Herne. Mit bis zu 200 Teilnehmern wollte der DGB in Herne seine Maikundgebung durchführen. Warum es Kritik gab und die Veranstaltung nun abgesagt wurde.

Kommando zurück: Der DGB-Stadtverband hat seine für Samstag in Herne geplante Maikundgebung kurzfristig abgesagt.

Nach der pandemiebedingten Absage im vergangenen Jahr wollte sich die Dachgewerkschaft diesmal eigentlich mit maximal 200 Teilnehmern ab 10.30 Uhr vor dem Herner Rathaus treffen – unter Einhaltung der Maskenpflicht und des Abstandsgebots. Der übliche Demonstrationszug durch die Innenstadt und das Kinderprogramm waren bereits mit Blick auf die Infektionslage gestrichen worden. Am Mittwochnachmittag beschloss der DGB dann die Komplettabsage der traditionellen Arbeitnehmerveranstaltung.

Stadt sah Durchführung der Veranstaltung kritisch

Hernes DGB-Chef Eric Lobach begründet die Absage vor allem mit ...
Hernes DGB-Chef Eric Lobach begründet die Absage vor allem mit ... © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Wie kam es zu diesem Meinungswandel? „Wir hatten lange gehofft, dass die Inzidenz in Herne zurückgeht“, sagt Hernes DGB-Chef Eric Lobach zur WAZ. Weil dies leider nicht eingetreten sei, habe der DGB-Stadtbezirksverband am Mittwochnachmittag einstimmig die Absage beschlossen. Dass in Herne mitten in der dritten Pandemiewelle überhaupt eine größere Veranstaltung organisiert worden sei, habe im Vorfeld bei einigen Gewerkschaftern zu „Unsicherheiten und Nachfragen“ geführt. Breite Kritik sei aber nicht laut geworden, so Lobach.

Zumindest verhaltene Kritik gab es von Seiten der Stadtverwaltung. Man wisse um die besondere Bedeutung des 1. Mai für die Arbeitnehmerschaft, sagte Stadtsprecher Christoph Hüsken (vor der Absage) auf WAZ-Anfrage. Es sei vor dem Hintergrund der Corona-Lage aber zu hinterfragen, ob solch eine große Demonstration unbedingt durchgeführt werden müsse. OB Frank Dudda hätte trotz einer DGB-Einladung nicht teilgenommen, sondern nur schriftlich ein Grußwort übermittelt.

Aktionsbündnis hält an Plänen für Samstag fest

Gewerkschafter in anderen Städten waren offenbar bereits früher zu der Einsicht gekommen, dass eine traditionelle Mai-Veranstaltung aktuell nicht angezeigt ist. So lädt beispielsweise der DGB-Bezirk Mülheim-Essen-Oberhausen für Samstag in ein Autokino ein. Und in Gelsenkirchen findet nur eine symbolische DGB-Veranstaltung mit 30 Personen statt. In Bochum gab es dagegen - wie in Herne - eine eher kurzfristige Absage der Mai-Kundgebung..

Stattfinden wird am Samstag in Herne jedoch – Stand jetzt – die Veranstaltung eines der MLPD nahe stehenden „Aktionsbündnisses“. Dieses will sich um 9 Uhr auf dem Robert-Brauner-Platz in Herne-Mitte treffen, um nach einer Mai-Kundgebung im Demonstrationszug durch die Innenstadt zum Rathaus zu ziehen. Auch 2020 hatte das Bündnis in Herne trotz der Pandemie vor dem Rathaus eine Veranstaltung mit anschließendem Autokorso durchgeführt.