Herne. Eine SPD-Ratsfrau aus Herne talkt mit Jürgen Domian, Rats-TV sorgt für Abwechslung, und der OB lädt wieder nicht ein – unser „Politgeflüster“.

Hier unsere Politkolumne „Politgeflüster“: über einen Talk mit Jürgen Domian, Abwechslung durch Rats-TV und eine Einladung des Oberbürgermeisters, die wieder nicht kommt.

Causa Ö

Was gibt’s Neues in der „Causa Ö.“? So nennen SPD-Mitglieder in internen Gesprächen und Mails den Streit zwischen Fraktion und SPD-Ratsfrau Nurten Özcelik. Zur Erinnerung: Die 50-Jährige wirft der SPD unter anderem Mobbing und Ausländerfeindlichkeit vor, ihre Partei versuchte daraufhin vergebens, sie aus der Fraktion zu werfen. Nun rief „Ö.“ beim WDR-Journalisten Jürgen Domian an und plauderte für seinen Podcast mit ihm über das Zerwürfnis – und machte es so einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt. Am Telefon berichtete die gebürtige Hernerin dem „Kult-Seelsorger“, dass sie immer als „Gastarbeiterkind“ wahrgenommen worden sei, noch heute stets das Gefühl habe, „Mensch zweiter Klasse“ zu sein und auch in ihrer Partei trotz ihres Engagements für die Gesellschaft nicht „aus der zweiten Reihe“ nach vorne komme. Als „Frau mit Migrationshintergrund“ sei sie bei der SPD nicht mehrheitsfähig, so hätten ihr die Parteifreunde klargemacht. Außerdem komme sie immer wieder mit ihrer „Türkenpolitik“. Talker Domian, ebenfalls SPD-Mitglied, zeigte sich erst verwundert, dann empört, dass Mitglieder der SPD, gerade auch der Ruhrgebiets-SPD, solche Vorbehalte hätten: „Man sollte sich schämen.“ Der Journalist sprach Özcelik am Ende des Gesprächs Mut zu: „Lass dich bloß nicht unterkriegen.“ Wer das rund zehnminütige Gespräch hören möchte: Es ist abrufbar in der WDR-Audiothek, Domian 2021, Folge „#14 Schönheitswahn und Todeswunsch“.

Doppelt abgestimmt

Ließ erst per Hand und dann elektronisch abstimmen: Oberbürgermeister Frank Dudda, hier bei der Premiere von Rats-TV.
Ließ erst per Hand und dann elektronisch abstimmen: Oberbürgermeister Frank Dudda, hier bei der Premiere von Rats-TV. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das wichtigste politische Ereignis der Woche war die Ratssitzung. Zum zweiten Mal wurde sie als Rats-TV übertragen. Das sorgt noch immer für Abwechslung. Weil die Ratsvertreter im Internet nicht zu sehen sind, müssen zum Reden immer alle nach vorne ans Pult (wenn sie denn wollen). Und: Wenn abgestimmt wird, müssen nun alle Knöpfchen drücken, weil ihr Handzeichen ebenfalls nicht zu sehen ist. Das vergaß OB Frank Dudda (SPD) gleich beim ersten Tagesordnungspunkt und bat wie früher um Handzeichen. Wie selbstverständlich flogen auch die Hände in die Luft. Als der Fehler bemerkt wurde, griffen die Stadtverordneten zu ihren Abstimmungsgeräten und gaben ihre Stimme korrekterweise elektronisch ab. Ob sich die beiden Abstimmungsverhalten unterschieden, ist nicht bekannt. So wichtig war das Ganze aber auch nicht. Abgestimmt wurde über das Thema „Neuberufung des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit Bochum für die 14. Amtsdauer vom 01.07.2022 bis 30.06.2028“.

Kein Stadtempfang

Das wichtigste gesellschaftliche Ereignis in Herne ist der Stadtempfang. Dazu lädt der Oberbürgermeister alljährlich für Januar die Hautevolee ins Herner Rathaus ein, lässt Häppchen und Getränke servieren und skizziert seine Pläne fürs neue Jahr. Anfang 2022 fällt die Veranstaltung – wie in diesem Jahr – wieder aus. Grund einmal mehr: Corona. Ob sich die Lage bis Januar entspanne, sei nicht klar, begründet der OB. Dass der Stadtempfang nicht stattfindet, ist auch deshalb schade, weil Herne im nächsten Jahr sein 125. Stadtjubiläum feiert. Oberbürgermeister Frank Dudda hätte die Feierlichkeiten liebend gerne groß mit dem Stadtempfang eingeläutet. Es ist nur ein Gerücht, dass sich Dudda dazu entschieden hat, jetzt bis 2046 Oberbürgermeister zu bleiben, um dann mit einem Stadtempfang noch größer die Feierlichkeiten zum 150. Stadtjubiläum einläuten zu können.