Herne. Nach der dritten Impfung in Problemvierteln zieht Herne eine positive Bilanz. Wo geimpft wurde, wie die Resonanz war, wie es weitergeht.

Nach der Sonderimpfung von 1004 Menschen am Pfingstwochenende in sozialen Brennpunkten von Horsthausen und Wanne sind am Donnerstag rund 680 weitere Hernerinnen und Herner geimpft worden. Diesmal waren das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Stadt und Ärzte mit sechs Impfbussen auf dem Parkplatz an der ehemalige RAG-Zentrale im Bereich Brunnenstraße/Grenzweg in Herne-Mitte präsent.

Auf dem Parkplatz an der Kreuzung Brunnenstraße/Grenzweg verteilten sich die Impfwilligen auf sechs Busse, in denen sie von Ärzten mit dem Vakzin von Johnson & Johnson gespritzt wurden.
Auf dem Parkplatz an der Kreuzung Brunnenstraße/Grenzweg verteilten sich die Impfwilligen auf sechs Busse, in denen sie von Ärzten mit dem Vakzin von Johnson & Johnson gespritzt wurden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Lange Wartezeiten nahmen Bürgerinnen und Bürger am Feiertag in Kauf, um zwischen 11 und 15 Uhr den ersehnten Piks zu erhalten. „Drei Stunden haben wir gewartet“, erklären eine Mutter und ihre Tochter gegen 13.30 Uhr auf Nachfrage des OB-Büroleiters Florian Adamek, der die Impfwilligen über den gesamten Tag den einzelnen Bussen zuwies. Sauer waren sie deswegen nicht: „Ich finde es toll, dass es so etwas gibt“, sagte die Mutter.

Viele junge Menschen reihen sich in die Schlange ein

Geimpft wurde auch diesmal mit dem Vakzin von Johnson & Johnson, das nur einmal gespritzt werden muss. Stadt und DRK zogen wie schon beim Auftakt zu Pfingsten eine positive Bilanz. Die „volle Bandbreite“ der Bevölkerung habe man erreicht, berichteten Florian Adamek und Jennifer Metzlaff, die für das DRK das Impfzentrum leitet.

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Die ursprünglich geplante Zahl von 400 Impfdosen konnte aus zwei Gründen noch aufgestockt werden. Zum einen durch die Tatsache, dass das medizinische Personal aus den Ampullen des Landes mindestens sechs statt fünf Dosen zieht. Außerdem stellten einige niedergelassene Herner Ärzte ihnen zugeteilte Dosen zur Verfügung.

Mit Flyern und Lautsprecherdurchsagen in mehreren Sprachen hatte die Stadt die Zielgruppe vorab über die Impfung informiert. Geworben worden sei unter anderem in Straßen der westlichen Innenstadt im Bereich Brunnenstraße und Grenzweg sowie östlich der Bahnhofstraße im Viertel rund um die Vinckestraße, berichtete die Stadt. Also in Quartieren mit beengtem Wohnraum und größerer Impfskepsis, so die Beschreibung Adameks.

Ort der Sonderimpfung macht über Facebook die Runde

Und wie schon zu Pfingsten machte die Information über den von der Stadt nicht öffentlich gemachten Impf-Standort bereits ab Mittwoch in Herner Facebook-Gruppen die Runde. Wie viele Menschen der Zielgruppe am Ende erreicht wurden, lässt sich auch bei dieser dritten Aktion nicht feststellen. Anders als beispielsweise in Dortmund und Gelsenkirchen gibt es in Herne keine Beschränkungen durch Postleitzahlen oder Straßen, sprich: Jeder Impfwillige mit Herner Wohnsitz erhält eine Dosis, was von der Grünen-Ratsfraktion kritisch bewertet wird.

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Angaben zum Wohnort der Teilnehmer der Impfaktion könne man nicht machen, so die Standard-Aussage der Stadt, weil eine Auswertung „nicht vorgesehen“ sei. Ein Blick auf die sich über Brunnenstraße bis in den Grenzweg erstreckende Schlange lässt am Donnerstag vor allem diesen Schluss zu: Unter den Impfwilligen waren überproportional viele junge Menschen.

„Aufsuchende Impfungen“ durch mobile Teams?

Wie geht es in Herne weiter? Das Kontingent des Landes reiche für eine weitere Sonderimpfung aus, der Termin stehe aber noch nicht fest, sagte Florian Adamek. Den aktuellen Engpass behebe dies aber nicht. Wie berichtet, hatte das Land am Mittwoch angekündigt, dass durch den akuten Impfstoffmangel „mindestens bis Mitte Juni“ in Impfzentren keine Erstimpfungen durchgeführt werden könnten.

Auch aus Praxen niedergelassener Ärzte werden die Klagen über ausbleibenden Nachschub lauter. Das sei eine missliche Lage, sagte der OB-Büroleiter. Denn: Der Mangel gefährde den sehr guten Impffortschritt in Herne. Dieser werde aber nur anhalten, wenn der Bevölkerung alle drei Angebote parallel gemacht würden – also Impfzentrum, niedergelassene Ärzte und Sonderimpfungen.

Die Stadt würde auch gerne über das aktuelle Landeskontingent hinaus Sonderimpfungen durchführen, erklärte Stadtsprecher Christoph Hüsken. Man stehe hier im Austausch mit dem Land. Außerdem denke man über „aufsuchende Impfungen“ durch mobile Teams nach, um die Menschen durch niederschwellige Angebote noch besser zu erreichen, sagte Adamek.