Herne. Vor einem Jahr nahm der Online-Supermarkt Picnic sein Verteilzentrum in Herne in Betrieb. So hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt.

Vor ziemlich genau einem Jahr nahm der Online-Supermarkt Picnic sein Verteilzentrum in Herne an der Südstraße in Betrieb. Im Gespräch mit der WAZ Herne hat Mitgründer und Frederic Knaudt geschildert, wie sich das Geschäft seitdem entwickelt hat.

Das Fazit Knaudts fällt eindeutig aus. „Wir könnten nicht zufriedener sein.“ Als Picnic in Herne eröffnet habe, sei die Warteliste extrem lang gewesen, deshalb sei der Standort so wichtig gewesen. Von Herne aus werde Kundschaft unter anderem in Münster und im ganzen Ruhrgebiet beliefert. Zur Eröffnung waren 125 Mitarbeiter an Bord, Knaudt hatte vor Jahresfrist davon gesprochen, dass die Größe der Belegschaft perspektivisch auf 400 wachsen könnte. Dieser Wert rückt offenbar immer näher. Die Marke von 300 ist nach Knaudts Worten längst überschritten. Und da die Warteliste für das Liefergebiet des Herner Lagers noch rund 10.000 Einträge aufweise, scheint weiteres Wachstum wahrscheinlich. Knaudt: „Wir stellen weiter Mitarbeiter für das Lager und die Auslieferung ein.“

Das Unternehmen glaubt an einen langfristigen Trend zur Lebensmittel-Lieferung

Seit vergangenem Sommer ist Herne selbst auch Liefergebiet. Die Kundschaft in der Stadt ist seitdem ebenfalls stark gewachsen. Rund 8000 Haushalte beliefert Picnic nach Knaudts Worten in Herne, auch hier gebe es eine Warteliste.

Diese Entwicklung sei allerdings längst nicht nur durch die Corona-Pandemie getrieben. Knaudt: „Wir sind auch schon vor Corona stark gewachsen.“ Der Markt werde generell größer, Zielgruppe seien Familien, für die der Einkauf eher lästige Pflicht als Erlebnis sei. Die Menschen sparten sich eben gerne die Zeit des Einkaufs. Beim Einkaufsverhalten sieht er keine großen Unterschiede zu Kunden, die im Geschäft kaufen. 50 Prozent des Einkaufs seien Frischeprodukte. Picnic hat rund 10.000 Artikel im Sortiment. Diese Zahl sei relativ konstant, verändere sich aber immer ein wenig in der Zusammensetzung, weil die Kunden Feedback zu den Produkten gäben und auch Vorschläge machten.

Knaudt geht nicht davon aus, dass das Liefergeschäft schrumpft, wenn irgendwann in den kommenden Monaten Corona-Einschränkungen zurückgefahren werden. „Wir glauben, dass das Liefergeschäft ein langfristiger Trend ist.“

Bei dieser Prognose bekommt der Unternehmer Rückendeckung aus der Forschung. „Wir gehen von einem nachhaltigen Effekt durch Corona aus“, sagt Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung des Kölner Handelsinstituts IFH. „Der Einstieg in die Nutzung des Onlinehandels ist immer die größte Hürde. Wenn diese erstmal übersprungen ist, bleiben die Kundinnen und Kunden mit großer Wahrscheinlichkeit und bestellen dann auch immer häufiger im Zeitverlauf.“