Herne. Vandalismus, Dreck und Belästigungen: Die SPD schimpft über den Zustand der Herner U-Bahnhöfe. Sie spricht von „Angst- und Ekelräumen“.

Die SPD in Herne schlägt Alarm: Der Zustand der Bahnhöfe der Linie U 35 habe sich in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert, kritisiert die Fraktion. Durch Vandalismus sowie Belästigungen der Fahrgäste gebe es weder Sauberkeit noch Sicherheit. Die Sozialdemokraten fordern Abhilfe vom Betreiber Bogestra und von der Stadt.

Es ist ein schlimmes Bild der sechs Herner U-Bahnhöfe, das die SPD im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung zeichnete. Die Liste der Mängel, die SPD-Ratsfrau Gabriele Przybyl präsentierte, ist lang: Kaputte und gestohlene Überwachungskameras, zerstörte Stühle, Bänke und Beleuchtungen, Graffiti, zerschlagene Scheiben an Infotafeln und Automaten, entleerte Feuerlöscher auf den Bahnsteigen, Hinterlassenschaften von Fäkalien und Müll, Beschmierungen mit undefinierbaren Stoffen – all das und noch viel mehr kritisiert die SPD.

Herne: Bogestra-Sicherheitsleitstelle wurde 2015 abgeschafft

Laut SPD  sind die U-Bahnhöfe in Herne – hier die Endstelle Schloß Strünkede – „Angst- und Ekelräume“.
Laut SPD sind die U-Bahnhöfe in Herne – hier die Endstelle Schloß Strünkede – „Angst- und Ekelräume“. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Auf den Bahnhöfen und in den Verteilerebenen hielten sich zudem regelmäßig Gruppen von Jugendlichen auf. Sie rauchten dort, tränken Alkohol und pöbelten Fahrgäste an, zögen grundlos den Nothalt und lösten dadurch Notbremsungen aus oder sprängen kurz in die Lichtschranken, damit Züge gar nicht erst losfahren könnten, hieß es. Auch nutzten Abhängige und Obdachlose die U-Bahnhöfe, um dort Drogen zu nehmen und ihr Nachtlager aufzuschlagen. „Für Besucher unserer Stadt sind so wichtige Haltepunkte wie der Bahnhof und das Archäologiemuseum keine Aushängeschilder, sondern – wie für die Herner Bürger auch – Angst- und Ekelräume“, so Ratsfrau Przybyl.

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Ein Grund für die Zustände sei die Abschaffung der Sicherheitsleitstelle der Bogestra im Jahr 2015. Dort hätten rund um die Uhr bis zu zwei Mitarbeiter gearbeitet, um mit Kameratechnik und im Kontakt zu den Sicherheitsmitarbeitern auf der gesamten Strecke für Sicherheit, Sauberkeit und Service zu sorgen, so die Sozialdemokraten.

Keine Streifen mehr auf Herner Gebiet durch Sicherheitspersonal

Keine Ausnahme in den Herner U-Bahnhöfen: Müll und Dreck.  
Keine Ausnahme in den Herner U-Bahnhöfen: Müll und Dreck.   © SPD

Einer der Sicherheitsmitarbeiter saß auch im Ausschuss: Björn Linnemann, Vertreter der SPD als sachkundiger Bürger. Er bestätigte die Defizite in den Herner U-Bahnhöfen. Seit der Schließung der Sicherheitsleitstelle seien Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes auf Herner Gebiet nicht mehr auf Streifen unterwegs, sondern nur noch, wenn sie – etwa bei einem Vorfall – direkt dort hingeschickt würden. Auf Herner Gebiet gebe es nur noch Kontrolleure und Kundenbetreuer.

Auf dem Bochumer Gebiet der U 35-Strecke sei das anders. Dort seien die Sicherheitsleute weiter auf Kontrollgängen unterwegs. Außerdem, so Linnemann, beschäftige Bochum für die Randzeiten privates Sicherheitspersonal. All das mache sich bemerkbar: Auf Bochumer Gebiet seien die Zustände besser als in Herne. SPD-Ratsfrau Przybyl kommentiert das so: „Die Herner U-Bahnhöfe scheinen seitdem sich selbst überlassen worden zu sein.“

Die Zustände seien der Stadt bekannt, sagte Ordnungsamtsleiter Werner Friedhoff im Ausschuss. Ordnungsdezernent Frank Burbulla schränkte aber ein: „Für die Versäumnisse der Bogestra kann die Stadt nichts.“ Dennoch sieht auch er Handlungsbedarf: Die U-Bahnhöfe schienen „keine ganz so kleine Baustelle zu sein“. Er versprach der Politik, dass sich die Stadt kümmere. So will er das Gespräch mit den Bogestra-Verantwortlichen suchen, die die U 35 betreibt, außerdem soll ein Vertreter des Nahverkehrsunternehmens in den nächsten Ausschuss eingeladen werden, um der Politik Rede und Antwort zu stehen.

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>> WEITERE INFORMATIONEN: Dafür ist die Stadt Herne zuständig

Nach Auskunft der Stadt ist der KOD als Ordnungspartner der Bogestra auf Streife nur in den Zugangsbereichen der U-Bahn, sprich: auch auf den Zwischenebenen unterwegs.

Die Verantwortung für die baulichen Anlagen liege bei der Stadt Herne. Dazu gehöre auch die Reinigungspflicht. Die Anlagen würden regelmäßig kontrolliert und durch eine Fachfirma gereinigt. Anfallender Müll werde zweimal täglich entsorgt. Graffiti würden regelmäßig entfernt. Für die technischen Anlagen des Fahrbetriebes und die dafür benötigte Infrastruktur sei die Bogestra zuständig.