Herne. Ein Herner Anbieter von Corona-Schnelltests mit Standorten in Herne und Wanne lockt Kunden mit Geschenken und Bonusheft. Daran gibt es Kritik.

Wenn es um Rabatte auf frei verkäufliche Medikamente geht - dann ist Herne quasi das Auge des Orkans. Seit Jahren tobt sowohl auf der Bahnhofstraße als auch auf der Hauptstraße eine beinahe unerbittliche Rabattschlacht. Mit dem Entstehen der Corona-Testzentren hat einer der Akteure das Werben um Kunden auf das neue Geschäftsfeld übertragen.

Die Rede ist von der Neuen Apotheke. Sie hat auf der Bahnhofstraße zwei Teststationen aufgestellt, in Wanne ist das Testzentrum in der Christuskirche an der Hauptstraße untergebracht. Nach Schilderungen von mehreren Herner Bürgern bekommen Menschen, die sich dort testen lassen, neben einer FFP2-Maske auch ein Fläschchen Saft geschenkt. Dazu gibt es ein Bonusheft. Darauf steht: „Lassen Sie diese Karte nach jedem Corona-Schnelltest in unseren Teststellen abstempeln (1 Stempel pro Test). Nach Ihrem 10. Test erhalten Sie bei uns gegen Vorlage dieser Karte in unseren Teststellen einen 10-Euro-Gutschein von DIE NEUE APOTHEKE.“

Apothekerkammer und Apothekerverband sehen das Vorgehen kritisch

Die Herner WAZ hat bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe - das ist die Standesvertretung aller Apotheker - gefragt, wie sie dieses Angebot bewertet. Die Kammer weist darauf hin, dass der Bundestag das Heilmittelwerbegesetz im Zuge der Pandemie geändert habe. Dazu muss man wissen: Normalerweise ist Werbung für die Erkennung, Beseitigung oder Linderung von meldepflichtigen Krankheiten nach dem Infektionsschutzgesetz nicht erlaubt. Dazu gehört auch das Coronavirus. Durch die Änderung des Gesetzes können Apotheker mit Klappaufstellern auf das Angebot des Schnelltests hinweisen. Denn es sei ja gewollt, dass sich in der Pandemie möglichst viele Menschen testen lassen. Doch man sehe es kritisch, wenn jemand die Vorgaben bis ins Letzte ausreize.

Auch der Apothekerverband, der die selbstständigen Apotheker vertritt, äußert sich so: „Mehrverbrauch zu fördern, entspricht grundsätzlich nicht unserem Bild der Apothekerinnen und Apotheker als Heilberufler, deren Aufgabe die gute sowie sichere pharmazeutische Beratung und Betreuung der Patienten ist.“

Namentlich will sich niemand nennen lassen, doch andere Anbieter ärgern sich gerade über das Angebot des Bonushefts. Ihrer Meinung nach werde der 10-Euro-Gutschein, den die Neue Apotheke für zehn Testungen gewährt, mittelbar aus Steuermitteln finanziert, weil jeder Test vom Bund vergütet wird, zu Beginn der Testungen mit 18 Euro.

Die WAZ hat auch die Neue Apotheke um eine Stellungnahme gebeten, doch zwei Mails blieben gänzlich unbeantwortet.