Herne.. In Herne, vor allem in der Innenstadt, tobt seit einiger Zeit ein intensiver Wettbewerb, der mit einer Vielzahl von Rabatten geführt wird. In dieser Beziehung sei in keiner anderen Stadt in Westfalen-Lippe so viel Dampf drin, stellt die Apothekerkammer fest.

Den Satz kennt jeder: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Seit einiger Zeit haben die Apotheker in Herne selbst mit Nebenwirkungen und Risiken zu kämpfen. Mit einer Vielzahl von Rabatten wird verbissen um Marktanteile gekämpft. „In keiner anderen Stadt im Bereich Westfalen-Lippe ist so viel Dampf drin wie in Herne“, sagt Michael Schmitz, Sprecher der Apothekerkammer in Münster.

Der Auslöser liegt im Jahr 2004: Da der Gesetzgeber mehr Wettbewerb in der Apothekenlandschaft haben wollte, fielen die Preisbeschränkungen für freiverkäufliche - also nicht rezeptpflichtige - Arzneimittel, etwa Schmerztabletten. Apotheker können seitdem mit Rabatten um Kunden werben. Doch auch der Standort spielt eine Rolle: Liegt eine Apotheke in einem Ärztehaus, tragen laut Apothekerkammer bis zu 90 Prozent Rezepte zum Umsatz bei. In einem Einkaufszentrum ohne Ärzte liegt der Anteil niedriger. Ein Ansatz könnte sein, mit Rabatten auf freiverkäufliche Arzneimittel Kunden mit - einträglichen - Rezepten anzuziehen.

Nachlässe von bis zu 40 Prozent

In Herne hat sich eine Rabattschlacht entwickelt. Nachlässe von 30 oder 40 Prozent sind keine Ausnahme mehr. Hernes Apothekensprecher Heribert Lauck ist es ein Rätsel, wie die Akteure diese hohen Nachlässe anbieten können.

In der City gibt es zwei Hauptakteure. Zum einen die „Neue Apotheke“ (Bahnhofstraße und Bebelstraße). „Wir waren nicht die ersten, die Rabatte angeboten haben“, so Marketingleiterin Cordula Diederich, „aber wir stellen uns dem Konkurrenzkampf. Wer das nicht macht, begeht einen Fehler“. Direkter Mitbewerber ist die Pinguin-Apotheke (City-Center, Bebel­straße/Neustraße). „Wir haben uns diesen Preiskampf nicht gewünscht, aber wir haben drei direkte Berührungspunkte mit dem Mitbewerber“, so Koordinator Marcus Petzokat.

Apothekerkamer sieht Rabatte skeptisch

Er nennt deshalb drei, weil der dritte Standort in Wanne an der Wilhelmstraße liegt - unweit davon wird bald eine „Neue Apotheke“ eröffnen. Nach dem Ende der Moritz-Apotheke würden sich die benachbarten Geschäftsleute auf einen „Frequenzbringer“ freuen, so Diederichs. Auch in Wanne sind Rabatte längst an der Tagesordnung. Die Flora-Apotheke wirbt mit Handzetteln, auch in der Ruhr- und der Paracelsus-Apotheke gibt es Preisnachlässe. Inhaber Dr. Robert Sibbel beurteilt den Preiskampf so: „Es zählt bei kranken Menschen nicht nur der Preis. Wir sind beim Preiskampf sportlich dabei, setzen aber mehr auf Qualität, Vertrauen und vor allem persönliche Beratung durch bekannte Gesichter.“

Bei der Apothekerkammer sieht man die Rabatte mit Skepsis: „Apotheker, das ist in erster Linie ein Heilberuf. Das schließt Marketing nicht aus, doch wir halten es für gefährlich, wenn Arzneimittel auf den Preis reduziert werden“, so Michael Schmitz.