Die beiden Herner Krankenhaus-Gruppen sehen sich für die Reform, die das Land plant, bestens gerüstet. Schon jetzt würden die Kriterien erfüllt.
Die beiden Herner Krankenhaus-Gruppen sehen sich für die Reform, die die Landesregierung plant, bestens gerüstet. Beide Geschäftsführer betonten im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, dass sie die Kriterien, die in Zukunft in den Mittelpunkt rücken sollen, längst erfüllen.
Zur Erinnerung: NRW bereitet eine tiefgreifende Reform der Krankenhauslandschaft vor, die auch zur Schließung einzelner Kliniken führen kann. Die rund 350 Häuser sollen sich künftig auf bestimmte Leistungen konzentrieren. Für einen „Versorgungsauftrag“, zum Beispiel für Knie-Operationen, muss eine Klinik unter Beweis stellen, dass sie in diesem Bereich viele Patienten behandelt sowie personell und technisch exzellent aufgestellt ist.
Entscheidend ist dabei nicht mehr die Zahl der Betten, sondern die Fallzahl je medizinischer Leistung. Ziel der Großreform sei vor allem der Abbau von „Fehlversorgung“, so NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Gerade in Städten gebe es zum Teil zu viele Angebote für Patienten, auf dem Land zu wenige. Nicht jedes Krankenhaus müsse alles machen. Besonders wichtige Angebote wie die Intensivmedizin soll es überall geben.
Geforderte Spezialisierung schon erreicht
„Wir haben haben die Forderung des Landes nach einer Spezialisierung längst erfüllt“, sagen Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Elisabeth-Gruppe, und Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne, Castrop-Rauxel, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Dazu verweisen sie auf die Krankenhäuser. Von den sechs Standorten in Herne seien allein drei (Psychiatrie in Eickel, Rheumazentrum in Wanne und Lungenklinik in Eickel) hoch spezialisiert. Auch in den anderen drei Standorten (EvK Herne-Mitte, Marien Hospital und St. Anna Hospital) belegten zahlreiche Zertifizierungen die Qualität der Leistungen. Beim Marien Hospital der Elisabeth-Gruppe kommt hinzu, dass es Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum ist. Ein weiteres Indiz: Jedes Jahr finden sich Herner Mediziner auf der Focus-Liste der besten Ärzte.
Mehr Patienten aus anderen Städten als aus Herne
Bitter: „Die Herner Krankenhäuser bieten im Vergleich zu den Häusern in der Region einen hohen Standard.“ Und Theo Freitag geht davon aus, dass man durch die Reform keinen Patienten verlieren werde. Betrachte man die Leistungszahlen, erfüllten die Herner Hospitäler ebenfalls die Voraussetzungen. „Im EvK werden pro Jahr 560 Schilddrüsen-Operationen durchgeführt. Damit liegen wir weit über dem Landesdurchschnitt.“
Auch andere Zahlen sprächen eine deutliche Sprache. Tausende Patienten kämen aus der Region und sogar aus dem gesamten Bundesgebiet für eine stationäre Behandlung in die Herner Krankenhäuser. In der Elisabeth-Gruppe waren es 2019 laut Theo Freitag rund 60 Prozent, im Rheumazentrum läge der Wert sogar bei rund 90 Prozent. Man könne also keine Planung nur für Herner Patienten machen.
Damit wollen sie auch die Argumentation des Landes entkräften, dass es in den Städten zu viele Angebote gebe. An dieser Stelle müsse man auch berücksichtigen, dass Herne einer der höchsten Bevölkerungsdichten bundesweit habe. Und Bundesländer wie Schleswig-Holstein und Bayern hätten eine größere Bettendichte als Nordrhein-Westfalen. Außerdem hätten beide Krankenhausgruppen in der Vergangenheit mit Blick auf die Angebote immer wieder koordiniert gehandelt. So biete die evangelische Krankenhausgemeinschaft keine Geburtshilfe mehr an, die Elisabeth-Gruppe habe den Standort in Börnig ganz aufgegeben.
Forderung nach einer Grundversorgung
„Was das Land erreichen will, ist in Herne schon gegeben, die hohe Qualität kann man sich gerne anschauen“, so Heinz-Werner Bitter.
Neben der Tatsache, dass die Reform auf den Weg gebracht werde, noch bevor jene von 2015 noch nicht abgeschlossen sei, ärgere ihn, dass das Land seinen gesetzlichen Förderbedarf für die Krankenhäuser in Herne nur zur Hälfte erfülle. Dadurch ergebe sich eine Förderlücke von 14,5 Millionen Euro pro Jahr. Bitter kritisiert nicht nur diese Lücke, er fordert darüber hinaus eine Grundfinanzierung für die Krankenhäuser, da sie Teil der Daseinsvorsorge seien. Mit dieser Grundfinanzierung müsse ein Drittel der Kosten übernommen werden.
>>> STADT VERFOLGT DIE DISKUSSION AUFMERKSAM
■ Die Stadt Herne teilt auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mit, dass man die Diskussion um die Krankenhausreform aufmerksam verfolgt.
■ Die Stadt habe ein hohes Interesse daran, dass Herne als starker und leistungsfähiger Krankenhaus-Standort wahrgenommen wird. Darüber hinaus seien die beiden Krankenhaus-Gruppen ein erheblicher Wirtschaftsfaktor.