Die Kritik an der Drogenszene in Wanne-Mitte hat zugenommen. Herne will nun einen Streetworker einsetzen, der sich um die Abhängigen kümmert.

Die Stadt Herne will mit den Drogenabhängigen im Postpark und am Buschmannshof ins Gespräch kommen, ihre Probleme kennen lernen und ihnen Hilfe anbieten. Hintergrund ist die Situation vor Ort, die sich zuletzt verschlechtert habe, sagt Pia Plattner, die Suchtkoordinatorin der Stadt. Die Drogenszene werde zunehmend als Problemgruppe wahrgenommen. Deshalb soll möglichst zum 1. Januar ein Streetworker eingestellt werden, der sich um die Abhängigen kümmert.

Die Drogenszene in Wanne-Mitte ist alles andere als neu, es gibt sie seit vielen Jahren. Im Postpark stehen die Menschen in Sichtweite zum Hauptbahnhof Wanne-Eickel in einem Unterstand, der eigens für sie aufgestellt und nach einem Brand auch erneuert wurde, auf dem Buschmannshof treffen sie sich auf dem zentralen Platz. Je nach Tageszeit und Witterung, sagt die städtische Sucht- und Psychiatriekoordinatorin Pia Plattner, sind es im Kern fünf bis zehn Menschen, die meisten Männer, die sich dort aufhalten.

Suchtkoordinatorin: Vertrauenaufbauen und Menschen begleiten

„Dabei wird nicht nur Alkohol konsumiert“, erklärt sie. Gemeint ist: Auch harte Drogen werden genutzt. Die Zahl der Menschen sei zuletzt gestiegen, ebenso die Kritik an ihnen. So ärgert sich etwa auch die Kaufmannschaft seit Jahren über die Szene, sie fürchtet, dass Kunden ausbleiben und Geschäfte schließen.

Sucht- und Psychiatriekoordinatorin der Stadt Herne: Pia Plattner (51).
Sucht- und Psychiatriekoordinatorin der Stadt Herne: Pia Plattner (51). © FMS | Barbara Zabka

Allein: Auffälliger als früher sei die Szene nicht, betont die 51-jährige Sozialpädagogin. Beschwerden von Anwohnern wegen Ruhestörung gebe es etwa kaum, ebensowenig würden Passanten belästigt. Es sei aber dreckig. Ähnlich äußert sich Stadtsprecher Christoph Hüsken: „Herne ist eine Großstadt mit großstädtischen Problemen.“ Soll heißen: Es gebe wie andernorts hier Drogenabhängige, die sich in der Stadt träfen. Probleme gebe es keine. Der KOD, der Kommunale Ordnungsdienst, schaue regelmäßig vorbei, das öffentliche Trinken werde geduldet.

Für die Dauer von zunächst zwei Jahren will die Stadt nun einen Streetworker mit einer halben Stelle einstellen, der sich um die Männer und Frauen kümmert. Ziel sei es, die Menschen und ihre Probleme vor Ort kennen zu lernen, um ihnen dann Hilfe anzubieten, beispielsweise durch eine Drogenberatung, aber etwa auch durch Schuldnerberatung oder Jobcenter.

Sozialpolitiker Bleck: Daskann nur der Anfang sein

„Der Streetworker soll bei den Menschen Vertrauen aufbauen und sie begleiten“, sagt Pia Plattner.

Volker Bleck, Vorsitzender des Sozialausschusses, begrüßt den geplanten Streetworker. Es sei gut, dass man die Abhängigen sowie ihre Sucht und ihre Probleme endlich kennen lernen und ihnen Hilfe anbieten könne, sagt er zur WAZ. Der SPD-Ratsherr betont aber auch: „Das kann nur der Anfang sein.“ Ziel des Streetworkers müsse es auch sein, einen anderen Treffpunkt für die Szene zu finden. Der Anlaufpunkt im Postpark biete den Abhängigen gerade mal ein Dach über dem Kopf, aber keinen geschlossenen Raum. Auch wäre es wünschenswert, wenn sich die Szene in Wanne-Mitte „nicht so auf dem Präsentierteller“ versammeln würde.

„Vielleicht gibt es ja irgendwo eine Wohnung oder ein Ladenlokal“, hofft Bleck. Zuletzt im Gespräch war auch die Nutzung einer ehemaligen Trinkhalle an der Berliner Straße/Hauptstraße, ebenso der Bau eines Containers neben dem Unterstand im Postpark. Umgesetzt wurde (noch) keiner dieser Vorschläge.

Eines, betont Volker Bleck, werde aber nicht passieren: dass der Streetworker komme und die Szene aus Wanne-Mitte verschwinde. Wer dieses Hoffnung habe, solle sich schnell davon verabschieden.