Herne. Angesichts der schwierigen Corona-Rahmenbedingungen ist die Herner Sparkasse mit dem Geschäftsjahr 2020 „insgesamt zufrieden“.
Die Corona-Pandemie war auch für die Herner Sparkasse im vergangenen Geschäftsjahr der prägende Faktor. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen zeigt sich Vorstands-Chef Antonio Blanquez mit 2020 „insgesamt zufrieden“. Das sind die Gründe.
Im vergangenen Jahr sei es nicht in erster Linie darum gegangen, Gewinne zu steigern, sondern darum, der heimischen Wirtschaft in der prekären Lage nach Ausbruch der Pandemie schnell zu helfen - mit Krediten und Liquiditätshilfen.
Sparkasse gewährte freiwillig Stundungen bei 310 gewerblichen Darlehen
Die Zahlen eröffnen einen kleinen Blick auf die schwierige Lage, in der sich viele Unternehmen befanden und nach wie vor befinden. Die Bilanz der Herner Sparkasse weist Aussetzungen bzw. Stundungen von 436 Darlehen mit einem Gesamtumfang von knapp 48 Millionen Euro aus. Unter das gesetzliche Moratorium - wer von der Coronakrise so betroffen war, dass Zahlungen nicht zumutbar waren, konnte von Gesetzes wegen Zins und Tilgung für drei Monate aussetzen - fielen 126 Darlehen mit einem Volumen von gut 5,7 Millionen Euro. Beim weitaus größeren Anteil gewährte die Sparkasse freiwillig die Aussetzung, heißt es. Im gewerblichen Bereich waren es demnach 310 Darlehen mit fast 42,3 Millionen Euro. Die Stundung von Raten habe in vielen Fällen für eine schnelle und unbürokratische Hilfe gesorgt. Blanquez: „Es war uns wichtig, unseren Kunden als verlässlicher Partner durch die schwierige Zeit zu helfen.“
Dazu gehörte auch das „Kompetenzcenter Herner Wirtschaft“, das die Sparkasse für sechs Wochen in der Kundenhalle der Hauptstelle eingerichtet hatte. Von dort und an vier extra eingerichteten Hotlines begleiteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Krisen-Hilfsprogramme für Unternehmen, Gründer und Freiberufler.
Als Kreditinstitut ist die Sparkasse so etwas wie ein Seismograph für die Lage in der lokalen Wirtschaft. Noch habe es keine besonderen Insolvenzen gegeben, so Blanquez. In welchem Umfang und in welcher Größenordnung Firmen am Ende doch nicht überleben werden, hänge von verschiedenen Faktoren ab. So sei eine Frage, ob ein Geschäftsmodell nach der Pandemie noch genauso funktioniere wie vorher.
Kunden nutzen vermehrt das Onlinebanking und bargeldloses Bezahlen
Das lässt sich auf den Einzelhandel übertragen. Die Pandemie hat vor allem den stationären Einzelhandel unter Druck gebracht, während der Onlinehandel boomt. Ein Trend, der in etwas anderer Form auch die Sparkasse erfasst hat. Man habe trotz Corona alle Filialen geöffnet, so Blanquez, allerdings habe die Pandemie der Kundschaft einen Digitalisierungsschub verliehen. Das Online-Banking habe spürbar angezogen, ebenso das bargeldlose Bezahlen. Aber: Es gebe zurzeit keine weiteren Pläne, Filialen in SB-Kassen umzuwandeln wie in Sodingen, Horsthausen und Röhlinghausen geschehen. Lediglich die Filiale am Hölkeskampring muss für eine Übergangszeit ausziehen, weil an den beiden Wohngebäuden große Sanierungsarbeiten anstehen.
Im Kerngeschäft registriert die Sparkasse, dass die Kunden in der unsicheren Coronazeit zu ausgeprägtem Vorsichtssparen neigen. Heißt: Sie parken ihre Gelder in Anlagen, über die sie täglich verfügen können. „Diese Entwicklung sehen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, so Blanquez. Einerseits freue er sich, dass die Kunden der Sparkasse vertrauen, andererseits sei es in der anhaltenden Niedrigzinsphase schwer, diese Einlagen ohne Verlust anzulegen - Stichwort Negativzinsen.
Beim Blick in die Zukunft richtet sich die Sparkasse darauf ein, dass sie weiter mit dieser Niedrigzinsphase umgehen muss, ansonsten sei ein Ausblick von vielen Unwägbarkeiten geprägt, gerade wegen der Pandemie.
>> BILANZSUMME ERREICHT FAST ZWEI MILLIARDEN EURO
■ Im Geschäftsjahr 2020 lag das Betriebsergebnis vor Bewertung bei 12,3 Millionen Euro und damit um 0,5 Mio. Euro unterhalb des Vorjahresergebnisses.
■ Die Bilanzsumme der Herner Sparkasse erhöhte sich im Jahr 2020 um 66,2 Millionen Euro bzw. 3,5 Prozent auf 1.933,1 Milliarden Euro. Die Durchschnittsbilanzsumme lag im Jahresverlauf bei knapp oberhalb zwei Milliarden Euro.