Herne. Wie erforschen Kinder ihre Welt? Oft mit dem System „Versuch und Irrtum“. Das Theater Kohlenpott und Urbanatix bringen es in Herne auf die Bühne.
Sie sind seit Jahren quasi Nachbarn, doch erst jetzt kooperieren das Bochumer Streetart-Artistik-Ensemble Urbanatix und das Herner Theater Kohlenpott miteinander - beim Stück „Trial & Error - die Lust am Scheitern“. Darum geht es.
Versuch und Irrtum, nach diesem simplen Prinzip würden Kinder nach und nach die Welt entdecken, so Frank Hörner (Theater Kohlenpott) und Christian Eggert (Urbantix), die für Regie und Dramaturgie verantwortlich sind. Das Kleinkind würde eben so lange hinfallen, bis es aus den vergeblichen Versuchen aufrecht zu stehen und zu gehen gelernt habe. Es sei schade, dass Erwachsene Versuch und Irrtum verlernen würden (wobei man manchmal den Eindruck gewinnen kann, dass genau nach diesem Muster vorgegangen wird). Scheitern sei ein wichtiges Element - was sich im Sprichwort „Aus Schaden wird man klug“ durchaus spiegelt.
Gerade auch im Theater sei Scheitern wichtig: Der Zuschauer sehe auf der Bühne immer nur das perfekte Ergebnis, aber nie die vielen Fehlversuche, die auf dem Weg dorthin gemacht worden seien.
Das Stück - das für Mädchen und Jungen ab acht Jahren geeignet ist - spielt mit der Möglichkeit, wie sich Kinder bestimmten Dingen nähern, wenn sie frei von den Rahmen, die Erwachsene setzen, handeln und selbst Entscheidungen treffen können. Zum Beispiel wenn es um das Öffnen einer Kokosnuss geht: Die Darsteller zeigen mit den Möglichkeiten des Schauspiels, des Tanzes oder der Artistik, wie Kinder ans Kokosnussfleisch kommen wollen: aufdrücken, mit den Zähnen reinbeißen, mit dem Körper einen Nussknacker formen oder eine Stange aufbauen, damit einer der Darsteller - ausgerüstet mit einem Fahrradhelm - von oben auf die Nuss herunter saust, um sie zu knacken. In einer anderen Sequenz zeigen sie die erste Phase des Verliebtseins. Ständig wechseln die Partner, Blicke und Bewegungen vermitteln das Gefühl der Sehnsucht oder der Eifersucht.
Röhrchen von Corona-Schnelltests dienen als Flöten
Frank Hörner beschreibt die Grundidee so: Die Darsteller bringen die Gedanken und die Selbstgespräche eines Kindes - das aus dem Off mit seinen Wünschen zu hören ist - auf die Bühne. Zur Besetzung gehören Sina Kiebusch, Svea Kirschmeier, Felix Küpper, Paul Davis Newgate, Oskar Skrypko und Zeynep Topal.
Entwickelt worden sei das Stück, das eine Abfolge von in sich geschlossenen Szenen zeige, quasi auf dem weißen Blatt Papier. Aus einer Grundidee seien Blaupausen entstanden, die dann weiterentwickelt worden seien. Die Zuschauer hätten ganz viele Ideen beigesteuert. Ein Beispiel: In einer Szene spielen die Akteure zu Gerry Raffertys „Baker Street“ Flöte. Bei diesen Flöten handelt sich um Röhrchen von Coronaschnelltests - in den vergangenen Wochen wurden alle Beteiligten täglich getestet.
Die Wechselspiel aus „Trial & Error“ zeigt auch, dass Kinder oder Jugendliche sich selbst organisieren und sich Rahmen und Regeln setzen. Apropos Versuch und Irrtum: Für Urbanatix und das Theater Kohlenpott ist das Stück ja auch der erste Versuch der Zusammenarbeit. Man hat schon bei den Proben den Eindruck, dass es kein Irrtum war.
>>> TERMINE UND TICKETS
■ Die Premiere ist am Freitag, 2. Juli, um 19 Uhr in den Flottmann-Hallen. Weitere Termine am kommenden Wochenende sind der 3. Juli (19 Uhr), der 4. Juli (16 Uhr). Dafür gibt es laut Gaby Kloke noch wenige Restkarten. Weitere Termine sind vom 6. bis 9. Oktober.
■ Karten kosten 5 Euro pro Person für Schulklassen, Einzeltickets 14/8 Euro. Reservierungen unter karten@theaterkohlenpott.de