Herne. Das Projekt „Quartier Kaiserstraße“ hat eine wichtige Wegmarke erreicht. Der Investor hat den Bauantrag eingereicht. So sehen die Pläne aus.

Bis ins Jahr 2017 reichen die ersten Skizzen für die Neue Mitte Baukau zurück, am Dienstag erreichte das Projekt eine wichtige Wegmarke: Der Oldenburger Projektentwickler List Development Commercial reichte den Bauantrag für den ersten Bauabschnitt bei der Stadt Herne ein.

Die Bauverwaltung bekommt reichlich zu tun: Etwa drei Umzugskisten füllen die Unterlagen. Ebenso gewichtig wie der Umfang des Antrags ist das Projekt selbst. Rund 50 Millionen Euro investiert List, um auf dem ehemaligen Fußballplatz an der Forellstraße ein neues Quartier entstehen zu lassen, dem List selbst die Bezeichnung „Quartier Kaiserstraße“ gegeben hat.

Vermietung von Büroflächen ist ein Kraftakt

Im Erdgeschoss sollen insgesamt 5250 Quadratmeter Handelsfläche entstehen. Sie sind vorgesehen für einen Supermarkt, eine Drogerie, einen Discounter sowie eine kleine Gastronomie-Einheit. Einige dieser Flächen seien bereits vermietet, so List-Vertreter Sebastian Grochowiak beim offiziellen Übergabetermin im Rathaus. Auf die Obergeschosse verteilen sich 1725 Quadratmeter für Praxen sowie 4000 Quadratmeter für Büros. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, die Homeoffice fast zum Arbeitsstandard hat werden lassen, sei die Vermietung von Büroflächen natürlich ein Kraftakt, aber er sei zuversichtlich, dass man diesen Kraftakt bewältigen werde. Schließlich wird es auch eine Zeit nach Corona geben.

So sieht Areal zurzeit aus.
So sieht Areal zurzeit aus. © OH

Auch wenn sich die Planung im Vergleich zu den ersten Entwürfen verändert hat: Nach wie vor ist eine Dachbegrünung des Gebäudeensembles vorgesehen. Die Büros und Praxen erhalten ebenfalls einen Zugang zu dieser Dachfläche. In einem zweiten Bauabschnitt werden Wohneinheiten entstehen. Abhängig von der Erteilung der Baugenehmigung könne der Baubeginn im vierten Quartal dieses Jahres erfolgen, die Fertigstellung könne dann für die zweite Jahreshälfte 2023 ins Auge gefasst werden.

Oberbürgermeister Frank Dudda freut sich, dass List gerade in dieser schweren Zeit den Bauantrag einreicht. Das sei in pandemischen Zeiten ein Kraftakt, da die Vermietung erheblich erschwert sei. „Mieter für Büros stehen nicht gerade Schlange.“

Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle bei Bauprojekten

Das „Quartier Kaiserstraße“ sei nicht das einzige Projekt, das zwischen Lackmannshof und Forellstraße in den kommenden Jahren entsteht, so Stadtdirektor Hans Werner Klee. Die Kindertagesstätte Lackmanns Hof werde erweitert, die Grundschule Forellstraße dorthin verlagert. Auch das Thema Studentenwohnungen spiele nach wie vor eine Rolle. Mit Blick auf die Dachbegrünung sagte Klee, dass Nachhaltigkeitsgesichtspunkte bei Investoren eine immer wichtigere Rolle spielten. Dudda kündigte an, dass die Stadt versuchen werde, ihre eigenen Modellprojekte zum Thema Ressourcenschutz im Zuge des „Quartiers Kaiserstraße“ umzusetzen. Herne wird im Rahmen des Verbundprojekts R2Q vom Bund gefördert, das Ziel verfolgt, die Verwendung der Ressourcen Wasser, Baustoffe, Energie und Fläche im Quartier zu untersuchen. Diese Quartiere sind in Herne Baukau-Ost und Pantringshof.

Darüber hinaus könne mit dem List-Projekt ein deutliches städtebauliches Zeichen hin zur Öffnung zum Wasser (Rhein-Herne-Kanal) gesetzt werden. Dudda kündigte an, dass in wenigen Wochen ein Brückenprojekt vorgestellt werde, dass gemeinsam mit Recklinghausen und der Emschergenossenschaft konzipiert worden sei.

>> LIST GEWANN WETTBEWERB

■ Die List Develop Commercial hatte an einem Wettbewerb zur Bebauung des Areals teilgenommen und wurde von der Stadt Herne ausgewählt.

■ Im Oktober 2020 wurde das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen.

■ OB Dudda ist auch deshalb froh über die Einreichung des Bauantrags zum jetzigen Zeitpunkt, weil er die Gefahr sieht, dass nach dem Ende der Pandemie zu viele Großprojekte gleichzeitig auf die Bauverwaltung zurollen. Als Beispiele nannte er das Möbelhaus Mömax und das neue Lidl-Lager.