Herne. Eine Hernerin wollte ihrer Nachbarin einen Gefallen tun und hat einen Impftermin für sie vereinbart. Nun hat sie zwei Termine. Oder gar keinen?

Während viele über 80-Jährige noch immer auf einen Impftermin warten, haben andere gleich zwei: „Das ist eine Frechheit“, sagt eine 62-jährige Frau aus Wanne-Eickel. „Statt einem Termin haben wir nun zwei.“ Dabei wollte sie ihrer lieben Nachbarin eigentlich nur einen Gefallen tun. „Ihre Tochter ist berufstätig“, begründet sie ihr Engagement. Daher habe sie der 85-Jährigen angeboten, für sie einen Termin im Impfzentrum auszumachen.

Gesagt, getan: Sie greift zum Hörer und bekommt einen Termin im April. Das Blöde: Auch die Tochter der Nachbarin hatte mittlerweile online einen Termin für ihre Mutter vereinbart, für den selben Tag, wie sich herausstellte. „Ach, mach dir keine Sorgen“, habe die Wanne-Eickelerin zur ihrer Nachbarin gesagt. „Ich sage den Termin einfach ab.“ Doch dann „ging das Theater los“, erzählt die 62-Jährige im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Corona-Impfung in Herne: „Man muss doch einen Termin absagen können“

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Ein Anruf bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die die Termine für die Impfzentren vergibt, bleibt ohne Erfolg. Einen Termin absagen? „Das können wir nicht“, habe eine Mitarbeiterin der KVWL am anderen Ende der Leitung gesagt – und der 62-Jährigen empfohlen, sich beim örtlichen Gesundheitsamt zu melden. Doch dort habe man ihr auch nicht weiterhelfen können: „Wir sind nur für die Kontaktverfolgung zuständig.“

Und das Deutsche Rote Kreuz? Immerhin unterstützen DRK-Mitarbeiter das medizinische Personal im Impfzentrum und übernehmen zum Beispiel die Registrierung am Eingang. Fehlanzeige. „Die Frau am Telefon war sehr irritiert, dass ich einen Termin absagen wollte“, erzählt die Wanne-Eickelerin. Sie habe sich informieren und zurückrufen wollen – „abgewimmelt“, wie die 62-Jährige sagt. Auf einen Rückruf wartet sie noch heute, rund zwei Wochen später.

„Da könnte ich mich echt aufregen“, sagt sie und fragt sich, ob ihre Nachbarin nach all den Anrufen mittlerweile überhaupt noch einen Termin hat. „Man muss doch einen Termin absagen können.“ Immerhin gebe es, abgesehen von dem Missverständnis, noch weitere Gründe, aus denen Menschen ihren Impftermin nicht wahrnehmen können. Und: „Andere warten noch immer auf einen Termin.“

KVWL: „Hier muss ein Missverständnis vorliegen“

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Vanessa Pudlo, Sprecherin der KV in Westfalen-Lippe, befürchtet, dass sich die Frau zu Unrecht ärgert. „Es ist nicht korrekt, dass Impftermine nicht abgesagt werden können“, schreibt sie auf Anfrage dieser Redaktion. „Hier muss ein Missverständnis vorliegen.“

Wer seinen Termin online gebucht habe, habe in der Regel auch eine Terminbestätigung mit dem Buchungscode erhalten, erklärt Pudlo. Mit diesem Buchungscode könne der Termin storniert werden (über „Buchung verwalten“ auf der Terminbuchungsplattform). Wer diesen Code nicht vorliegen hat, weil zum Beispiel telefonisch gebucht wurde, könne den Termin unter 0800 116 117 02 stornieren.

Eine Anleitung zur Überprüfung einer Terminreservierung gibt es unter www.corona-kvwl.de/impftermin.