über die Teilnahme an einem Gottesdienst bis zum Kennenlernen von jüdischer Musik und Essen. Der Herner Historiker Ralf Piorr machte in seinem Beitrag deutlich, wie wichtig es sei zu begreifen, „dass die Erinnerungskultur ein fester Bestandteil der Gegenwart ist und bleibt.“

Jede Tafel widmet sich der Biografie eines Nachbarn

Die Ausstellung selbst ist in der Aula in einem großen Oval aufgebaut. Auf großen Bildtafeln wird das Leben der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gezeigt. Jede einzelne Tafel widmet sich der Biografie eines Nachbarn. Auf den Fotografien sind typische Familienszenen aus dem frühen 20. Jahrhundert zu sehen. Vom Fußballspieler über Lebensmittelhändler bis zum Kantor. Da gibt es Hochzeitsfotos, Bilder von Sport, von Freizeit und Urlaub. Bilder wie sie sich in vielen Familienalben finden. Ergänzt werden sie durch Reproduktionen von verschiedenen Zeitungsausschnitten. So deutet sich die Biographie einer persönlichen Geschichte an. Die Bildtafeln verzichten dabei auf lange Texte. Weitere Informationen können über einen QR-Code aus dem Netz heruntergeladen werden.

Zur Eröffnung stellten Gruppen von Schülerinnen und Schülern ihre eigene Auseinandersetzung mit den einzelnen jüdischen Nachbarn vor. „Die Ausstellung ist bis nach den Ferien für unsere Schülerinnen und Schüler zu sehen“, erklärt Céline Spieker, Koordinatorin des gesamten Projektes.

Es ist schade, dass die Ausstellung nicht auch für die Herner Öffentlichkeit zugänglich ist.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Ausstellung „Jüdische Nachbarn“

Die Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ ist eine Sonderausstellung, die unter anderem vom Netzwerk „Erziehung nach Auschwitz“ entwickelt worden ist. Sie kann über die Bezirksregierung Arnsberg ausgeliehen werden.

Die Ausstellung richtet sich in erster Linie an Schulen. Zu den Bildtafeln ist weiteres Unterrichtsmaterial erhältlich.