Herne. Die Stadt plant in Herne-Mitte den Umbau einer Straße zu einer „Mobilitätsachse“ mit breiteren Rad- und Fußwegen. Warum es Gegenwind gibt.

Die Stadt will auf der Brunnen- und Behrensstraße zwischen Shamrockpark und Rathaus eine „Mobilitätsachse“ mit breiteren Rad- und Fußwegen und mehr Grün schaffen. Im Gegenzug sollen die Parkplätze in diesem Straßenbereich wegfallen bzw. in das geplante Parkhaus im Shamrockpark „verlegt“ werden. Bei der Finanzierung dieses rund 6 Millionen Euro teuren Projekts hat es jedoch einen herben Rückschlag gegeben. Und Gegenwind gibt es auch aus der Politik.

Wenige Tage nach der ersten Vorstellung der Pläne im Ausschuss für Digitalisierung, Infrastruktur und Mobilität hat das Land der Stadt mitgeteilt, dass Herne keine Chance auf eine Förderung des Umbaus durch den Wettbewerb „Mobilität NRW“ habe. Das berichtet Stadtsprecher Christoph Hüsken am Dienstag der WAZ. Im Ausschuss hatte sich die Verwaltung noch verhalten optimistisch gezeigt hinsichtlich einer Finanzierung aus diesem Fördertopf.

Sonderstreifen für Fußgänger, Radfahrer und E-Roller

Worum geht es? Die Stadt will diesen Straßenabschnitt im Zuge der beschlossenen Verkehrswende vor allem für Radfahrer und Fußgänger attraktiver gestalten. Der Entwurf sei in Sitzungen der überregionalen Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und radfahrfreundlicher Städte (AGFS) in „einem offenen Ideenaustausch“ entwickelt worden, berichtete Stadtmitarbeiter Peter Sternemann der Politik.

So soll der Querschnitt der von der Stadt durchgängigen „Mobilitätsachse“ auf der Brunnen- und Behrensstraße zwischen Shamrockpark und Rathaus Herne aussehen.
So soll der Querschnitt der von der Stadt durchgängigen „Mobilitätsachse“ auf der Brunnen- und Behrensstraße zwischen Shamrockpark und Rathaus Herne aussehen. © Unbekannt | Stadt Herne

Der rund 19 Meter breite Querschnitt soll nach den Vorstellungen der Stadt künftig so aufgeteilt werden: durch einen 2,50 Meter breiten Gehweg im nördlichen Bereich und einen 5 Meter breiten „Sonderstreifen“ für Fußgänger, Radfahrer, E-Roller etc. im südlichen Bereich, eine 6,50 Meter breite Fahrbahn sowie als Abgrenzung zur Straße zwei jeweils 2,50 Meter breite Grünstreifen mit Bäumen (Alleecharakter). Möglich wäre diese Neuaufteilung aber nur durch den kompletten Wegfall aller 90 Längs- und Querparkplätze in diesem Abschnitt. Anwohner sollen ihre Autos dafür in dem von der Fakt AG am Rande des Shamrockparks geplanten Parkhauses abstellen, so die Vorstellung der Stadt.

Verwaltungsvorstand befürwortet das Projekt

Damit Herne am Landeswettbewerb teilnehmen konnte, hat der Verwaltungsvorstand den Entwurf bereits am 16. März abgesegnet. Mit der Absage aus Düsseldorf sei das Projekt nicht gestorben, betont Stadtsprecher Hüsken am Dienstag. Man werde sich nun um andere Töpfe bemühen.

Im Zuge des anstehenden Bebauungsplanverfahrens würden auch Politik, Bürger und alle weiteren üblichen Akteure beteiligt, kündigte die Stadt im Ausschuss an und konterte damit Kritik aus der CDU. Bisher handele es sich um eine reine Projektskizze, die für die Teilnahme an dem Wettbewerb entwickelt worden sei. „Das ist nur der Einstieg ins Verfahren“, so Sternemann.

SPD und CDU erwarten Konflikte mit Anwohnern

CDU-Ratsherr Andreas Barzik äußerte Vorbehalte gegen das Projekt der Stadt und gegen die Tatsache, dass Politik und Bürger bisher nicht beteiligt worden sind.
CDU-Ratsherr Andreas Barzik äußerte Vorbehalte gegen das Projekt der Stadt und gegen die Tatsache, dass Politik und Bürger bisher nicht beteiligt worden sind. © Unbekannt | CDU

Die CDU machte aber noch weitere Vorbehalte geltend: Bei Umsetzung der Pläne erwarte er große Konflikte mit den Anwohnern, sagte Ratsherr Andreas Barzik. Der für dieses Viertel zuständige SPD-Stadtverordnete Jürgen Scharmacher äußerte im Nachgang zur Sitzung gegenüber der WAZ ähnliche Bedenken.

Zweifel inhaltlicher Art brachte Ulrich Syberg (SPD) vor: Der gemeinsame Streifen für Fußgänger und Radfahrer (für beide Richtungen) werde zu Nutzerkonflikten führen und damit die Akzeptanz verringern, sagte er im Ausschuss. Er schlug vor, diesen Streifen nur für Radfahrer freizugeben und für Fußgänger allein den 2,50-Meter-Streifen auf der anderen Straßenseite anzubieten. Die 5 Meter dieses „Mobilitätsstreifens“ seien recht üppig, sagte Stadtmitarbeiter Sternemann. Sollte es zu Problemen kommen, müsste über konkrete Lösungen nachgedacht werden. Das wäre aber erst der nächste Schritt.

>>> Die Pläne für den Shamrockpark

Der Verkehr auf der Behrens- und Brunnenstraße werde im Zuge der geplanten Erweiterung des Shamrockparks zunehmen, so Stadtmitarbeiter Peter Sternemann. Das werde die dann umgebaute Straße aber nicht an ihre Grenzen bringen.

Der „Masterplan“ der Fakt AG sieht für die Fläche der ehemaligen RAG-Zentrale unter anderem den Bau von Hochhäusern („Future Center“, „World Center“, ein Hilton-Hotel) und Parkhäusern vor.