Herne. Der Streit um einen Fußballkäfig in Herne ist eskaliert. Ein Unbekannter versperrte ihn. Stadt und Politik sprechen von Selbstjustiz.

Der Streit um den neuen Fußballkäfig an der Ecke Emscherstraße/Schalkestraße in Wanne-Nord ist am Wochenende eskaliert: Der Eingang zu dem Fußballfeld wurde mit einem Kettenschloss dicht gemacht. Nun wird darüber gerätselt, wer das veranlasst hat. Die Stadt jedenfalls war es nicht, heißt es aus dem Rathaus.

Vor drei Monaten wurde der neue Bolzplatz eingeweiht, und seitdem laufen einige Anwohner gegen ihn Sturm. Tenor: Viel mehr Menschen als früher nutzten jetzt das Areal, Schüsse gegen die Bande seien (zu) laut, und auch Erwachsene kickten nun dort, gern auch nach 20 Uhr. Die Stadt kündigte daraufhin Schritte an, um die Situation zu entschärfen. Und sie stellte klar: Erwachsene dürften in dem Käfig nicht spielen, und nach 20 Uhr müsse Ruhe herrschen. Wenn sich jemand nicht daran halte, könnten Anwohner den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) oder die Polizei einschalten.

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Bezirksbürgermeister: Selbstjustiz ist eine Frechheit

Neu und beliebt: der Bolzplatz Emscherstraße/Ecke Schalkestraße in Herne.
Neu und beliebt: der Bolzplatz Emscherstraße/Ecke Schalkestraße in Herne. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Einem Bürger hat das offensichtlich nicht gereicht und den Fußballkäfig am Freitagabend – pünktlich vor dem Wochenende – eigenmächtig mit einem Kettenschloss dicht gemacht. Der Wanner SPD-Bezirksverordnete Yücel Yilmaz zeigt sich entsetzt. Er spricht von „Selbstjustiz“, die man nicht hinnehmen dürfe. Von „Selbstjustiz“ spricht auch Wannes Bezirksbürgermeister Uwe Purwin (SPD). Diese Aktion sei „eine Frechheit“ und „geht gar nicht“, sagt er zur WAZ.

Auch die Stadt ist nicht amüsiert. Jugendhilfeplanerin Sarah Gentilini stellt gegenüber der WAZ klar, dass die Verwaltung das Schloss nicht angebracht habe – darüber hatten Bürger spekuliert. Im Gegenteil: Sie betont, dass sich die Stadt über den großen Zuspruch freue. Natürlich, so stellt sie klar, müssten die Kicker die Regeln einhalten, darunter etwa die Nutzungszeiten. Bürger, die sich gestört fühlten, dürften aber keinesfalls zu Selbstjustiz greifen.

Der bislang Unbekannte, der das Schloss angebracht habe, habe offensichtlich nicht an die Folgen gedacht: Kinder und Jugendliche seien am Wochenende über die meterhohen Zäune gestiegen, um den Bolzplatz zu nutzen. Dabei hätten sie stürzen und sich verletzen können. Nicht zuletzt dürften öffentliche Bereiche nicht einfach abgesperrt werden. „Die Aktion“, betont Gentilini, „werden wir nicht auf sich beruhen lassen“. Das Rechtsamt sei bereits eingeschaltet.

Und die Kette? Die soll noch am Montag abgenommen werden.