Herne. Robert Habeck oder Annalena Baerbock? Herner Grüne haben vor der Entscheidung in der K-Frage eine Favoritin. Warum viele auf Baerbock setzen.

Die K-Frage der Grünen ist entschieden- zumindest in Herne. Die kleine WAZ-Umfrage an der Grünen-Basis ergab ein deutliches 9:2 für Annalena Baerbock gegen Robert Habeck. Könnte dieses Votum der Stimmung des derzeit 133 Mitglieder zählenden Kreisverbandes entsprechen? Das sei schwer zu sagen, weil die Kommunikation pandemiebedingt derzeit eingeschränkt sei, erklärt die Herner Co-Vorsitzende Claudia Krischer. Und das sagen die zehn Befragten zur K-Frage:

Der Grünen-Bundestagskandidat Jacob Liedtke - hier bei einer Demo des Bündnis Herne gegen Rechts - fragt sich, ob die Zeit reif für eine männliche Kanzlerin ist.
Der Grünen-Bundestagskandidat Jacob Liedtke - hier bei einer Demo des Bündnis Herne gegen Rechts - fragt sich, ob die Zeit reif für eine männliche Kanzlerin ist. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Jacob Liedtke (Bundestagskandidat): Ich bin sehr froh, dass wir im Gegensatz zur Union zwei gleichermaßen geeignete KandidatInnen haben. Da ich aber nicht sicher bin, ob das Land schon bereit für eine männliche Kanzlerin ist, habe ich eine leichte Tendenz pro Annalena.

Dorothea Schulte (Ratsfrau): Ich hätte gerne die beiden im Doppelpack: Kanzlerin und Kanzleramtsminister. Sie hat Stehvermögen, er Regierungserfahrung!

Pascal Krüger (Ratsherr): Ich schätze beide, und beide haben ihre Vorzüge, aber ich favorisiere Robert. Er hat in seiner Regierungszeit in Schleswig-Holstein gezeigt, dass er notwendige Dinge gut vermittelt und anpackt.

Anna Schwabe (Grüne Jugend, Ratsfrau): Für mich ist Annalena Baerbock die richtige Wahl. Sie hat schon in der Vergangenheit gezeigt, dass Führungsstärke eben auch ohne Regierungserfahrung geht, und sie wird wie bisher mit klaren Worten und ihrer nahbaren, kompetenten Art auch als Kanzlerkandidatin einen hervorragenden Job machen.

Gerd Kalus (Bezirksverordneter in Eickel): Ich wünsche mir nach 16 Jahren Kanzlerin wieder einen Mann! Nein, Quatsch - ich persönlich kann mich nicht entscheiden, weil Annalena und Robert auf Augenhöhe, authentisch und kompetent sind.

Thomas Reinke (Ratsfraktions-Chef): Für mich sind beide geeignet. Ich würde aber für Robert Habeck plädieren, weil ich ihn vor fünf Jahren bei unserem Fraktionsempfang in Herne persönlich kennen und schätzen gelernt habe.

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Justus Lichau (Ratsherr, Grüne Jugend): Annalena Baerbock steht wie niemand sonst für den notwendigen sozialökologischen Aufbruch. Sie ist kompetent, fair im Umgang und kommunikationsstark – weder Olaf Scholz noch die zerstrittenen Unions-Kampfhähne bringen dieses Paket mit. Der größte Unterschied ist: Sie kann sich auf die volle Grüne Unterstützung aus Partei, Fraktion und Jugend verlassen.

Tina Jelveh (Fraktions-Vize): Ich finde Robert Habeck sehr stark und glaube, dass er das Amt sehr gut erfüllen kann, aber Annalena Baerbock ist vor dem Hintergrund der anderen Spitzenkandidaten die echte Alternative.

Susanne Gleba (Bezirksverordnete in Herne-Mitte): Ganz klar Annalena Baerbock. Sie ist authentisch, kompetent und hat den nötigen Biss. Zu den Kandidaten von SPD und CDU ist sie die beste Alternative. Schade nur, dass sie – anders als Habeck - als Kanzlerin vermutlich nicht in Herne vorbeischauen wird.

Kandidaten-Interview bei den Privaten

Am Montag verkünden die Grüne, wer als Kanzlerkandidat/Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl am 26. September gehen wird. Das erste Kandidaten-Interview wird zur Primetime nicht - wie üblich - bei ARD und ZDF laufen, sondern beim Privatsender Pro Sieben.

Thomas Nückel, medienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, überrascht dies nicht. Zum einen wolle die Sendergruppe Pro Sieben/Sat.1 ja „politischer“ werden und habe zuletzt mit Formaten - die von Joko und Klaas initiierte Pflegeheim-Doku - punkten können. Zum anderen seien die Öffentlich-Rechtlichen ein Tanker, der schlecht zu manövrieren sei, so der Herner. ARD und ZDF müssten fixer sein, um jenseits der klassischen Formate auch mehr junge Menschen zu erreichen.

Fabian May (Ratsherr): Wir müssen den alten, weißen Männern von CDU und SPD Annalena Baerbock entgegensetzen, um zu zeigen, dass Angela Merkel als Kanzlerin nicht die Ausnahme ist. Wir brauchen eine junge, dynamische Kanzlerin mit Wirtschaftskompetenz als Gegenentwurf zur erlahmten Kanzlerin, vor deren Leistung wir trotzdem größten Respekt haben.

Stefan Kuczera (Co-Vorsitzender der Grünen): Ich bin freudig und gespannt. Wir haben zwei wirklich tolle Optionen. Ich persönlich finde die Option Annalena noch ein bisschen toller als Robert, weil ich mir angesichts der von Eitelkeiten geprägten und verletzenden Debatten in der Union ein deutliches personelles Gegenangebot wünsche. In Stil und Inhalt bietet Robert das aber genauso.

Grünen-Vorsitzende Claudia Krischer - hier bei einem Redaktionsbesuch - spricht sich für Annalena Baerbock aus.
Grünen-Vorsitzende Claudia Krischer - hier bei einem Redaktionsbesuch - spricht sich für Annalena Baerbock aus. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Claudia Krischer (Co-Vorsitzende): Mir wäre eine Doppelspitze am liebsten, denn sie haben beide als Parteivorsitzende gezeigt, wie gut Politik ohne personelle Querelen im Team funktionieren kann. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann ist Annalena meine Favoritin, weil kompetente Frauen in der Politik immer noch unterrepräsentiert sind.

Die Einschätzung der Anderen: Wer wird’s? Timon Radicke (CDU) und Thomas Bloch (FDP) gehen von einer Kandidatur Annalena Baerbocks aus. Linke-Vorsitzender Patrick Gawliczek kann es schlecht einschätzen, hält aber beide „nicht für die schlechtesten Kandidaten“.