Bochum. Artistenshow Urbanatix muss wegen der Corona-Pandemie alle Auftritte absagen. Gründer Christian Eggert hat sich aber eine Alternative überlegt.

Es fühlt sich für Christian Eggert gar nicht wie ein richtiger Herbst an. Denn normalerweise ist sein Kopf, wenn die Blätter von den Bäumen fallen, seit mittlerweile zehn Jahren nur voll mit einem Thema: der Urbanatix-Show in Bochum. Die fällt jedoch wegen der Corona-Krise 2020 komplett aus. Doch der Gründervater der Artistenshow wäre nicht er selbst, hätte er nicht eine Alternative parat. „Zwar wurden die Shows alle abgesagt, im selben Atemzug haben wir aber ein Kurzfilmprojekt initiiert“, sagt Eggert.

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Es habe viele Zuschriften von enttäuschten Zuschauern gegeben, ihnen und dem gesamten Urbanatix-Team mache man mit dem Projekt Mut. „Das war auch psychologisch wichtig“, findet Eggert. Im Rahmen der EU-Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hatte Urbanatix erstmalig jugendliche Bewegungskünstler aus der Region mit internationalen Artisten, Choreografen und Trainern zusammengebracht, seitdem gab es jährlich neue Shows – in diesem Jahr hätte also das 10-jährige Jubiläum angestanden.

Urbanatix-Artisten drehen Kurzfilm an 24 Drehorten in Bochum

Aufnahmen für den Urbanatix-Kurzfilm entstanden am Samstag im Open Space an der Bessemerstraße in Bochum.
Aufnahmen für den Urbanatix-Kurzfilm entstanden am Samstag im Open Space an der Bessemerstraße in Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Und das ist die Idee zum Trost für leere Zuschauerränge: In einem acht- bis zehnminütigen Kurzfilm sollen die Urbanatix-Artisten – von Bikern und Parcours-Künstlern bis hin zu Tänzern, Jongleuren und Turnern – an 24 Bochumer Drehorten zu sehen sein. „Luftartistik an der Ruhrbrücke, Parcours-Einlagen an den Kunstwerken im Schlosspark, Tanzszenen im Musikforum und Artistik am Bergbaumuseum oder Exzenterhaus“, gibt Eggert einen Vorgeschmack.

Auch das Bermuda-Dreieck und die Marienkirche würden zu sehen sein, man wolle ganz Bochum kreativ und künstlerisch vernetzt präsentieren. „Alles ist aufwendig produziert, wir haben für jeden Ort einzelne Drehgenehmigungen gebraucht“, erzählt Eggert.

Fertig sein wird der Kurzfilm – finanziert mithilfe von Partnern wie den Stadtwerken, der Sparkasse, Barmer und Bochum Marketing – deshalb wohl auch erst im Frühjahr, angepeilt ist Ende Mai. „Er wird dann überall in den sozialen Netzwerken und auch als Vorfilm im Fiege-Kino zu sehen sein“, kündigt Eggert an. Auch bei der Jahresfeier zum 700. Geburtstag der Stadt Bochum solle der Film zu sehen sein.

Berliner Artisten zu Gast im „Open Space“

Der Startschuss für das Projekt fiel am Samstag (31.) in der 1200 Quadratmeter großen Trainingsstätte „Open Space“ an der Bessemerstraße. Dorthin hatte Eggert die Abschlussklasse der Berliner Artistenschule eingeladen – einem in den vergangenen Jahren häufig genutzten Recruiting-Pool für neue Urbanatix-Artisten.

Während Marie Thimm (18) und Silas Da Silva Roller (18) mit einer Hip-Hop-Performance dabei sind, präsentiert Larissa Reckter (18) Show-Einlagen an Zwillingsschlaufen. „Ich bin seit der 5. Klasse auf der Artistenschule, neben der Berufsausbildung machen wir unser Abitur“, erzählt die Artistin. Ihr Traum sei es, nach dem baldigen Abschluss auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten.

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Andere Artisten träumen vom Berliner „Friedrichsstadt-Palast“, „Cirque du soleil“ oder „Variete et cetera“. Oskar Skrypbo (19) könnte sich jedoch auch vorstellen, bei Urbanatix anzufangen, das bei den Berliner Artisten inzwischen gut bekannt ist – schließlich gilt das Ruhrgebiet als Hochburg urbaner Künste, wozu auch etwa Disziplinen wie Tricking oder Free Running zählen. „Ich turne im Video an einem senkrechten Masten“, sagt Skrypbo, während er sich in Spagat-Position aufwärmt.

Tröstender Ersatz – doch die Auftritte fehlen den Künstlern

Von Artistin Lisa Hünnekens sind bereits einige Aufnahmen im Kasten: Während die Turnerin vom Tanztrapez baumelt, fliegt eine Drohne um sie herum, ein Fotograf macht unter ihr Aufnahmen. Für das Filmprojekt hat Urbanatix einige freie Filmemacher engagiert, alles andere passiert im Rahmen des eigenen Teams. „Das ist mal etwas anderes und macht Spaß“, sagt Hünnekens über das Projekt. Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen artistischen Disziplinen schaffe ein tolles Klima.

Urbanatix-Artisten proben für einen Kurzfilm. Die geplanten Shows fallen der Corona-Krise zum Opfer.
Urbanatix-Artisten proben für einen Kurzfilm. Die geplanten Shows fallen der Corona-Krise zum Opfer. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Während in der einen Ecke der Turnhalle an einem großen Reifen geturnt wird, jongliert Viola Schley am anderen Ende mit sieben Bällen. „Die Auftritte fehlen mir“, gibt sie zu. Der Kurzfilm sei ein Ersatz – auch wenn man nicht vor Publikum auftrete.

Fotos zu den Dreharbeiten gibt es hier.

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