Gelsenkirchen. Gelsenkirchen hat 2500 Dosen Johnson & Johnson für Hotspot-Impfungen erhalten - wird mit dem Kontingent aber wohl viel mehr Leute impfen können.

Die Stadt Gelsenkirchen rechnet damit, mit den Sonderimpfungen in Corona-Hotspots insgesamt wesentlich mehr Menschen vor dem Virus schützen zu können als erwartet. 2500 Dosen Johnson & Johnson hat die Stadt vom Land NRW für die Sonderimpfaktionen erhalten. „Es zeichnet sich ab, dass wir mit dem Kontingent über 3000 Menschen abdecken können, weil die Experten vor Ort meist mehr Dosen aus den angelieferten Fläschchen ziehen können“, sagte Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff unserer Redaktion.

Bei den ersten Sonderimpfungen in Hassel und Ückendorf am letzten Mai-Wochenende hätten bereits über 1300 Menschen einen Impfschutz erhalten, am 5. und 6. Juni folgen Termine in Horst und Schalke (Infobox). Wolterhoff wertete die erste Sonderimpfung als Erfolg. „Wir haben im Wesentlichen die Zielgruppe erreicht, die wir erreichen wollten - nämlich Menschen, die sich eher schwer damit tun, im Regelsystem einen Termin zu buchen.“

Sonderimpfungen in Gelsenkirchen: Stadt will mehr Lautsprecherdurchsagen machen

Den Eindruck vor Ort, dass das Angebot von zu wenigen Migranten genutzt wurde, möchte Wolterhoff nicht bestätigen. „Ich halte es auch für einen Fehler, die Impfneigung von Menschen mit Migrationshintergrund allein anhand optischer Fragen erklären zu wollen“, sagte er.

Zwar habe die Stadt über Gespräche mit muslimischen Gemeinden oder mit mehrsprachigen Aufklärungsvideos in sozialen Medien versucht, auch fremdsprachige Gruppen in Gelsenkirchen zu erreichen. Es sei letztendlich allerdings weniger darum gegangen, Menschen mit ausländischen Wurzeln zu erreichen, sondern bildungsschwächere Leute anzusprechen, die beispielsweise keinen Hausarzt haben oder Schwierigkeiten haben, über das Impfzentrum einen Termin zu buchen. [Lesen Sie auch:Corona und Migranten: Tut die Stadt Gelsenkirchen genug?]

Termine für die nächsten Sonderimpfungen

Die nächsten Sonderimpfungen finden an am Samstag, 5. Juni, und Sonntag, 6. Juni, jeweils von 8 bis 18 Uhr in Erle, Horst und Schalke statt.

In Erle wird in der Gesamtschule Erle an der Mühlbachstraße 3 geimpft, impfberechtigt sind Menschen, die im PLZ-Gebiet 45892 und 45891 wohnen.

In Horst steht ein Team in der Gesamtschule Horst, Devensstraße 15, bereit. Hier sind alle Gelsenkirchener berechtigt, die im PLZ-Gebiet 45899 und 45897 wohnen.

Alle Schalker können sich im Berufskolleg an der Königstraße 1 impfen lassen. Berechtigt sind hier Anwohner der PLZ-Gebiete 45881, 45889, 45888 und 45883.

Dennoch will die Stadt die angepeilte Zielgruppe bei der nächsten Aktion noch direkter ansprechen - mit mehr Lautsprecherdurchsagen in Straßen mit geringer Einfamilienhäuserdichte. „Damit haben wir bei den ersten Sonderimpfungen an einem Tag gute Erfahrungen gemacht, das wollen wir nächstes Mal an beiden Tagen machen.“ Auch die Anregung eines Bürgers, Plakate in türkische oder arabische Supermärkte zu hängen, um auf die Aktion aufmerksam zu machen, will Wolterhoff aufnehmen. „Das ist eine gute Idee.“

Stadt sieht bei der Organisation der Impfungen in Hotspots keinen Verbesserungsbedarf

Dass der Andrang scheinbar geringer war als in anderen Ruhrgebietsstädten, wo sich vor den Impfstellen teils 600 Meter lange Schlangen gebildet hatten, führt Wolterhoff auf die „gelungene Organisation“ in Hassel und Ückendorf zurück. Dass die Menschen nicht sofort für ihre Impfung anstehen mussten, sondern beim Erscheinen ein Bändchen erhielten, mit dem ihnen zugleich ein Impftermin in einem bestimmten Zeitfenster zugeteilt wurde, habe sich als sinnvoll herausgestellt. So sei es vor der Gesamtschule Ückendorf und dem Stadtteilzentrum Hassel nie zu voll geworden.

In anderen Städten versucht man, mit den Sonderimpfungen vor allem über 60-Jährige zu erreichen. In Gelsenkirchen hat man sich dagegen entschieden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, den für die Sonderimpfungen zur Verfügung stehenden US-amerikanischen Vektorimpfstoff Johnson & Johnson lediglich für Personen im Alter ab 60 Jahren. Der Einsatz unterhalb der Altersgrenze bleibt nach ärztlicher Aufklärung allerdings weiterhin möglich. Johnson & Johnson hat den Vorteil, nur einmal verabreicht werden zu müssen.

Impfungen nach PLZ gibt keine Garantie, dass nur bestimmte Personen kommen

Falls ein Impfwilliger bei den Hotspot-Impfungen nach einem Arztgespräch doch eher von Johnson & Johnson Abstand nehmen möchte, muss er sich anders orientieren. Alternativ Zugang zu einem mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna erhält dort kurzfristig keiner, wie Wolterhoff betont. „Wir haben nicht ausgewertet, ob es eine große Zahl an Menschen gab, die sich nach dem Aufklärungsgespräch mit dem Arzt dagegen entschieden haben, mit Johnson & Johnson geimpft zu werden. Wir gehen aber von einer sehr kleinen Zahl aus.“ [Lesen Sie auch:Johnson & Johnson: Impfbereitschaft - Unterschied bei Flüchtlingen und Obdachlosen]

Geimpft werden ausschließlich Menschen, deren Wohnanschrift eine bestimmte Postleitzahl hat - ein Kriterium, mit dem Wolterhoff selbstkritisch umgeht. „Natürlich findet man in jedem Stadtgebiet Wohnverhältnisse mit großen Gärten und vielen Quadratmetern Wohnfläche,“ so der Personal- und Organisationsdezernent. „Die PLZ ist deswegen nur eine Orientierung, garantieren kann man nicht, dass nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung kommt.“ Ausgenutzt worden sei das aber von wenigen. „Die Bürger haben sich dem Solidaritätsgedanken in den letzten Tagen sehr verpflichtet gefühlt.