Herne. Ab Juni dürfen auch Betriebsärzte impfen. Einige Fragen sind noch offen. Herner Unternehmen bereiten sich bereits auf den Impfstart vor.

Das Impftempo in Deutschland nimmt weiter Fahrt auf. Ab der zweiten Juniwoche sollen auch die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte von Unternehmen in Nordrhein-Westfalen einsteigen und die Belegschaften impfen. So bereiten sich die Firmen in Herne darauf vor.

Beim Industriedienstleister Ifürel stehe bereits die grobe Planung für das Impfen, sagt Personalleiter Patrick Wachtarz. Vor etwa sechs Wochen habe er bereits Kontakt mit dem Betriebsarzt aufgenommen. Dieser sei nicht im Unternehmen angestellt, sondern arbeite in Witten. Anfang nächster Woche werde zunächst abgefragt, welche Mitarbeiter sich impfen lassen wollten und welche schon geimpft seien. Wenn es soweit ist, könne eine Impfstraße im Einbahnstraßen-System aufgebaut werden.

An einem Tag könnten in Herner Firma 100 Mitarbeiter geimpft werden

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Die Impfungen würden an Wochenenden durchgeführt, so Wachtarz. An einem Tag könnten bis zu 100 Mitarbeiter geimpft werden. Nun müsse abgewartet werden, wie groß das Interesse ist. „Viele Mitarbeiter sind schon zum ersten Mal geimpft.“ Andere hätten bereits ihre Impfbereitschaft bekundet. Insgesamt arbeiteten 600 Mitarbeiter bei Ifürel – in ganz Deutschland verteilt. „Aber der Großteil im Ruhrgebiet oder Raum Köln“, sagt Geschäftsführer Henrich Kleyboldt.

Durch ihre Dienstleistung falle dieMüntefering Industrie- und Städtereinigungs-GmbH „aller Wahrscheinlichkeit nach“ in die Priorisierungsgruppe 3. „Wir versuchen gerade für unsere Mitarbeiter Impftermine zu bekommen“, sagt Geschäftsführer Stefan Herrmann. „Allerdings nicht über unseren Betriebsarzt, der bis vor kurzem noch keine Möglichkeit der Impfung hatte.“ Konkrete Planungen bezüglich des Ablaufes gebe es noch nicht. Einige Mitarbeiter hätten im Unternehmen bereits wegen einer Impfmöglichkeit angefragt. „Und auch bei uns gibt es Mitmenschen, die keine Impfung wollen.“ Bisher habe sich das Unternehmen aber noch keine Gedanken darüber gemacht, wie mit Mitarbeitern umgegangen werden soll, die eine Impfung verweigern sollten.

Evonik habe in Herne zwar einen eigenen Betriebsarzt, werde die Impfungen aber in Kooperation mit dem Chemiepark Marl im dortigen Impfzentrum durchführen, sagt Sprecherin Alexandra Boy. Im Chemiepark werde derzeit alles zum Impfen der Mitarbeiter und ihrer Angehörigen vorbereitet, „so dass wir ab der zweiten Juniwoche mit dem Impfen starten können“, so Boy. „Voraussetzung: Es ist genügend Impfstoff vorhanden.“

Noch keine konkreten Planungen bei Vulkan

Denn wie viel Impfstoff die Unternehmen letztendlich erhalten, steht noch nicht fest. Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), sprach gegenüber der WAZ von einer geringen Menge Impfstoff für die Betriebsärzte. Der Verband tauscht sich hierzu noch mit der Regierung aus. Laut des VDBW werde den Betriebsärzten wohl hauptsächlich Biontech geliefert.

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Sollte genügend Impfstoff vorhanden sein, könnten im Chemiepark 500 Impfungen pro Tag verabreicht werden. Der Aufbau von Impfstraßen in der großen Kantine laufe. Die Mitarbeiter könnten sich über das Intranet in den kommenden Wochen anmelden. Evonik habe frühzeitig kommuniziert, dass die Betriebsärzte an der Impfkampagne teilnehmen wollen. „Wir können unsere Mitarbeiter nicht zwingen sich impfen zu lassen, appellieren aber an sie, an den Impfungen teilzunehmen“, so Boy.

Bei der Kupplungs- und Getriebebau-Firma Vulkan gibt es noch keine konkreten Planungen bezüglich der Impfungen. „Wir warten jetzt erstmal ab, was die Bundesregierung sagt“, so Sprecher Björn Peters. Im Unternehmen gebe es eine Betriebsärztin, die Voraussetzungen seien gegeben, „und wir könnten Impfungen anbieten“. Bisher sei aber noch nicht klar, ob und wie viele Impfdosen überhaupt für die Unternehmen übrig blieben, so Peters. Bisher sei das Impfen in der Firma noch kein Thema unter den Mitarbeitern.

>>> 12.000 Ärzte stehen bereit

Nach Angaben des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) stehen in ganz Deutschland 12.000 Betriebsärztinnen und Ärzte bereit, um die Impfkampagne des Bundes in Unternehmen zu unterstützen. Noch müssen einige Detailfragen aber geklärt werden. Aktuelle Informationen über den Stand der Impfungen in Betrieben finden Arbeitnehmer unter anderem auf der Internetseite www.wirtschaftimpftgegencorona.de.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) rechnet damit, dass man ab Juni über „erhebliche Impfstoffmengen verfügen“ werde und deshalb das Impfsystem auch für Betriebsärzte öffnen könne. Spätestens dann würde die Priorisierung in der Impfreihenfolge faktisch nicht mehr greifen, so Laumann Mitte April.