Herne. In den ersten Seniorenheimen in Herne gibt es jetzt einen Pflegeprozessmanager. Das Berufsbild ist noch wenig bekannt. Das sind seine Aufgaben.

In den ersten Seniorenzentren in Herne gibt es ein Berufsbild, das vielen noch unbekannt ist: den Pflegeprozessmanager. So in den drei Herner Einrichtungen des ASB. Pflegeprozessmanager, sagt ASB-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe, planten pflegerischen Prozesse, überprüften Dokumentationen und schätzten pflegerische Risiken einzelner Bewohnerinnen und Bewohner ein: „Mit diesem Helikopterblick sind sie eine wichtige Ergänzung der Pflegekräfte auf den Wohnbereichen.“

Während sich die Pfleger um die Bewohner kümmerten, sorgten die Pflegeprozessmanager so für den notwendigen Überblick. Die Tätigkeit sei nicht völlig unbekannt, werde aber in nur wenigen Pflegeeinrichtungen konsequent umgesetzt, so der ASB-Sprecher. Sie seien eine Antwort auf die gestiegenen Dokumentationsanforderungen und auf die Komplexität der Pflege: „Viele Menschen kommen mit unterschiedlichen Vorerkrankungen, Risiken und Pflegebedarfen zu uns.“ Die umfassende Planung und Beurteilung der Pflegemaßnahmen durch einen Pflegeprozessmanager könnten viel dazu beitragen, dass andere Pflegekräfte entlastet werden und sich mehr auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. „Außerdem“, so Berswordt-Wallrabe, „wird die Pflege geplanter und kompetenter.“

Herne: Pflegebedarfe und Risiken werden erfasst, Verordnungen besprochen

Pflegeprozessmanager im ASB-Begegnungs- und Pflegezentrum Holsterhausen in Herne: Markus Timm.
Pflegeprozessmanager im ASB-Begegnungs- und Pflegezentrum Holsterhausen in Herne: Markus Timm. © Arne Pöhnert

Im ASB-Begegnungs- und Pflegezentrum Holsterhausen ist Markus Timm seit Anfang des Jahres der Pflegeprozessmanager. Zuvor war der 47-Jährige viele Jahre lang als Altenpflegefachkraft in der stationären und ambulanten Pflege tätig. Wie seine Kollegen schaue er im Vorfeld, welche Tätigkeiten die Pflegekräfte planen und umsetzen müssten und überprüfe die Maßnahmen beziehungsweise Ablaufplanungen für die Bewohner: „Ich gebe quasi eine Anleitung oder Hinweise, was anders geplant werden kann.“ Damit helfe er den Kollegen auch dabei, sich fachlich weiterzuentwickeln. „Damit werden sie auch sicherer in ihrer Arbeit, und der Dokumentationsaufwand verringert sich“, so Timm.

So führe der Pflegeprozessmanager gemeinsam mit der Bezugspflegekraft ein umfassende Erstgespräch mit einem neuen Bewohner, sagt ASB-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe. Dabei würden die pflegerischen Bedarfe und besondere Risiken – zum Beispiel Kontrakturen oder chronische Wunden – erfasst sowie Medikamente, ärztliche Verordnungen und notwendige Behandlungsmaßnahmen besprochen. „Das können zum Beispiel bei Diabetes mellitus das regelmäßige Blutzuckermessen sein, bei Herzschwächen das Anlegen von Anti-Thrombosewickeln oder sogenannte Anti-Thrombosestrümpfe.“ Bei der Ausarbeitung der Planung für die notwendigen Maßnahmen stimme sich der Pflegeprozessmanager auch mit behandelnden Ärzten und Therapeuten ab. Diese Maßnahmen und eventuell notwendige Veränderungen der Pflege würden laufend kontrolliert und mit den Pflegekräften angepasst.

Fachkräfte werden in der direkten Pflege entlastet

Nicht zuletzt hielten die Pflegeprozessmanager engen Kontakt zu den Teams auf den Wohnbereichen. Dort empfänden sie die Arbeit von Markus Timm und seinen Kollegen als gute Ergänzung. „Durch meine Arbeit werden die Fachkräfte in der direkten Pflege entlastet. Sie haben mehr Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt Timm.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Familienfreundliche Arbeitszeiten

Der Job des Pflegeprozessmanagers biete dem Arbeitnehmer die Möglichkeit, nah an der Pflege und trotzdem zu planbaren und familienfreundlichen Zeiten zu arbeiten, so ASB-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe. Sie seien montags bis freitags zu üblichen Zeiten tätig, ohne Schicht- und Nachtdienste.

Voraussetzung sei eine abgeschlossene Fachkraftausbildung zum/zur examinierten Altenpfleger/in oder eine vergleichbare Ausbildung in der Pflege sowie eine umfassende Erfahrung in der Dokumentation und Pflegeplanung.

Die Vergütung liege im Bereich der Gehälter für Altenpflegefachkräfte mit Zusatzaufgaben. Der Job sei auch eine gute Vorstufe für Leitungsfunktionen in einer Pflegeeinrichtung.