Herne. Ab Mittwoch sind die Läden zu. Händler rechneten in den Tagen davor mit einem großen Ansturm auf die Innenstädte. So sah es in Herne aus.

Ab Mittwoch ist er da, der harte Lockdown: Die meisten Geschäfte werden schließen. In der Herner Innenstadt war in den letzten beiden Tagen vor der Schließung einiges los, der große Ansturm blieb aber aus.

Für den stationären Handel sei der harte Lockdown schlimm, sagt Olaf Kenkmann, Chef des Herner Einzelhandelsverbands. Die Woche vor Weihnachten sei die wichtigste im Jahr, und die falle nun weg. Für viele Geschäftsleute spitze sich die Lage deshalb weiter zu. Auch ein Außer-Haus-Verkauf, wie ihn etwa viele Gastronomen jetzt anbieten, „wird viele meiner Kollegen nicht retten“, prophezeit er.

Buchhändlerin Elisabeth Röttsches nennt die Lage „wirklich dramatisch“. Zwar seien in den Tagen vor dem harten Lockdown mehr Kunden gekommen als üblich, das reiche bei weitem aber nicht aus, um die Verluste in der Corona-Krise aufzufangen. „Die beiden Wochen vor Heiligabend sind für uns existenziell wichtig“, so die Chefin des Literaturhauses von der Bebelstraße. Dass Online-Händler wie Amazon nun das große Geschäft machen, empfinde sie als „Schlag ins Gesicht“. Es seien die Händler vor Ort, die Beratungen durchführten und dekorierten – und sie hätten nun das Nachsehen. „Da muss was nachgebessert werden“, fordert sie. Ihre Hoffnung nun: dass viele Menschen online bei ihr bestellen.

Bücher können weiterhin bei der Mayersche in Herne bestellt werden

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Die letzten Tage vor dem Lockdown seien quasi wie der 21. und 22. Dezember, ein vorgezogenes Weihnachtsgeschäft, sagt Florian Knipping, Filialleiter der Mayersche-Buchhandlung an der Bahnhofstraße. „Unsere Kunden sind alle sehr verständig für die Situation und vor unserem Laden musste bisher niemand lange warten.“ Zudem seien die Öffnungszeiten in den letzten Tagen verlängert worden, um die Kundenströme zu entzerren, so Knipping. Trotz der starken Frequenz könnten die Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen in den Geschäften weiterhin gut umgesetzt werden. Zudem seien aktuell alle Mitarbeiter in den Buchhandlungen im Einsatz, um die Kunden zu bedienen.

Buchhandlung hat Abholstation eingerichtet

Die Abholstation der Mayersche-Buchhandlung sei bis auf Weiteres von 9.30 bis 19 Uhr und samstags von 9.30 bis 18 Uhr besetzt, sagt Filialleiter Florian Knipping. Bücher können über thalia.de, info-herne@mayersche.de und telefonisch (02323 / 3689100) bestellt werden.

Darüber hinaus könne man sich Bestellungen über thalia.de auch direkt nach Hause liefern lassen oder prüfen, ob die Ware in der gewünschten Filiale vorrätig ist und diese zur Abholung reservieren. „Aktuell prüfen wir auch die Möglichkeit einer Lieferung aus der Filiale heraus“, so Knipping.

Im Literaturhaus können Bücher nach der Bestellung abgeholt werden. Möglich ist das von 9.30 Uhr bis 17 Uhr. Eine Lieferung wird ebenfalls angeboten. Bestellt werden kann auf der Homepage https://koethers-roettsches.buchkatalog.de. Weitere Infos unter 02323/147670 und info@koethers-roettsches.de.

Es könnten auch weiterhin Bücher über zur Abholung in die Filiale bestellt und dann an der Abholstation im Schaufenster abgeholt werden - „gerne schon vorab online bezahlt, ansonsten gerne mit Gutschein oder EC-Karte“, so der Filialleiter.

Auch beim Deko-Geschäft Depot habe sich der Ansturm am Dienstag in Grenzen gehalten, sagt eine Mitarbeiterin. „Am Montag war noch deutlich mehr los.“ Die Kunden, die die letzten Einkäufe vor dem Weihnachtsfest machten, seien an den beiden Tagen aber alle sehr entspannt gewesen. Auch Angelique Schulz, Filialleiterin des Modegeschäfts Ulla Popken berichtet von einem vollen Montag. „Der Dienstag war schon ruhiger.“ Viele der Kunden seien hektisch gewesen, „so kurz vor Toreschluss“, sagt Schulz. Von den letzten Tagen vor dem Lockdown sei der Samstag der umsatzstärkste Tag gewesen.

Wochenmärkte sind die Gewinner der Krise

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Gewinner der Corona-Krise sind die Wochenmärkte. „Sie sind der Renner“, sagt Uwe Odermann, Sprecher der Herner Händler. Ein Umsatzplus im zweistelligen Bereich sei in der Branche seit Beginn der Pandemie keine Seltenheit. Schon am Freitagmorgen um 7.30 Uhr bildete sich vor seinem Fischstand am Herner Rathaus eine kleine Schlange. Die ersten Kunden kauften bereits für Weihnachten ein, andere bestellten vor. Viele weitere folgten in den nächsten Tagen. Tendenz: steigend. „Wir kommen kaum noch zum Schlafen“, sagt Odermann, der in diesem Jahr viel mehr Fisch ordert als üblich.

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Restaurants dicht, die Menschen bleiben über Weihnachten zu Hause – auch die Supermärkte seien die Profiteure der Corona-Krise, sagt Olaf Kenkmann, der Chef des Einzelhandelsverbands. Schon jetzt werde deutlich mehr gekauft als üblich, so der Betreiber des Rewe-Supermarkts an der Siepenstraße. Und nächste Woche stehe Weihnachten vor der Tür: „Jeder, der noch was braucht, wird rennen.“ Die Kehrseite: „Wir kommen langsam an unsere Grenzen.“ Seine Mitarbeiter hätten alle Hände voll zu tun, um den Ansturm zu bewältigen, „die Belastung ist extrem“. Hinzu komme: „Die Leute sind gereizter.“

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