Essen. Um Folgen des Klimawandels abzufedern, wollen Akteure der Ruhrkonferenz versiegelte Flächen vom Kanalnetz abkoppeln. Im großen Stil.

Der Wille scheint vorhanden und Geld ist auch reichlich da: Land, Kommunen und Wasserverbände der Region wollen das Ruhrgebiet zu einem Vorzeige-Standort im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels machen. Die Region soll dadurch besser mit erwarteten Wetterextremen wie Starkregen und länger anhaltenden Hitzeperioden umgehen können. Ehrgeiziges Ziel: Bis 2040 soll das Regenwasser auf einem Viertel der versiegelten Fläche im Revier nicht mehr in das bei extremen Regengüssen oft überforderte Kanalnetz fließen, sondern direkt oder indirekt im Erdreich versickern können. Das ist bisher nur bei einem Bruchteil der Gesamtfläche der Fall. Die Abflusssituation von Straßen, asphaltierten Arealen und Immobilien aller Art müsste dazu im großen Stil umgerüstet werden.

Höhere Verdunstungsrate soll Abkühlung bringen

https://www.waz.de/staedte/oberhausen/der-klimawandel-ist-an-der-ruhr-deutlich-spuerbar-id231307644.htmlGleichzeitig soll die Verdunstungsrate im größten deutschen Ballungsraum um zehn Prozentpunkte steigen. Eine höhere Verdunstung von Regenwasser führt in Hitzeperioden automatisch zu einer Abkühlung in dem betroffenen Gebiet.

Der Eckwerte sind Kern des Programms „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“, das als Projekt der von der NRW-Landesregierung angestoßenen Ruhrkonferenz bereits im vergangenen Jahr startete. Am Freitag gaben sich NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU), Emschergenossenschafts-Chef Uli Paetzel und Vertreter von Ruhrgebietskommunen optimistisch, die Projektziele erreichen zu können. Die Corona-Pandemie habe den Blick auf das Thema Klimawandel zwar ein wenig verstellt, eine erste Bilanz des Sofortprogramms könne sich aber sehen lassen, betonte Heinen-Esser.

Mehr grüne Dächer im Revier

https://www.waz.de/staedte/essen/steingaerten-stadt-essen-will-keine-vorgartenpolizei-id227572757.htmlIm ersten Projektjahr förderte das Land insgesamt 55 Maßnahmen der Bodenentsieglung und Fassadenbegrünung im Ruhrgebiet. 2021 sollen unter anderem die Fassadenbegrünung des Kohlenbunkers im Gelsenkirchener Nordsternpark und die Entsiegelung des Amphitheater-Parkplatzes in Angriff genommen werden. Die Stadtwerke Bochum starten mit der Dachbegrünung ihrer Liegenschaften. Jahr für Jahr soll der Maßnahmenkatalog erweitert werden.

https://www.waz.de/politik/landespolitik/forscher-warnen-nrw-wird-immer-mehr-zugebaut-id229426710.html Das Land stellt für das Programm insgesamt 250 Millionen Euro in Aussicht. Dennoch hoffen die Akteure auch auf privates Engagement. „Wir brauchen die Zusammenarbeit der Kommunen und die Mithilfe der Bürger“, sagte Uli Paetzel. Zuletzt hatten Forscher der Ruhr-Universität Bochum nachgewiesen, dass der Anteil versiegelter Flächen in NRW trotz gleichbleibender Bevölkerungszahl immer mehr wächst.