Herne. Am Montag traten die Lockdown-Lockerungen in Kraft. Zahlreiche Herner nutzten die Möglichkeit, nach Terminvereinbarung shoppen zu gehen.

Der strenge Lockdown ist am Montag ein wenig gelockert worden. Der Handel darf wieder seine Geschäfte öffnen, die Zauberformel lautet „Click & Meet“. Die WAZ hat sich auf der Bahnhofstraße umgeschaut, wie der Handel diese Formel umsetzt und wie die Kunden das Angebot annehmen.

Wobei man zunächst vorausschicken muss: Käme es auf die 7-Tage-Inzidenz jeder einzelnen Stadt an – die Läden in der Herner und Wanner Innenstadt und in den Stadtteilen würden weiter im festen Griff des Lockdowns sein. Am Montag lag sie knapp über der 100er-Marke, Herne profitiert davon, dass die Inzidenz NRW-weit bei 65,8 liegt.

Mancher Geschäftsmann führt den etwas verhaltenen Betrieb am Montagmorgen auf genau die Unsicherheit der Menschen zurück, ob die Läden in Herne öffnen dürfen. Sie dürfen – und Buchhandlungen sogar ohne „Click & Meet“.

Kundin kommt aus Essen zur Buchhandlung Röttsches

Die erste Kundin sei sofort bei der Öffnung um 9.30 Uhr hereingekommen, erzählt Buchhändlerin Elisabeth Röttsches. Jetzt kämen Kundinnen und Kunden, die eher weniger im Internet shoppen. Was sie während des Lockdowns festgestellt habe: Die Schaufenster hätten eine neue – größere – Bedeutung erlangt. In den vergangenen Wochen habe es immer wieder Bestellungen gegeben, nachdem die Kunden die Bücher in der Auslage gesehen hätten. Deshalb hätten sie die Schaufenster häufig umgestaltet.

Kundin Jutta Weber (l.) kam aus Essen, um in der Buchhandlung Röttsches Bücher zu kaufen. Elisabeth Röttsches freut sich, dass die Kunden wieder in den Laden dürfen.
Kundin Jutta Weber (l.) kam aus Essen, um in der Buchhandlung Röttsches Bücher zu kaufen. Elisabeth Röttsches freut sich, dass die Kunden wieder in den Laden dürfen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Jetzt stehen die Kunden wieder im Laden. Wie Jutta Weber. Sie habe extra vorher angerufen, ob sie kommen kann – aus Essen. Die Innenstadt dort gefalle ihr nicht mehr, dort sei sie auch schon vor dem Lockdown länger nicht gewesen. Herne sei dagegen eine gute Einkaufsstadt. Bei Röttsches sei sie zum ersten Mal – und es hat den Anschein, dass sie wieder kommt.

Bahnhofstraße ist sichtbar belebter als zu Lockdown-Zeiten

Auch die Mayersche Buchhandlung ist gut frequentiert. Ab und zu gebe es kleine Schlangen an der Kasse, so Filialleiter Florian Knipping. Jeder Kunde, der hereinkommt, muss aus einer Box eine Karte nehmen, damit man genau weiß, wie viele Kunden noch herein dürfen. Doch von der Maximalzahl von 95 Kunden ist man noch deutlich entfernt.

Pieper-Filialleiterin Olga Sarris-Maglione (l.) und Fachverkäuferin Annett Flagel vereinbarten am Montagvormittag die ersten Kundentermine.
Pieper-Filialleiterin Olga Sarris-Maglione (l.) und Fachverkäuferin Annett Flagel vereinbarten am Montagvormittag die ersten Kundentermine. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Trotzdem: Es ist deutlich zu erkennen, dass es lebhafter auf der Bahnhofstraße ist als zu Lockdown-Zeiten (in denen die Herner City allerdings auch nie völlig ausgestorben war). Und die meisten Geschäfte machen Gebrauch von den neuen Möglichkeiten. Zu den Ausnahmen zählen am Montagmorgen unter anderem Esprit, Douglas oder Rituals. Doch in vielen Eingangstüren stehen Pulte, an denen Kunden spontan einen Termin vereinbaren können. Wie bei der Parfümerie Pieper. Die ersten Kunden hätten spontan vorbeigeschaut, weitere hätten telefonisch Termine vereinbart, so Filialleiterin Olga Sarris-Maglione.

Mehr als 120 Kunden bei New Yorker in den ersten beiden Stunden

Einige der größeren Geschäfte erreichen sogar die maximale Auslastung. Vor C&A bildet sich eine Schlange, vor New Yorker im City-Center ebenfalls. Eine Frage ergibt: Allein in den ersten zwei Stunden waren mehr als 120 Kunden im Geschäft, viele Menschen haben ganz offensichtlich darauf gewartet, mal wieder an Regalen entlang zu schlendern und verschiedene Kleidungsstücke in die Hand zu nehmen.

Nehle Reiter-Gies bei der Beratung eines Kunden.
Nehle Reiter-Gies bei der Beratung eines Kunden. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

So wie Max. Der 24-jährige Herner hat bereits eine Tüte von New Yorker in der Hand, als er bei Reiter Fashion eintritt. Er habe dringend darauf gewartet, dass die Läden wieder öffnen, er habe ein paar Dinge benötigt. Nun schaut er sich mit Inhaberin Nehle Reiter-Gies ein paar Hosen an. Sie berichtet, dass auch bei ihr um 10 Uhr sofort Kundinnen vor der Tür gestanden hätten. Bereits in der vergangenen Woche habe sie Terminanrufe erhalten – „nachdem die Regelung verstanden wurde“, so Gies. Den Lockdown habe sie einigermaßen überstanden – mit Warenpräsentation auf Instagram etwa und anschließendem Click & Collect. Auch auf eine Berichterstattung der Herner WAZ hätten Kunden reagiert. Nun hofft Reiter-Gies, dass sie im September entspannter Jubiläum feiern kann. Dann ist Reiter Fashion zehn Jahre in Herne.

>> Auch bei den Terminshopping-Angeboten müssen aber Hygienevorschriften erfüllt werden:

■ Es gilt weiterhin die Maskenpflicht.

■ Die Einkaufszeit soll gemäß der zuvor erfolgten Terminbuchung begrenzt werden.

■ Pro angefangene 40 Quadratmeter Verkaufsfläche darf ein Kunde einkaufen.

■ Kunden müssen im Geschäft die Kontaktdaten zur Nachverfolgung von Infektionsketten hinterlegen.

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