Herne. Peter Weispfenning ist Bundestagskandidat der MLPD im Wahlkreis Herne/Bochum II. Eins seiner Ziele: die internationale sozialistische Revolution.
Peter Weispfenning ist optimistisch. Muss er auch sein: Zum vierten Mal tritt der Rechtsanwalt nun als Direktkandidat der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) für die Bundestagswahl im Wahlkreis Herne/Bochum II an. Bislang tauchte er bei den Wahlergebnissen anschließend immer ganz unten auf, unter der Rubrik „Sonstige“. Mit einer Null vor dem Komma.
Peter Weispfenning, Rechtsanwalt von Beruf, gehört als Sprecher der MLPD zu den Repräsentanten der Partei. Die hat sich die internationale sozialistische Revolution und die Diktatur des Proletariats als Ziel auf die rote Fahne geschrieben. Das, aber auch die Relativierung der Verbrechen Stalins, hat den Verfassungsschutz auf den Plan gerufen, der die MLPD seit Jahrzehnten als „linksextremistische Partei“ beobachtet. Weispfenning, geboren in Bayern, aufgewachsen in Kassel, kann darüber nur müde lächeln. „Ich bin überhaupt nicht extremistisch“, sagt der 53-Jährige. Und was an seiner Partei extremistisch sein soll, verstehe er ebenfalls nicht. Wenn jemand extremistisch sei, dann doch wohl eher die, die die Menschen, allem voran die Kinder, heutzutage in Armut aufwachsen ließen, entgegnet er.
Herne: Treffen vor dem Tor von Suez
Als Kandidat wie beruflich setzt er sich für Arbeiterinteressen ein, engagiert sich als Anwalt vor allem für die Belange von Bergleuten, die er nach Kündigungen in Prozessen vertritt. Weispfenning bezeichnet sich auch als „Anwalt der Herzen“ – ein Ehrentitel, den ihm die Bochumer Opelaner verliehen hätten. Wichtig sei ihm im Bundestagswahlkampf, dass er mit den „Leuten vor den Betrieben“ spreche, über das, was ihnen in der Arbeitswelt unter den Nägeln brennt. Da sei er viel unterwegs, spreche auch schon mal Klartext. So wie jüngst, als ein Pförtner in Herne über die Afghanistan-Flüchtlinge geschimpft habe, denen jetzt wieder Millionen in den Hals gesteckt würden. Und was ist mit den Milliarden für die Lufthansa?, entgegnet Weispfenning.
Gegen besagte Kinderarmut, gegen Hartz-IV-Gesetze, gegen Umweltbelastung durch Unternehmen, das seien seine wichtigsten Themen, sagt er beim Treffen mit der WAZ. Wie alle Direktkandidaten, die die WAZ vorstellt, darf auch er sich einen Ort aussuchen. In seinem Fall: das Tor der thermischen Wiederaufbereitungsanlage Suez in Herne-Süd, die nun ihren Betrieb eingestellt hat.
Südstraße: Symbol für den „gescheiterten Strukturwandel des Herrn Dudda“
Warum dort? Dort habe die Bürgerinitiative einen echten Erfolg verbucht. Protest und Widerstand der Menschen für mehr Umweltschutz könnten also erfolgreich sein. Außerdem sei die Südstraße in dieser Ecke ein Symbol für den „gescheiterten Strukturwandel des Herrn Dudda“: Viele Jobs seien verloren gegangen, neue zwar ein Paar dazu gekommen, aber oft genug prekäre. Als Beispiel nennt er den Online-Supermarkt Picnic, dem er vorwirft, seine Mitarbeiter schlecht zu bezahlen.
Und was bringt diese Wahl für ihn? Seine Partei? Irgendwann, so der Optimist Weispfenning, schafft es die MLPD auch mal über eine Hürde, „da bin ich mir ganz sicher“. Dass der 53-Jährige aber glaubt, dass er diesmal den Wahlkreis gewinnt, so optimistisch dürfte nicht mal er sein.
Bitte ergänzen. . .
Die WAZ gab (Stich-)Worte vor, Peter Weispfenning ergänzte sie zu einem Satz:
Die Errichtung der Diktatur des Proletariats. . .
. . .wird eine ungekannte Freiheit für die überwältigende Mehrheit der Menschen bringen.
Die Beobachtung der MLPD durch den Verfassungsschutz. . .
. . .ist fast schon ein Ehrenzeichen – wenn man bedenkt, worin der Verfassungsschutz verstrickt ist (NSU).
In einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft ist eine unabhängige Presse. . .
. . .selbstverständlich.
Dass die MLPD in Herne bei Wahlen nie eine große Rolle gespielt hat. . .
. . .wird sich ändern, wenn der Antikommunismus im öffentlichen Leben geächtet ist.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Zur Person
Peter Weispfenning lebt mit seiner Partnerin – einer Krankenschwester – in Holsterhausen. Kinder hat er keine.
Beruflich arbeitet er in der Anwaltskanzlei Meister & Partner an der Industriestraße in Gelsenkirchen. Er ist auch Mitorganisator der Montagsdemos in Herne-Mitte.